06 - Willlow und das Monsterbaby
Willow zu opfern«, erklärte Giles ihnen. »Damit wollen sie den so genannten Erdstein mit neuer Kraft aufladen.«
Buffy schlang die Arme um ihren Körper und begann zu zittern. Eine fast unnatürliche Kälte ließ sie erschauern.
Willow duckte sich unter der kleinen Tür hindurch und stützte sich mit einer Hand an der kalten Steinwand ab, um ihr Gleichgewicht zu wahren. Der Raum hinter der Tür hatte die Form eines ovalen Zimmers, dessen hinteres Ende wie eine abgerundete Pfeilspitze geformt war. »Komm herein, Hexe«, befahl eine raue Stimme. »Damit ich dich besser sehen kann.«
Widerstrebend betrat Willow das kleine Zimmer. Sie war umgeben von Speeren, deren Spitzen auf sie gerichtet waren. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und eine Gänsehaut lief über ihren Rücken. Am anderen Ende des Raumes saß ein Elf auf einem geschnitzten Holzthron, der in die weit auseinander klaffenden Kieferknochen einer steinernen Schädelskulptur eingelassen war. In den leeren Augenhöhlen glühten orangefarbene Kohlenfeuer, die dem Schädel einen unheilvollen Blick verliehen. Die rötlichen Lichter tanzten über dem Elf, der vielleicht einen halben Meter groß war, wenn er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete.
»Komm näher«, befahl der Elfenkönig. »Ich will das wunderbare Wesen ansehen, von dem Chammeus sagt, dass es uns zur Wiedererlangung unserer Macht verhelfen wird.«
Wunderbares Wesen? Das ist doch eigentlich eine positive Bezeichnung, oder?
Warum hatte sie dann nur so ein ungutes Gefühl? Näher an dieses Wesen heranzutreten war das Letzte, was Willow wollte, aber sie hatte das Gefühl, keine Wahl zu haben. Ihre Beine bewegten sich, als ob sie einem fremden Willen gehorchten. Als sie sich dem Thron näherte, konnte sie den alten Elf genauer betrachten.
Er war spindeldürr und sah aus, als wenn man seine leichenfahle Haut straff über ein Skelett gespannt hätte. Eine wulstige Stirn sprang über einem Paar eng beieinander stehender schwarzer Augen hervor. Sein scharf geschnittenes Gesicht wirkte eingefallen, obwohl die große Nase diesen Eindruck wieder etwas verwischte.
Seine krummen Finger waren gespreizt und konnten das Zepter aus Knochen und Jade kaum fest umfassen.
Eine Krone aus lose verflochtenen Zweigen saß schief auf seinem schmalen Haupt.
» Auf die Knie, Kind!«, befahl er in seinem rasseligen Tonfall. »Ich, Elanaloral, König der Schattenwesen, befehle dir, mir zu gehorchen.«
Willow widersetzte sich seinem Befehl mit zitternden Knien. »Wo sind die Kinder?«, fragte sie tapfer.
Das hagere Gesicht des greisen Königs verzerrte sich vor Wut und seine Augen wurden schmal. »Du wagst es, dich mir gegenüber so anmaßend zu benehmen!«
»Ich will nur wissen, ob es den Kindern gut geht.« Willow vermochte das Zittern in ihrer Stimme kaum zu verbergen und hatte Mühe, seinem Blick nicht auszuweichen.
Einer der Elfen näherte sich ihnen nervös. Sie bemerkte, dass er es nicht wagte, dem Elfenkönig in die Augen zu sehen. »Majestät, Sie erkennt die Größe Eurer Macht nicht. Sie wurde nur hierher gebracht, um ihren Teil zur Wiederbelebung des Erdsteines beizutragen.«
»Nehmt sie«, zischte Elanaloral. »Fesselt sie und bereitet sie für die Zeremonie vor. Der Erdstein wird aufs Neue uns gehören!«
Willow versuchte zu fliehen, aber es gab keinen Ausweg. Sie war sofort von bewaffneten Elfen umgeben.
»Der Erdstein wird das erste Mal in Dimitris Aufzeichnungen erwähnt«, fuhr Giles fort. »Die Übersetzung der Aufzeichnungen und ein weiteres Dokument, das mir zugeschickt worden ist, erbrachten, dass der Erdstein in König Elanalorals eigener Geschichte eine große Rolle spielt. Wie ihr aus unseren flüchtigen Studien über die Domovoi wisst, sind sie Feuerstellengeister, die Wahrer und Beschützer des Hauses.«
Buffys Geduld wurde durch Giles Vortrag auf eine ernsthafte Probe gestellt, sie wollte endlich handeln, was schließlich ihre stärkste Seite war. Aber sie wusste auch, dass sie ihre Sache viel besser machen würde, wenn sie über genügend Hintergrundinformationen verfügte.
»Der ursprüngliche Domovoi-Erdstein enthielt sämtliche Aufzeichnungen der Elfen«, erklärte der Wächter weiter. »Ein solches Archiv bedeutet Macht, sowohl symbolisch als auch real. Obwohl es keine Beweise dafür gibt, besagt die Legende, dass der Erdstein einer Elfenfamilie dazu verhilft, die Kräfte, über die sie verfügen, bis ins Unermessliche zu steigern. Ein ziemlich entscheidender Punkt, wenn man so
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