06
supergeheimen Code missachtet?"
„Ich weiß, dass diese kindischen Scherze Eure Art sind, mit Problemen umzugehen, aber bei allem Respekt, Majestät, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür."
„Okay", sagte ich einsichtig.
„Er schmollt nicht, wie Ihr annehmt. Er versteckt sich nicht. Er möchte sich nicht vor seinen Pflichten als Bräutigam drücken. Und da ist noch etwas . ."
„Was? Was ist es? Was?"
„Er würde niemals die Königin im Stich lassen", sagte sie ruhig. „Ganz egal, ob er die Hochzeitszeremonie für albern hält. Irgendjemand hält ihn gefangen.
Oder hat ihn getötet."
„Was .. was tun wir denn jetzt?"
Ich hörte einen dumpfen Schlag und begriff, dass Tina in 80 Billionen Meilen Entfernung gegen eine Wand geboxt hatte. „Ich. Tue. Gar nichts!" Noch ein Boxschlag. Sie schlug die Wand wie Rocky Balboa, der einen Boxsack bearbeitete. „Ich kann nicht zurück zu Euch kommen. In Frankreich gibt es Unruhen und alle Flüge sind auf unbestimmte Zeit gestrichen."
„Unruhen?"
„Ihr habt doch sicher auf CNN gesehen . . auch egal."
„Oh, die Unruhen! Natürlich, natürlich. Die Unruhen. Diese ärgerlichen französischen Unruhen."
Sie ignorierte meinen halbherzigen Versuch, ihr weiszumachen, ich sei über die aktuellen Ereignisse in der Welt auf dem Laufenden. „Es gelingt mir noch nicht einmal, privat ein Flugzeug zu chartern. Und die Schiffsreise würde zu lange dauern. Ich sitze fest, Majestät. Und Ihr seid allein."
„Tina, schon ..." Gut, wollte ich gerade sagen, aber wem wollte 66
ich etwas vormachen? Tina, eine der cleversten Personen, die ich je kennengelernt hatte, dachte, dass Sinclair tot sei. Ergo . . war er es nicht.
Ich würde mich in meine Dickköpfigkeit flüchten. Sie hatte unrecht, unrecht, unrecht. Ich würde nicht zulassen, dass Panik ausbrach. Punkt. Ich würde Ruhe bewahren. Die Panik musste sich schon jemand anderen suchen, den sie nerven konnte. Ich würde da nicht mitmachen. Sinclair war nicht tot. Und auch nicht in Gefahr.
Tina hatte unrecht. Dieses eine Mal hatte sie Mist gebaut, in einer Angelegenheit, die ihr ebenso naheging wie mir. Wer konnte schon sagen, warum? Vielleicht war es der Stress, so weit von zu Hause weg zu sein? Oder das Theater, in einem Sarg durch den Zoll kommen zu müssen? Wichtig war nur, dass sie mit den Nerven am Ende war und voreilige Schlüsse zog. Alles andere lag außerhalb meines Vorstellungsvermögens. Ich konnte mir keine Welt ohne Sinclair vorstellen. War das nicht dumm? Vor zwei Jahren hatte ich noch nicht einmal gewusst, dass der Kerl überhaupt existierte.
„Tina, hör auf, gegen die Wand zu boxen. Du wirst dir noch wehtun."
„Schon passiert", sagte sie dumpf. „Die meisten Finger meiner linken Hand sind gebrochen."
„Jesses, gegen was boxt du denn? Zement?" -Ja"
„Dann hör auf damit. Konzentrier dich lieber darauf, nach Hause zu kommen."
„Aber die Unruhen .. die Straße sind entweder gesperrt oder sie haben Barrikaden errichtet. Niemand kommt rein oder raus. Ich kann Euch nicht helfen, meine Königin, ich sitze hier fest." „Fest" hörte sich an wie „fessssst", weil Tina es zischte wie jemand, der halb verrückt vor Schuld und Trauer war.
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Noch mehr Unruhen in Frankreich! Das perfekte Timing. Typisch für Frankreich, nicht an meine Bedürfnisse zu denken, bevor sie Ausgangssperren verhängten.
„Ich weiß, es ist schwer, aber irgendwann werden sie Flüge aus dem Land erlauben müssen. Schließlich kann FedEx so nicht einreisen. Die Leute brauchen doch ihre Overnight-Kuriersendungen, Tina! Sie wollen ihre Sephora-Kosmetika und ihren Käse. Die Franzosen werden sich das nicht gefallen lassen, glaub mir. Die Flughäfen werden nicht lange geschlossen bleiben. Oder verlass wenigstens Frankreich und nimm einen Flieger aus einem Land, in dem es keinen Aufstand in den Straßen gibt."
„Das ist . . ein exzellenter Rat, Majestät." Ich konnte die Überraschung in ihrer Stimme hören, nahm es ihr aber nicht übel. Merkwürdig genug, dass Tina nicht selber darauf gekommen war. Noch merkwürdiger, dass ich den Vorschlag gemacht hatte.
Das zeigte, wie mitgenommen sie war. Und wie überzeugt sie war, dass Sinclair tot war, und wie durcheinander von den Schlussfolgerungen, die sie hatte ziehen müssen. „Ich werde sofort aufbrechen. Mit Eurer Erlaubnis werde ich Eure Zeit nicht mit Telefonanrufen verschwenden, bis ich Neuigkeiten zu berichten habe."
„Das ist gut, Tina."
„Und,
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