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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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wollte ich duschen, unterließ es aber.
    »Bleibt Ihnen nach allem eine andere Möglichkeit?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich fasste an die Messingschnalle des breiten Gürtels, und die beiden Kristalle fielen mir ein. Sofort irrten meine Gedanken zurück zu den Dämonentänzern und Angela. Die alte Unruhe, eben noch durch das Essen unterdrückt, wurde schlagartig wieder spürbar.
    »Es fällt schwer, an Dämonen und Geister zu glauben. Aber Sie sollten besser diese Welt neben der Wirklichkeit akzeptieren. Mit dem Versuch, alles rationell zu erfassen, würden Sie scheitern. Ich habe es leichter. Ich kenne diese zweite Wirklichkeit. Der Tod und die Schmerzen dort sind ebenso real wie in unserer Welt, mein Freund. Übrigens möchte ich Ihnen herzlich danken. Sie sind schuld daran, wenn Sie durch mich noch mehr Ärger bekommen.«
    »Noch mehr Ärger?«, fragte ich gedehnt. »Kaum möglich.«
    Er lachte kurz und stoßweise. Die Erschöpfung hatte von ihm Besitz ergriffen. In wenigen Minuten würde er mit einiger Sicherheit zur Couch zurückwanken und einschlafen. Ich war weniger müde, und ich würde kaum schlafen können.
    »Sie werden sich noch wundern. Doch zurück zu meiner ersten Frage. Haben Sie etwas, das den Dämonen den Weg zu uns zeigen könnte?«
    Ich erschrak. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel zu – er meinte es tödlich ernst.
    Ich griff in die Hosentasche und erwiderte langsam: »Sie kamen mit dem abgeschnittenen Kopf eines Esels. In den leeren Augenhöhlen steckten Kristalle. Ich weiß, das klingt unglaubwürdig.«
    Er winkte ungeduldig ab.
    Ich glaubte, vor der Tür ein scharrendes Geräusch gehört zu haben, aber ebenso konnte es ein Zweig gewesen sein, der über einen Fensterladen kratzte.
    Langsam zog ich die beiden Kristalle aus der Hosentasche.
    »Nichts ist unglaubwürdig. Was haben Sie?«
    Hunters Stimme klang auf einmal gar nicht mehr müde. Ich war überrascht.
    Wieder hörte ich draußen so etwas wie Schritte und dann unterdrücktes Gemurmel. War ich schon so weit, dass ich Geisterstimmen hörte?
    »Zwei kugelförmige Kristalle. Ich habe sie hier in der Hand.«
    Er sprang auf und sagte barsch: »Zeigen Sie sie mir!«
    Ich hielt ihm die Faust entgegen, und als ich sie öffnen wollte, hörte ich draußen unverkennbar den Klang einer Maultrommel. Ich wandte den Kopf zur Tür und erwartete, dass sie jeden Augenblick aufgesprengt wurde.
    Vor mir schrie Dorian gellend auf.
    Ein heiserer Befehl oder ein Fluch wurde vor der Tür ausgestoßen.
    »Nein! Ich bin blind! Geblendet! Weg damit!«, kreischte Dorian Hunter.
    Ich drehte unwillkürlich wieder den Kopf herum und zuckte zusammen. Einer der Kristalle fiel aus der Handfläche und rollte über den Strohteppich, der über den Fliesen lag.
    »Was haben Sie?«, rief ich. »Blind? Was ist los?«
    Auf der anderen Seite des Tisches war Dorian Hunter aufgesprungen und hatte beide Hände vor sein Gesicht geschlagen. Er taumelte rückwärts, warf den Stuhl um und prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Scheppernd fiel ein Zierteller vom Wandbrett und zerschellte auf den Fliesen.
    Der Kristall in meiner Handfläche veränderte sich in erstaunlich kurzer Zeit.
    Eben hatte er noch geleuchtet und gefunkelt, jetzt sah er stumpf wie ein Kieselstein aus und verlor jeden Glanz. Ich bückte mich und sah den zweiten Kristall neben dem Tischbein. Auch er war zu einem runden Stück Mineral geworden.
    Schweigend nahm Dorian Hunter die Hände von seinem Gesicht.
    »Das – ist – unmöglich!«, stammelte ich.
    »Ich bin blind«, röchelte der Dämonenkiller.
    »Unfug!«, erwiderte ich. »Sie sind übermüdet. Ein psychologischer Effekt«
    »Die Seelenkristalle. Sie sind Werkzeuge Hekates. Sie kommen, Arnold. Sie kommen, um uns zu holen. Verstecken Sie sich!«
    Ich stand unschlüssig da, dann schlug ich mit der Hand auf den Tisch und hastete zur Tür, ohne Dorian zu beachten, der sich zur Liege vortastete. Seine Hände kratzten über den rauen Verputz der Wand. Knirschend brach ein Fingernagel ab. Das Geräusch ging mir durch Mark und Bein.
    Ich öffnete das winzige Fensterchen in der massiven Tür und spähte in die Dunkelheit hinaus.
    Sie kamen. Ich sah dieselben Schemen wie auf dem Fischkutter – nicht die Dämonentänzer. Die Augenpaare glühten in der Finsternis.
    »Sie kommen«, sagte ich leise. »Ich habe mindestens fünf Gestalten gesehen, zehn wie Phosphor leuchtende Augen.«
    »Ich bin blind«, wiederholte Dorian. »Schauen Sie meine Augen an,

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