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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Arnold!«
    Ich wagte nicht, ihn anzusehen, und als ich doch zu ihm hinüberblickte, sah ich, dass seine Augen strahlten und loderten. Der Glanz der Kristalle hatte sich auf seine Augäpfel übertragen. Sie leuchteten wie teurer Schmuck.
    »Und ich hätte diese Kristalle ansehen sollen«, sagte ich.
    Plötzlich begriff ich alles. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Noch niemals in meinem Leben hatte ich einen solchen Schock erlitten. Dieses Schicksal war mir zugedacht gewesen. Als die Maskentänzer mit ihrem verdammten Eselskopf kamen, hatte ich die Kristalle nicht genau angesehen. Ich hatte sie bemerkt und nach ihnen gegriffen, aber ich hatte mich darauf konzentriert, gegen die verrückten sardischen Männer zu kämpfen und ihnen zu entkommen. Dann, als ich die Steine aus der Tasche geholt und Fortunato, dem alten Hoteldiener, gezeigt hatte, war ich ebenfalls abgelenkt worden – durch seine erschrockene Reaktion. Und jetzt hatten mich unsere Verfolger gerettet. Im Augenblick waren die stumpf gewordenen Kristalle keine Gefahr mehr für mich. Sie hatten Dorian Hunter geblendet. Und er befand sich außerdem wieder im erbarmungslosen Griff des Theriak. Eben noch hatte er neben der Couch gestanden, jetzt brach er zusammen. Er versuchte, mit einer letzten bewussten Bewegung seinen Sturz abzufangen, landete auf der Couch und begann wieder zu wimmern und zu schluchzen. Hunter war ein Wrack.
    Während er sich ausstreckte, hörte ich draußen Schritte, Schreie und Befehle, und zwar gleichmäßig um das ganze Haus herum. Die Kreaturen Hekates, die Männer oder Monster mit den glühenden Augen, bildeten eine Kette rund um den kleinen sardischen Hof. Einer von ihnen klopfte fordernd an die Eingangstür.
    Ich stand wie ein gehetztes Reh da, drehte den Kopf hin und her und suchte nach einem Fluchtweg. Was konnte ich tun? Ich besaß keine Möglichkeit, Dorian zu helfen, wusste nicht einmal, wie ich ihm hätte helfen können. Er lag wieder zusammengekrampft auf der Couch, warf die Kissen herunter und wimmerte und stöhnte, dass einem das Herz blutete.
    Im Hintergrund des Hauses sah ich die breite Leiter, die unter das Dach führte. Immer wieder hatte ich versucht, den Besitzer zu überreden, an ihrer Stelle eine Treppe zu bauen und das Obergeschoß zu einem Schlafraum umzugestalten. Vergeblich. Er scheute die Kosten, war zu geizig. Auch ohne Treppe konnte er sein Haus vermieten.
    Ich hastete auf die Leiter zu und schaltete, als ich die schlanke Granitsäule erreichte, das Licht im Raum aus. Dann kletterte ich wie ein Wiesel die Leiter hinauf.
    Ich warf mich genau in dem Augenblick nach vorn in das staubige Heu, das seit drei Jahren hier lag, als ein harter Schlag die Tür aufsprengte.
    Sie kamen herein. Ich hörte unzählige schlurfende Schritte und begann wieder vor Furcht und Angst zu zittern.
    Dann herrschte plötzlich Schweigen. Das war das Ende.

    Ja, ich würde zärtlich zu ihr sein, wenn sie das nächste Mal kam. Natürlich würde sie kommen. Ich war der einzige Mensch, den sie kannte und der nicht in den Gesetzen ihrer rückständigen Welt gefangen war. Sie würde kommen und von mir lernen, wie sich Menschen lieben. Ich würde sie verstehen, auch wenn sie blind war. Oder gerade deswegen. Ihr Haar, ihr schönes Gesicht und der lange, glatte Hals luden förmlich dazu ein, gestreichelt und liebkost zu werden. Niemand würde uns sehen. Kein hysterischer Vater würde Angelas Tugend bewachen und das Messer ziehen, wenn ich nicht gleich Hochzeit schrie. Wir würden uns treffen, wenn alles vorbei war. Sie würde mir sagen, wo sie sich befand, wenn sie für Tage verschwand und niemand wusste, wo sie war. Ihr Körper, ausgereift und warm, weich und jung, fest und federnd, würde sich an mich pressen. Wir würden alle die Dinge tun, die Menschen tun, wenn sie sich lieben. Ihre herrlichen langen Schenkel! Der Busen in meinen Händen …
    Plötzlich riss diese Vorstellung ab. Ich wusste, dass mein Verstand mir einen Streich gespielt hatte. Oder genauer: er hatte sich selbst gerettet, indem er sich aus der unerträglichen Belastung zurückzog und Wunschbilder produzierte. Ich erwachte aus meinem Traum, der nur vier Sekunden gedauert hatte.
    Unten schrie Dorian Hunter wie ein Tier auf, das man mit einer glühenden Eisenstange quält. Unten wurden Möbelstücke grob zur Seite geschoben. Unten schrien fremde, unverständliche Stimmen Befehle oder Flüche. Ich hörte ungezählte Füße scharren und Klirren von berstendem Glas. Dann

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