0601 - Druiden-Seelen
hattet ihr während der Überlappung die Erscheinungsform von Skeletten?«
»Ich… ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Hm…« Ted Ewigk kauerte sich wieder neben der Goldhaarigen nieder. In der einen Hand den Sternenstein, berührte er mit der anderen den Körper der im Kälteschock befindlichen Druidin.
Vali sah, wie der Dhyarra-Kristall hell aufleuchtete. Mit ihren Sinnen registrierte sie noch mehr - sie sah, wie Wärme aus dem Kristall floß und in den Körper der Goldhaarigen eindrang.
Die Kälte ließ nach, der Körper erwärmte sich, das Blut begann wieder schneller zu zirkulieren.
Die erstarrten Stoffwechselvorgänge setzten wieder ein.
»Ganz ruhig, Teri«, sagte Ewigk leise. »Ganz ruhig. Warte noch, bis du wieder richtig warm bist. Es ist alles in Ordnung. Keine Gefahr mehr.«
Die Goldhaarige begann sich zu bewegen, reckte und streckte ihre Gliedmaßen. Nach ein paar Minuten richtete sie sich langsam auf.
Ihre Bewegungen waren kontrolliert und von einer raubtierhaften Eleganz.
Vali erschauerte. Jetzt hatte sie es mit zwei Gegnern zu tun!
Nein, verbesserte sie sich sofort. Keine Gegner. Wir müssen zusammenarbeiten!
Die Goldhaarige, die der Fremde Teri genannt hatte, sah Vali an. Die schockgrünen Augen leuchteten grell auf.
Sekundenlang spürte Vali die mentale Berührung. Dann nickte Teri.
»Sie ist in Ordnung, sie plant nichts Böses gegen uns. Und sie ist verzweifelt und ratlos. Außerdem scheint sie sich total verausgabt zu haben. So leicht ist es mir noch nie gefallen, die Gedanken eines anderen zu lesen nicht mal bei euch Menschen.«
»Ich kämpfte gegen einen Mann mit Totenkopf und ein Reptil«, sagte Vali. »Der Reptilmann war so unwahrscheinlich stark…«
»Mann mit Totenkopf? Gevatter Tod?« murmelte Ewigk.
»Du hast gegen sie gekämpft?« hakte Teri sofort nach.
»Warum das? Griffen die beiden dich an?«
»Vielleicht… war auch das ein Mißverständnis? So viel hat sich verändert. Ich weiß nicht weiter!«
»Was ist passiert?«
»Ich habe auf die beiden geschossen und bin dann davongelaufen.«
»Verdammt«, sagte Ted und warf den Kristall in die Luft, um ihn sofort wieder aufzufangen. »Ich denke, ich werde diesen Ofen noch mal einsetzen müssen. Kannst du uns zu ihnen bringen, Teri?«
Die Goldhaarige nickte.
»Und dich«, Ewigk wies auf Vali, »nehmen wir mit. Oder fürchtest du den Zorn der beiden?«
»Ich fürchte ganz andere Dinge«, erwiderte Vali.
»Was ist mit denen hier?« fragte Teri und deutete auf die froststarren Druiden.
»Wir kümmern uns nicht weiter um sie. Sie werden wohl irgendwann wieder aufwachen und nach Glühwein verlangen.«
Ted griff nach Teris Hand. Sie berührte seine und Valis Schulter.
Vali erkannte sofort, daß sich die Goldhaarige auf den zeitlosen Sprung konzentrierte. Sekundenlang blitzte ein Gedankenbild auf - das Gesicht des Echsenmannes.
Vali erschauerte.
Sofort änderte sich das Bild, Teri konzentrierte sich auf den Mann mit dem Totenkopfgesicht, dessen Anblick in Valis Erinnerung weniger erschreckend war. Das war eine logische Reaktion, der Echsenmann war zu fremdartig, und Valis Ablehnung hätte den Sprung vielleicht verfälschen können.
Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte in Vali Bewunderung für Teri auf. Sie fragte sich, ob sie selbst ebenso umsichtig reagiert hätte.
Dann machte Teri die entscheidende Bewegung, die den zeitlosen Sprung auslöste…
Und im nächsten Moment prallten sie alle drei an einem anderen Ort mit Gevatter Tod zusammen.
***
Der Anblick des Tempels weckte unangenehme Erinnerungen sowohl in Zamorra als auch in Nicole. Es war zwar nicht der Tempel der Sauroiden-Stadt auf der Echsenwelt, in dem sie einige Male gewesen waren, sondern eine Ansammlung von Organhäusern, die zu einem sehr großen Gebilde zusammengeklumpt waren, aber dieser Klumpen ähnelte in seiner Form dem einstigen Tempel. Und jedesmal, wenn Zamorra und Nicole mit dem zu tun gehabt hatten - oder vielmehr mit seinen Bewohnern -, hatte es Ärger gegeben.
Zamorra ging vorsichtshalber nicht davon aus, daß es diesmal anders sein würde…
Aber wenigstens blieb die Gruppe von Sauroiden, die ihnen bis hierher gefolgt war, draußen vor dem Tempel und kam nicht auch noch mit herein.
Unaufgefordert wagte niemand diesen Hort des Aberglaubens und einer skrupellosen Wissenschaft zu betreten.
Nicht einmal, um vermeintliche Feinde zu verfolgen.
Wahrscheinlich dachte man auch, die Priester würden schon mit den Feinden fertig
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