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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erkundigt und kaum Antworten erhalten, mit denen sich etwas anfangen ließ. Im Süden, hieß es nur. Weiter im Süden, da soll es mehrere Klöster geben. Da müßt ihr hin.
    Wir fuhren praktisch die Strecke, die Glenda auch mit der Bahn gekommen war, nur blieben wir auf der Straße und kamen entsprechend langsamer voran.
    Jedenfalls war uns die ungefähre Gegend bekannt. Gegen Mittag suchte ich einen Rastplatz. Vor uns lag ein weites Tal, zum Norden hin abgeschirmt durch hohe Berge, die aussahen wie hochgereckte Fäuste und kaum Schatten warfen.
    Der kleine Ort duckte sich mit seinen flachen Häusern, als hätte er vor der Natur Angst bekommen. Über den Dächern flirrte die Luft.
    Die Hitze stand wie eine Wand, sie lähmte die Bewegungen und sorgte auch für eine Trägheit des Gehirns.
    Glenda stand vor dem Kühler. Sie trug eine Sonnenbrille, dennoch beschattete sie die Augen, als sie über den kleinen Ort hinwegschaute und mir zuwinkte.
    Ich hatte den heißen Wagen ebenfalls verlassen. Die Hose klebte mir an den Beinen. Ich schüttelte sie durch und blieb neben Glenda stehen. Mit der Zungenspitze fuhr ich über meine rauhen Lippen.
    Der Mund klebte mir fast zu, ich verspürte Durst.
    »Was hast du?«
    »Ich weiß nicht, aber ich habe das Gefühl, das Kloster sehen zu können. Da hinten, John, noch hinter dem Ort, wo sich ein Kirchturm in die Höhe drückt. Dort könnte es liegen.« Sie streckte den Arm aus und wies mit dem Zeigefinger in die entsprechende Richtung.
    Auch ich schaute dorthin. Den Turm sah ich. Er stach aus dem wabernden Hitzeschleier hervor. Die Entfernung war einfach zu groß, um Genaueres erkennen zu können.
    »Was sagst du, John?«
    »Wir werden im Ort nachfragen.«
    »Okay, meine ich auch. Außerdem brauche ich unbedingt etwas zu Trinken. Ich fühle mich wie ein Schwamm, der ausgesaugt worden ist.«
    »Frag mich mal.«
    Gemächlich gingen wir zurück, stiegen ein, öffneten die Rückfenster und starteten.
    Schon beim Anlegen der Gurte hatten wir stärker geschwitzt. Jede Bewegung bereitete regelrechte Qualen. »Wie kannst du es bei dieser Hitze nur aushalten?« fragte ich Glenda.
    Sie hob die Schultern. »Das ist Urlaub, John. Ich habe mich immer im Schatten gehalten.«
    »Das sieht man.« Grinsend warf ich einen Blick auf ihre dunkel und sonnenbraun gewordene Haut und erkannte im gleichen Moment, wie sie einen Schauer bekam. »Was hast du?«
    Glenda flüsterte mit tonloser Stimme. »Ich denke an das Kreuz, John, das sich in eine Schlange verwandelte.« Sie holte Luft. »Es ist… es ist, weißt du … alles so schlimm, weil ich bisher eine Achtung hatte. Nun mußte ich erleben, daß die Hölle stärker war. Sie hat das Kreuz verwandelt.« Glenda machte es mir mit den Händen vor. »So wurde es zu einer verfluchten Schlange. Wie kann das sein?«
    Ich gab noch keine Antwort. Erst mußte ein halbes Dutzend Schafe über den Weg laufen. Da sie es in Etappen taten, fuhr ich zwischen ihnen Slalom. »Ich kann dir das nicht sagen, Glenda. Zumeist war mein Kreuz Sieger. Was nun mit ihm geschehen ist, darüber können wir nicht einmal spekulieren. Die Hölle, das Böse oder der Teufel muß einen Weg gefunden haben, um Macht über das Kreuz zu bekommen. Das ist es, was ich momentan meine.«
    Sie schaute mich erschreckt an. »John, wenn das zutrifft, können wir uns auf etwas gefaßt machen. Bisher habe ich gedacht, daß ein Kreuz resistent…«
    »Ist es ja auch!«
    »Soll ich das glauben?« hauchte sie.
    Ich schnaufte durch die Nase. »Glenda, gib die Hoffnung nicht auf. Sieh es realistisch. Ich denke, daß das, was du gesehen hast, die große Ausnahme ist.«
    »Aber eine schlimme.«
    Ich stimmte ihr schweigend zu und mußte mich auf die Fahrerei konzentrieren, denn der staubige Weg war schmaler geworden. Er wand sich wie ein langer, schmutziger Wurm dem Ort entgegen.
    Außer dem Geräusch des fahrenden Autos hörten wir nichts. Über dem Land lag die Ruhe eines heißen Augustmittags. Hochsommer in Italien. Vom nahen Monat September war nichts zu merken, im Gegensatz zu London, wo die große Hitze vorüber war, der Regen peitschte, der Wind wehte, die Kühle kam…
    Als ich daran dachte, mußte ich lächeln.
    Hier hielt man das, was in Spanien als Siesta bezeichnet wurde.
    Auf den Feldern arbeiteten die Menschen nicht. Sofern es Schatten gab, lagen sie dort und ruhten sich aus. Ich kam mir schon bald vor wie irgendein Tourist, der sich auch durch die höchsten Temperaturen nicht davon abhalten ließ,

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