Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
konnte sich versteckt halten, unter dem Bett, dem Teppich, alles war möglich. Sie kannte jeden Trick und suchte nach der günstigsten Möglichkeit, um zuschlagen zu können.
    Glenda fand das Tier nicht. Sie durchsuchte alles und griff schließlich zur Weinflasche. Der Wein war nicht mehr so kalt, wie er hätte sein müssen, sie trank ihn auch ohne Genuß, mehr gegen den Durst, leerte das erste Glas in einem Zug, bevor sie sich ein zweites einschenkte und mit ihm in der Hand zum Fenster ging.
    Glenda schaute auf die Straße.
    Ein völlig normales Leben lief unter ihr ab. Die Wärme hatte viele Menschen ins Freie gelockt. Ein dunkler Himmel lag über dem Land. An einigen Rändern aber hatte er eine rötliche Farbe bekommen.
    Die Luft roch nicht mehr nach Staub. Sie war viel klarer geworden.
    Jemand sang ein leichtes Lied; der Geruch von gebratenem Fisch wehte zu ihr hoch. Jugendliche rasten auf ihren Zweirädern durch den Ort, ältere Menschen hockten zusammen und spielten Karten.
    Vor den Lokalen ging es meistens hoch her.
    Glenda spürte viel von dieser ausgelassenen südlichen Lebensart.
    Sie liebte dieses Land, aber sie dachte daran, daß es gerade Italien gewesen war, wo sie ihre schlimmsten, dämonischen Abenteuer erlebt hatte. Alles deutete darauf hin, daß sie auch jetzt wieder davon eingekesselt worden war. Die Schlange hatte den Weg in ihr Zimmer gefunden. Weshalb? War sie nur erschienen, um sie zu warnen?
    Glenda hob die Schultern. Ein Zeichen, daß sie darüber nicht mehr nachdenken wollte. Irgendwo war sie es leid, und sie setzte ihr Vertrauen auf John Sinclair, der am nächsten Tag eintreffen würde.
    Mit langsamen Schritten und trotzdem sehr wachsam ging sie zurück in das Zimmer. Im Mund schmeckte sie noch den Wein. Sie schenkte sich noch ein Glas ein, jetzt war die Flasche halb geleert.
    Glenda schüttelte den Kopf. Manchmal gab es Tage, da lief alles verkehrt. Da flippte man permanent aus. So erging es ihr im Moment. Sie hatte zuviel gegessen, zuviel getrunken, und sie hatte Dinge erlebt, die in kein Raster paßten.
    Immer wieder mußte sie an den Mönch aus dem Zug denken. Wie er ihr die Botschaft übermittelt hatte. Das Kreuz war zur Schlange geworden, ein böses Zeichen.
    Wenn sie es richtig deutete, konnte es nur bedeuten, daß das Böse über das Gute gesiegt hatte.
    Diese Folgerung ließ Glenda erbleichen und schreckte sie gleichzeitig auf. Etwas krampfte ihr Herz zusammen, eine Riesenfaust, und sie wagte nicht, weiter über das Problem nachzudenken. Es war einfach zu schlimm, das hätte weitreichende Folgen haben können.
    Hitze und Kälte wechselten sich bei ihr ab. Die Schlange war das Böse, und die Schlange war zu ihr ins Zimmer gedrungen. Also hatte sie auch gewußt, wo Glenda zu finden war.
    Wurde sie etwa unter Kontrolle gehalten? Hielt die andere Seite bereits die Klaue nach ihr ausgestreckt, um auch sie endgültig in ihren Bann zu ziehen?
    Das Zimmer war leer, was bedeutete das schon?
    Glenda erhob sich wie unter einem Zwang stehend. Und wie geführt bewegte sie sich auf das Zimmerfenster zu, schaute nach draußen.
    Ihr Blick glitt über die Straße hinweg und saugte sich am Kirchturm fest. Den hatte sie schon von ihrer Zelle aus sehen können. Er lief nicht spitz zu, als schmales Rechteck stach er gegen die Dunkelheit. Das Kreuz war groß, es bestand aus Metall. Querstreben hielten es fest im Boden verankert, damit es auch einem Sturm standhalten konnte.
    Dem natürlichen Sturm ja, dem magischen nicht. Glenda bekam große Augen, als sie erkannte, daß es sich bewegte. Es peitschte plötzlich zur Seite, dabei geschah das gleiche wie in ihrem Zimmer.
    Das Kreuz hatte sich verwandelt. Ob es direkt zu einer Schlange geworden war, konnte Glenda nicht erkennen, sie sah auch keine glühenden Augen, aber ihr war klar geworden, daß das Böse sie auch jetzt noch unter Beobachtung hielt.
    Mit unsicheren Schritten zog sie sich zurück und hörte sich selbst sprechen, wobei sie ihre Stimme kaum erkannte. »Mein Gott, wie soll das alles enden?«
    Zitternd sank sie auf das Bett und dachte an die Worte des Paters.
    Er hatte davon gesprochen, daß jemand das Höllentor geöffnet hatte. Glenda nickte sich selbst zu, als wollte sie damit die Worte des Toten bestätigen…
    ***
    Ich hatte Glück gehabt und von London aus noch einen Spätflug nach Mailand bekommen.
    Am Flughafen nahm ich mir einen Leihwagen, einen Lancia Thema, und fuhr erst gar nicht in diesen gewaltigen Moloch von Stadt hinein,

Weitere Kostenlose Bücher