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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in den Schatten. Es war eine enge Straße. Vor den Häusern standen die leeren Bänke. Die Farbe war längst abgeblättert.
    Das Holz sah bleich aus wie altes Gerippe. Wir sahen kein offenes Fenster. Überall waren die Läden vorgeklappt.
    Ich bugsierte den Lancia hautnah an den Bänken und manchmal vorstehenden Treppen vorbei. Lichteinfall wies uns den Weg am Ende der Gasse auf einen freieren Platz, wo einige Pinien und staubige Agaven in der Sonne traurig dösten.
    Ein Wagen fuhr weg. Das Motorengeräusch störte selbst uns. Wir sahen ihn nicht einmal.
    Dafür entdeckten wir die weiße Kirche mit ihrer dunklen Eingangstür, die geschlossen war. Sogar eine Kette hing davor. Sie bestand aus schweren Eisengliedern und bog sich durch.
    »Verstehst du das?« fragte Glenda. »Ich kann es mir nur so erklären, daß sie nicht wollen, daß der Teufel, wer immer es sein mag, Einzug hält.«
    »Richtig.«
    Wir fuhren an der Kirche vorbei. Eine hohe Mauer begleitete uns ein Stück des Wegs. Wahrscheinlich lag hinter ihr der Dorffriedhof.
    Scharf rechts mußte ich abbiegen. Die Reifen rollten über einen staubigen Pfad. Vertrocknetes Buschwerk sah aus, als würde es jeden Augenblick zusammenknistern, dann hatten wir es geschafft und sahen vor uns einen kleinen, im Gegensatz zur Kirche geduckt wirkenden Bau mit einem schmalen Turm, auf dessen Spitze das Kreuz verbogen war, was Glenda einen leisen Ruf entlockte.
    »Wie in Valpone«, sagte sie. »Wie bei der Kirche in Valpone.«
    Ich nickte nur und ließ den Lancia ausrollen.
    Glenda war noch vor mir aus dem Wagen, stand auf dem Fleck und schaute sich mißtrauisch um. Auch hier sahen wir keinen Menschen, entdeckten jedoch Spuren von ihnen, denn Fußabdrücke zeichneten sich im Staub ab. Der Wind hatte sie noch nicht vertreiben können.
    Die Tür der Kapelle wurde nicht durch eine Eisenkette gesichert.
    Man konnte sie bestimmt normal öffnen.
    Glenda blieb an meiner Seite, als wir auf die Tür zuschritten. Ich tastete nach meinem Kreuz, das unter dem Hemd steckte. Die Berührung gab mir ein Gefühl der Beruhigung. Ich glaubte nicht, daß sich mein Talisman in eine Schlange würde verwandeln können.
    »Geh du zuerst«, sagte Glenda, als ich vor der Tür stehenblieb und bereits die Klinke berührte.
    Da geschah es.
    Aus der Kapelle hörten wir den lauten, irren Schrei einer Frau!
    ***
    Ich zuckte zusammen. Glenda ging einen Schritt zurück und starrte mich ängstlich an. »Das war sie«, flüsterte meine Sekretärin, »das muß sie einfach gewesen sein.«
    »Glaube ich auch.«
    »Willst du den normalen Weg…?«
    »Ja.« Ich hatte keine Lust, erst um die Kapelle herumzuschleichen und durch die Fenster zu schauen. Wahrscheinlich wurde es Zeit, da war jede Sekunde kostbar.
    Nicht überaus ängstlich, aber relativ vorsichtig drückte ich die alte Eisenklinke nach unten und zog die Tür auf, die glücklicherweise nicht quietschte.
    Wir schauten Sekunden später in ein durch Kerzenlicht geschaffenes flackerndes Halbdunkel. Wir sahen die schmalen Bänke, die nur mehr in einer Reihe standen, und wir sahen auch die Bewohner des Ortes, die sich in der Kapelle versammelt hatten.
    Normalerweise sitzen Menschen aufrecht in den Bänken, wenn sie sich in einer Kirche aufhalten. Das war hier nicht der Fall. Etwas Unheimliches strahlte uns entgegen. Es hatte sich innerhalb der Kapelle ausgebreitet und auch die Bewohner überfallen.
    Sie saßen zwar, aber sie hatten ihre Oberkörper nach vorn gebeugt, sie waren geduckt, als hätten sie vor irgend etwas eine fürchterliche Angst bekommen.
    Aber was?
    Das Licht war zu schwach, um schon sofort Einzelheiten erkennen zu können. Zudem brannten die Kerzen weiter vorn, wo der Altar stand. Eine schlichte Platte auf zwei Steinfüßen, mehr nicht. Er zeigte keinen Schmuck, es war kein kirchlicher Gegenstand zu sehen, kein Kreuz, kein Bild, überhaupt nichts.
    Dieser Raum machte auf mich einen entweihten Eindruck. Glenda hielt sich hinter mir. Sie zog die Tür behutsam zu. Ich wartete auf sie und dachte, als ich das leicht brausende Geräusch hörte, es läge an ihren Schuhen, das war ein Irrtum.
    »John, da…« Sie sagte es erstickt und hatte es vor mir gesehen.
    Die beiden mit Weihwasser gefüllten Becken rechts und links der Tür entließen dicke, weiße Schwaden, in denen sich Blasen gebildet hatten, denn das Weihwasser kochte aus irgendeinem Grund, obwohl unter den Gefäßen kein Feuer brannte.
    Das war der helle Wahnsinn, ein magisches Phänomen, und

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