Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die großen Städte im Hochsommer zu durchwandern.
    Über dem Dorf flimmerte noch immer die Wärme. Sie stand dort wie eine zitternde Wand. Das Kloster sahen wir nicht mehr, da sich der Weg gleichzeitig senkte.
    Dann erschienen die ersten Häuser. Flache Gebäude mit schmalen Fensterschlitzen, um es im Innern so kühl wie möglich zu halten.
    Eine kleine Werkstatt hatte jemand an sein Haus angebaut. Zur Straßenseite war das Gebäude offen.
    Wir sahen einen Mann, der keine Mittagspause machte. Er bearbeitete mit einem Hobel ein Stück Holz. Der Mann schaute auf, als er unseren Wagen hörte.
    »Du willst anhalten?« fragte Glenda, als ich den Lancia ausrollen ließ.
    »Mal sehen, ob ich etwas erfahre.«
    »Okay.« Nach dem Aussteigen reckte sie sich und zupfte an ihrer feuchten Kleidung.
    Der Mann starrte uns mit unbewegtem Gesicht an. Sein Haar hatte sich stark gelichtet. Die Reste trug er als grauschwarzen Kranz. Die flache Mütze saß schief auf seinem Kopf.
    »Buon giorno«, grüßte ich und blieb vor ihm stehen.
    Der Mann nickte nur. Er hatte breite Hände. Seine Schultern fielen ab. Das Mißtrauen in seinen hellen Augen war nicht verschwunden.
    »Was wollen Sie?«
    »Einige Auskünfte, wenn es recht ist.«
    Er hob die Schultern. Mit einer Hand fegte er Sägespäne zur Seite.
    »Ich weiß nichts.«
    »Wir wollen zum Kloster Santa Lucca.«
    Ich hatte den Satz gesprochen und wunderte mich über die Reaktion des Einheimischen. Scharf drehte er sich herum und schaute in die entgegengesetzte Richtung.
    Glenda hob die Schultern und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Da hatte ich mit meiner Frage wohl ein Thema angeschnitten, das ihm gar nicht schmeckte.
    »Ist etwas mit dem Kloster, Signore?«
    Ohne uns anzuschauen, gab er die Antwort. »Gehen Sie, aber gehen Sie schnell.«
    »Weshalb?«
    »Sie sollen gehen.«
    Ich lachte leise und blieb dicht hinter ihm stehen. Selbst seine Kleidung roch nach Holz. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt. »Hören Sie, Signore, wir sind nicht umsonst Hunderte von Kilometern gefahren, nur um in das Kloster zu kommen. Wir wollen nur von Ihnen wissen, ob es sich um Santa Lucca handelt, mehr nicht.«
    »Si«, sagte er.
    »Wunderbar. Wie kommen wir am besten dorthin?«
    Er redete, ohne sich umzudrehen. »Gar nicht, am besten gar nicht. Bleiben Sie hier, oder drehen Sie um. Das Kloster ist nichts für Fremde, es ist nichts für Menschen.«
    »Aber ich bitte Sie, Signore. Es leben doch Mönche dort, wie wir wissen.«
    »Das stimmt.«
    »Dann können wir auch hin. Oder empfangen die Männer keine Besucher? Haben sie sich abgeschirmt?«
    Er gab sich selbst einige Sekunden, bevor er tief Luft holte. »Es wäre am besten gewesen, wenn sie sich abgeschottet hätten, verstehen Sie das? Es wäre am besten gewesen, sage ich Ihnen.«
    »Was geht denn dort vor?«
    »Der Tod ist da. Der Tod lauert dort und auch das Böse. Es ist einfach grauenhaft.«
    »Erzählen Sie uns…«
    Er fuhr herum. Sein Gesicht zeigte eine dunkle Röte. »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Klar, es wäre nicht schlecht.«
    »Nein, ich sage nichts. Bisher ist der Frieden noch da, aber der Teufel ist entwischt. Er war dort gefangengehalten worden. Jetzt ist alles aus. Die Schlange ist wieder zurück in die Welt gekommen.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Wissen Sie, was das bedeutet, Signore? Wissen Sie es?«
    »Nicht genau…«
    »Dann will ich es Ihnen und der Signorina sagen. Etwas Uraltes hat seinen Weg gefunden. Es ist hervorgekommen, das Siegel hat nicht gehalten, das Höllentor ist offen.«
    Noch sprach er in Rätseln, und ich fragte nach. »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Wir haben es gesehen!«
    »Dann waren Sie im Kloster?«
    »No, no!« Er sprudelte die Worte hervor. Wahrscheinlich hatte der Druck schon lange auf seiner Seele gehockt. Jetzt war er froh, ihn loszuwerden. »Ich werde mich hüten, in das Kloster zu gehen. Keiner von uns betritt es, aber ich weiß Bescheid. Ich habe es gesehen. Der Leibhaftige hat sich befreien können und ein Opfer gefunden. Wir haben sie gesehen, wir haben erlebt, wie sie sich quälte…«
    »Wer denn?« fragte Glenda.
    »Rosa. Das Mädchen mit den übersinnlichen Kräften. Sie wohnt hier im Dorf. Sie… sie war eine Hexe, sagen die einen. Andere bezeichnen sie als gefallene Heilige, aber sie ist besessen, wie ich meine. Sie ist furchtbar von dem Bösen befallen worden.«
    »Lebt sie im Kloster?«
    »Unter ihren Händen werden die Rosen schwarz. Sie

Weitere Kostenlose Bücher