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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Besucher. Sie hatten es mehr als eilig und vergaßen, ihren Obulus für die Führung zu entrichten.
    Der Uniformierte, der das Geld entgegennahm, lehnte an der Domwand und wischte permanent Schweiß aus seinem Gesicht.
    Ich wartete auf Kommissar Walter. Er kam später, ein Taschentuch gegen seine Wunden gepreßt. Sein Blick hatte etwas Geistesabwesendes an sich, während die übrigen Besucher lamentierten und noch immer nicht richtig begreifen konnten, was überhaupt passiert war.
    Ich mußte laut rufen, um für den Kommissar überhaupt verständlich zu sein.
    Er drehte sich, sah uns, kam schnell auf uns zu. »Ich bin noch unten geblieben, weil ich sehen wollte, ob es Verletzte gab.«
    »Wie…?«
    »Kaum jemand. Ein Mädchen hat es an der Wange erwischt, zwei Männer sind beim Ausweichen mit den Köpfen zusammengeprallt, andere erlitten Schürfwunden, als sie sich zu hastig in Deckung warfen. Das war zum Glück alles, bis auf den Schreck.«
    »Der läßt sich verkraften«, sagte Suko.
    »Tatsache bleibt aber, daß die Hand freigekommen ist und durch unsere Stadt geistert.« Der Kommissar schaute mich dabei an, nicht ohne Vorwurf, wie ich meinte.
    »Da haben Sie leider recht.«
    »Was tun wir?«
    »Die Hand jagen.«
    »Gute Idee, wirklich.« Er lachte brüchig. »Nur können Sie mir sagen, wo wir anfangen sollen. Außerdem rechne ich jetzt damit, daß sie die Größe nicht behalten wird. Ich gehe von einem mächtigen Wachstum aus, wirklich.«
    Ich klopfte eine Zigarette aus der Packung und schirmte die Flamme des Feuerzeugs mit der Hand ab. Eigentlich habe ich mir das Rauchen ja abgewöhnt, hin und wieder wurde ich rückfällig. Suko schaute mich auch jetzt mißbilligend an.
    »Ja, ich weiß, aber nobody is perfect, und ich erst recht nicht, mein Freund.«
    »Haben Sie einen Plan, Herr Sinclair?«
    »Nein, keinen direkten. Ich möchte mich vor allen Dingen mit dieser Isabel de Dijon unterhalten. Zwischen ihr und der Hand muß es eine Verbindung geben.«
    »Meinen Sie?«
    Rauch strömte durch die Nasenlöcher, als ich fragte: »Haben Sie eine andere Theorie, Kommissar?«
    »Irgendwie schon. Kann das Ganze nicht auf einen Zufall beruhen?«
    »Daran glaube ich nicht. Auch Dinge, die rational nicht erklärbar sind, besitzen ein Motiv. Das war so, das ist so, das wird auch immer so bleiben, Herr Walter.«
    »Sie haben mehr Erfahrung. Ich dachte daran, daß ich mich mit der Dom- oder Bistumsverwaltung in Verbindung setze, um mehr über die Hand zu erfahren.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ganz einfach. Jeder Sarg, jede Urne, jede Plastik, jedes Gemälde, das in Wien hängt oder ausgestellt wird, ist registriert worden. Es hat eine Vergangenheit, sie wurde aufgeführt. Während Sie mit der Zeugin sprechen, kümmere ich mich um die trockene Arbeit.«
    Wir waren einverstanden.
    »Wissen Sie, wo Sie Isabel de Dijon finden können?«
    Ich lächelte. »Sie werden es uns sicher sagen, Kommissar.«
    »Im Hotel Bristol.«
    »Oh!« rief Suko, »das kenne ich. Ein wunderbares Hotel, in dem ich mich sehr wohl gefühlt habe.«
    Der Kommissar schaute auf sein blutiges Taschentuch. »Erst lasse ich mich verarzten, dann schaue ich nach und treffe Sie beide anschließend im Hotel.«
    Werner verabschiedete sich mit einem Kopfnicken und war wenig später in der Menge verschwunden.
    »Von hier bis zum Kärntner Ring ist es nur ein Katzensprung. Sie können bequem zu Fuß gehen.«
    »Klar.« Einen letzten Blick warf ich an der Fassade des Stephansdoms hoch.
    Der Himmel grüßte noch immer in seinem herrlichen Blau und war beinahe wolkenlos.
    Eine Hand entdeckte ich nicht. Dennoch hatte ich das Gefühl, ihren drohenden Schatten zu spüren und bekam einen Schauer, den auch Suko bemerkte und sich erkundigte, ob es mir gut ginge.
    »Im Moment ja, wie es später aussehen wird, weiß ich leider nicht…«
    ***
    In einem Hotel der Luxusklasse, zu der das Bristol gehörte, reagierte man schnell. Als Isabel am nächsten Tag in ihr Zimmer zurückkehrte, fand sie keinerlei Spuren mehr. Im Rechteck der Balkontür glänzte eine neue Scheibe.
    Das Telefon klingelte pausenlos. Journalisten wollten Interviews wegen der großen Modenschau auf dem Stephansplatz, aber sie – das Star-Mannequin der Truppe – wehrte alle Termine ab oder verwies die Anrufer auf den Manager, einen Mann namens Claude Ribeau, der aus Paris stammte und es sich in den Kopf gesetzt hatte, die Vormachtstellung der italienischen Mode zu brechen und die französische wieder an die erste

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