0608 - Das Böse kommt
sie ins Bad, wo sie den Kopf schüttelte, weil ihr das noch fremder war als mein Wohnraum. Was sollte sie mit all den glänzenden Armaturen anfangen?
So wie sie würde ich mir vorkommen, wenn ich in einem fremden Raumschiff stand und von dessen Technik fasziniert war.
Drei Minuten später wußte sie Bescheid, denn Femina besaß ein gutes Aufnahmevermögen.
»Ich hole dir nur noch saubere Kleidung«, sagte ich.
Sie schaute auf ihr rotes Kleid, das fleckig an ihrem Körper klebte und aus dem billigsten Stoff bestand. »Ja, ich sehe nicht schön aus, aber hast du denn Frauenkleider?«
»Bestimmt.« Lächelnd verließ ich das Bad. In meinem Kleiderschrank hingen noch Sachen, die Jane Collins gehörten. Sie hatte sie nicht mitnehmen wollen und nur gemeint, daß sie diese Dinge eventuell brauchen würde und man ja nie wissen könnte.
Eine Hose und einen Pullover wählte ich aus. Die Hose in schwarz, der Pullover war beige und bestand aus Wolle. Sogar eine schwarze Blazerjacke fand ich noch.
Mit der Kleidung über dem Arm betrat ich das Bad – und glaubte meinen Augen nicht trauen zu können.
Femina stand splitternackt vor mir. Ein hübscher Anblick. Mit einer typisch weiblichen Handbewegung strich sie über die Außenseiten ihrer Schenkel und lächelte mir verlegen zu, wobei sie noch fragte: »Gefalle ich dir eigentlich?«
Ich räusperte mir die Kehle frei. »Ich müßte lügen, wenn ich nein sagen würde.«
»Du gefällst mir auch.«
Ich legte die Kleidung auf einen schmalen Hocker. »Ja, das kann vorkommen«, erklärte ich verlegen.
»Lorenzo würde bestimmt nichts dagegen haben.«
»Wogegen?« Ich stellte mich dumm.
»Daß wir uns lieben.«
»Nun ja, vielleicht später. Hast du alles behalten, was ich dir erklärt habe?«
»Sicher.« Sie drehte sich um, präsentierte mir ihr weißes, strammes Hinterteil und stieg in die Duschkabine. Als sie noch einmal um die Ecke schaute, war ich gerade im Begriff, die Tür zuzuziehen.
Himmel, die Kleine war Erotik pur. Ich gönnte mir einen Schluck und zündete mir eine Zigarette an. Sie in der Linken, das Glas in der Rechten, wanderte ich durch den Raum.
Wie sollte ich mich verhalten, wenn sie nackt aus dem Bad zu mir kam? Sie einfach abweisen, den »Helden« spielen? Aber ich war doch nicht aus Eisen.
Im Sessel nahm ich Platz, die Beine ausgestreckt, rauchend und am Glas nippend. Ich wollte mich auf die zurückliegenden Vorgänge konzentrieren, schaffte es nicht so recht, denn immer wieder stand die Szene aus dem Bad vor meinen Augen.
Eigentlich hätte ich Suko sagen müssen, daß ich schon anwesend war… Ich blieb jedoch sitzen, schaute dem Rauch nach und machte mir meine Gedanken.
Das Rauschen der Dusche verstummte. Ich drückte die Zigarette aus, als Femina kam.
Nicht angezogen. Janes Kleidung trug sie über den Arm. Sie hatte um ihren Körper ein Badetuch gewickelt. Von den schwarzen Haaren rannen noch Wassertropfen.
»Bist du fertig?«
Femina nickte. »Ja, es war wunderschön. Daß es so etwas gibt, finde ich unbeschreiblich.«
»Dann zieh dich bitte an.«
Sie drehte den Kopf. Ihr Blick sagte mehr als Worte. Ja, sie wollte sich anziehen, allerdings hinterher, und mein Widerstand schmolz zusammen.
»Eine Hose«, sagte Femina. »Du hast mir ein Beinkleid dorthin gelegt. Das tragen Männer.«
»In dieser Zeit auch Frauen.«
Sehr unschuldig flüsterte sie mir zu. »Kannst du mir denn beim Anziehen helfen, John?«
»Wie soll ich das?«
»Es mir zeigen.« Nach diesen Worten löste sie lächelnd den Knoten des Badetuchs!
Ich war aufgestanden, kam nur einen halben Schritt weit, da war sie schon bei mir und umklammerte mich. Zusammen mit ihr fiel ich in den Sessel zurück.
Ich hatte sie automatisch festgehalten, ließ meine Hände wandern und wühlte in ihrem nassen Haar, während sie mich leidenschaftlich küßte.
Und genau in dem Augenblick summte das Telefon. Dieses Geräusch erschreckte uns beide. Femina allerdings viel stärker als ich, denn das hatte sie noch nicht erlebt. Mit einem leisen Schrei auf den Lippen fuhr sie hoch und stolperte so weit zurück, daß sie beinahe über das Badetuch gefallen wäre.
»Was… was ist das?« Sie war völlig durcheinander. »Gefahr?«
»Nein.« Ich deutete auf das Telefon. »Das kennst du doch.« Ich nahm den Hörer und hörte eine mir sehr bekannte Stimme von nebenan.
»Aha, der Herr und Meister ist da.«
»Genau.«
»Schon lange?«
»Nun ja, nicht sehr.«
»Okay, ich komme rüber.«
Bevor ich noch
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