0609 - Tiefsee-Mystik
Greenspond verborgen sein. Das haben wir erfahren.«
»Damit wißt ihr viel«, gab Kate zu.
»Also stimmt es?«
»Zu neunzig Prozent. Genau weiß man es nicht. Auch ich muß mich da auf Spekulationen verlassen, aber alles deutet darauf hin, daß der Templer-Schatz nur an einer bestimmten Stelle im Meer versenkt wurde, weil dort die Umgebung einfach stimmt. Küstennahe, haushohe Gebirge, dunkelbraun, von Vogelkot zerfressen, mit Spalten, Rissen, mit tiefen Löchern versehen. Das ist ein ideales Versteck.«
»Und so etwas brauchen wir auch«, meinte Suko.
»Denkst du an die Killer?«
Mein Freund nickte. »Glaub mir, John, die werden so schnell nicht lockerlassen. Die bleiben uns auf den Fersen. Wir haben sie gereizt. Sie wissen, daß wir Polizisten sind und gegen sie aussagen können. Also sind sie gezwungen, etwas zu unternehmen.«
»Gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht, aber sie wissen nichts von dem Schatz, hoffe ich.«
Dabei schaute ich Kate an.
»Ich habe keine Ahnung. Natürlich können sie erfahren haben, daß es einen Schatz geben soll, wobei ich mir vorstellen kann, daß sie anderes zu tun haben, als danach zu tauchen. Die wollen für ihre Hintermänner das Bauprojekt durchziehen, und dabei gehen sie über Leichen. Ein Schatz wird sie nicht interessieren, nicht in dieser Phase.«
»Dennoch werden sie uns unter Beobachtung halten. In den Boden eingraben können wir uns nicht. Wir brauchen Ausrüstung, ein Schiff und einiges mehr.«
»Das gibt es nicht nur in Greenspond.«
»Gut«, lobte ich Kate, »sehr gut. Da wir motorisiert sind, können wir in kurzer Zeit andere Orte erreichen und dort die Ausrüstung besorgen.« Ich schaute Suko an. »Hast du was dagegen?«
»Überhaupt nichts.«
Kate Turner lächelte. »Dann können wir nur auf unser Glück vertrauen, daß es den Schatz tatsächlich gibt und nicht nur alles eine Legende oder ein Märchen ist.«
»Es gibt ihn«, erwiderte ich nickend.
»Was macht dich so sicher?«
»Die Geschichte, Kate, oder die Historie.«
Sie bekam große Augen. »Darf ich es auch erfahren oder ist alles ein Geheimnis?«
Ich lachte und schaute zu, wie Suko sich auf das Doppelbett legte, kurz winkte und einschlief. Er würde Ruhe brauchen, um sich von dem Hieb zu erholen.
»Also, John, was ist mit der Historie los?«
Ich runzelte die Stirn und dachte etwas länger über die Formulierungen nach. »Meine Erklärungen werden dir fremd vorkommen, Kate, und ich werde auch nur zusammenfassen, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Am Tag vor dem großen Niedergang des Templer-Ordens, am 12. Oktober 1307, traf Jean de Chalons, Templer von Nemours, Diozöse Troyer, mit Papst Clemens zusammen. Ihm gestand er, daß er drei mit Stroh beladene Wagen gesehen habe, die kurz nach dem Einbruch der Nacht zusammen mit fünfzig Pferden Paris verließen. Man hatte die Pferde ebenfalls beladen, aber wichtig waren allein die auf den Wagen und unter dem Stroh verborgenen Truhen, die einen Teil des gewaltigen Templer-Schatzes enthielten. Man wußte ja, daß die Kirche und die anderen Orden die Templer vernichten wollten. Der Haß hatte endlich Früchte getragen. Die Kirchenfürsten hatten im Übermaß gelebt, man brauchte viel Geld, und genau das wollte man dem unerhört reichen Templer-Orden abnehmen. Einige Templer waren gewarnt worden und hatten Fluchtvorbereitungen getroffen. So warteten an der Küste achtzehn Schiffe, die den Schatz an Bord nahmen und in einer Nacht- und-Nebel-Aktion den Hafen verließen.«
Kate Tanner hatte ihr eigenes Schicksal vergessen und meinen Ausführungen fasziniert gelauscht. »Weißt du denn, wem der Schatz gehört hat, der abtransportiert wurde. Befand er sich im Besitz des Ordens oder gehörte er einem reichen Templerfürsten, wenn ich das mal so sagen darf?«
»Du hast recht.«
»Einem Fürsten also?«
»Man nannte die mächtigen Männer des Ordens anders. Der ins Ausland transportierte Schatz gehörte dem Generalvisitator der Templer Hugues de Pairaud.«
Kate nickte mir zu. Dann fragte sie. »Aber nicht alle Schätze sind ins Ausland geschafft worden – oder?«
»Nein, nein! Der Klerus bekam noch genug mit. Da haben sich einige Leute saniert, darauf kannst du dich verlassen. Wichtig war der Kirche, daß der Orden offiziell zerstört und anschließend verketzert wurde. Zu recht und zu unrecht, denn es gab die Zweiteilung. Eine Gruppe ging den normalen Weg weiter, die andere wiederum wandte sich dem teuflischen Dämon Baphomet zu.«
»Was uns aber
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