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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»so sagen Sie bitte, daß ich tot bin. Nein, halt, warten Sie einen Moment ...«
    Er begann eilig zu diktieren.
    Am nächsten Morgen brachten die Zeitungen die Mitteilung, daß Chefinspektor Barrabal von Scotland Yard schwer erkrankt sei und sich in Spitalpflege befindet. Der Artikel endete:
    ›Wahrscheinlich wird Chefinspektor Barrabal seine Arbeit im Polizeipräsidium erst nach mehreren Wochen wieder aufnehmen können. In der Zwischenzeit wird er durch Inspektor Elford vertreten.‹
    »Nichts ist sicherer«, äußerte Barrabal am nächsten Morgen zu Elford, der sich recht unbehaglich fühlte, »als daß man einen Anschlag auf Sie machen wird - ich wäre sehr überrascht, wenn Sie Ende nächster Woche noch am Leben sind.«
    »Falls Ihnen etwas Angenehmeres einfällt, lassen Sie es mich doch bitte wissen!« meinte Elford ergeben.

10
    Niemand empfand für den Geschäftsführer Frank Suttons besondere Sympathien. Er war ein ausgezeichneter Organisator, der sofort wußte, wo etwas nicht stimmte. Und da es sich meistens um Fehler von Angestellten handelte, machte ihn diese Fähigkeit nicht beliebter.
    Irgendwie hatten sich Gerüchte von Leslies dunkler Vergangenheit verbreitet. Die Bereitschaft, etwas Derartiges zu wittern, lag ohnehin in der Luft, doch wurde in diesem Fall verschiedenes willkürlich durcheinandergebracht. Schon einige Male war das Personal dahintergekommen, daß wichtige Angestellte der Firma früher Gefängnisstrafen abgesessen hatten. Hinzu kam, daß der letzte Geschäftsführer seinen Posten unter wenig ehrenvollen Umständen verlassen mußte. Die eigentliche Schuld an diesen Pannen traf natürlich Frank Sutton selbst, der mit seinen menschenfreundlichen Anwandlungen solche Situationen heraufbeschwor.
    Lew Friedman machte ihm dies auch ohne Umschweife und in aller Freundschaft klar.
    »Mein Junge, Sie stecken voll von abenteuerlichen Torheiten, die Sie eine Menge Geld kosten. Mit der Zeit werden Sie selbst einsehen, daß es unmöglich ist, einen alten Verbrecher zu bekehren, indem man ihn an einen verantwortungsvollen Posten setzt.«
    Frank sah es für den Augenblick auch beinah ein, ohne sich freilich von seiner eigenen Überzeugung so leicht abbringen zu lassen.
    »Ich möchte den Leuten wenigstens eine Chance geben. Wenn nächstens wieder ein armer Kerl kommt - ich bin überzeugt, daß ich ihm auf die Beine helfen werde! Im übrigen ist mein Experiment mit Leslie zu meiner größten Zufriedenheit ausgefallen. Er ist beim Personal zwar nicht beliebt, aber das liegt an seinem besonderen Temperament. Er greift streng durch, arbeitet hart, und meiner Meinung nach ist er absolut vertrauenswürdig.«
    An dem Morgen, als die Zeitung die plötzliche Erkrankung Inspektors Barrabals meldeten, kam Tillman ein wenig verspätet ins Büro. Er klopfte an die Tür des Geschäftsführers und trat ein. Es gehörte zu seinen Pflichten, morgens die Briefe zu sortieren. Miss Trent saß schon an ihrem Pult. Mr. Leslie war noch nicht da.
    »Heute kommen Sie aber spät!« Sie sah ihn mißbilligend an.
    Aber Mr. Tillman war in keiner Weise verlegen. Dafür, daß er nur zur Probe angestellt war, nahm er sich viele Freiheiten heraus.
    »Zeit ist nur ein ganz relativer Begriff. Wissen Sie, Oliver Lodge sagte .«
    »Es interessiert mich durchaus nicht, was Ihre Freunde sagen«, schnitt sie ihm das Wort ab.
    Tillman grinste.
    »Der Griesgram Leslie ist heute morgen auch ein wenig spät dran, wie?«
    »Er war heute morgen schon hier - in der Frühe. Er scheint auch nie zu schlafen. Haben Sie je von einem Mann namens Barrabal gehört?«
    Sie schaute bei dieser Frage nicht von ihrer Arbeit auf.
    Tillman drehte sich zu ihr um.
    »Wie meinen Sie? Sagten Sie eben Barrabal? Ja, ich habe schon von ihm gehört. Aber warum fragen Sie mich?«
    »Er ist krank, er liegt im Sterben «, sagte Millie Trent.
    Tillman lachte vor sich hin.
    »Wenn er tot ist, wollen wir ihm einen Kranz schicken«, schlug er vor. »Er war ein Beamter, der viel für das öffentliche Wohl getan hat - er wird sehr vermißt werden.«
    »Kennen Sie ihn?« fragte sie in einem Ton, als ob ihr diese Diskussion völlig gleichgültig wäre.
    »Nein, ich kenne wenig Leute von der Polizei.«
    Auf dem Gang hörte man Schritte. Tillman sah gespannt zur Tür, als sie sich öffnete. Aber es war nur ein Bürodiener mit einer Karte, die er Millie Trent überreichte. Sie las.
    »Mr. Leslie ist noch nicht da«, sagte sie. »Aber lassen Sie den Herrn trotzdem heraufkommen. Ich

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