Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
kann ich nicht! Wenn Sie ihn sehen oder mit ihm sprechen, bestellen Sie ihm von mir ...«
    »Sprechen Sie nicht schlecht von einem Toten!« warf Harras ein. »Er ist zwar noch nicht tot, aber die Zeitungen bringen alarmierende Nachrichten über seinen Gesundheitszustand. Wäre es nicht möglich, Captain Leslie, daß Sie mir wenigstens einen leisen Wink geben, wie ich mit dem Zinker in Berührung kommen könnte?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    Josua erhob sich.
    »Ich werde Barrabal nicht sehen, weil niemand ihn zu sehen bekommt.« Er starrte abwesend vor sich hin. »Jedenfalls niemand, der sozusagen, im öffentlichen Leben steht, hat ihn gesehen. Es tut mir sehr leid, daß Sie mir nicht weiterhelfen können. Nun muß ich mich nach anderen Möglichkeiten umsehen. Sie können sich darauf verlassen, Mr. Leslie, daß ich ganz London so lange durchforsche, bis ich den Zinker ausfindig gemacht habe. Ich ahne, daß die Geschichte vom Zinker die größte Sache wird, die wir je gebracht haben.«
    Leslie hielt Josuas prüfenden Blick aus und zuckte mit keiner Wimper.
    »Sie imponieren mir«, meinte er trocken. »Wenn es irgendwie in meinen Kräften stünde, würde ich Ihnen gerne zu einem aufregenden Artikel verhelfen. Die Tatsache, daß mir dies unmöglich ist, wird mich noch eine schlaflose Nacht kosten!«
    Gegen ironische Bemerkungen war Josua bekanntlich gefeit.
    »Können Sie mir wirklich keinen Fingerzeig geben?«
    Leslie unterdrückte mit Mühe ein Gähnen. Josua ließ den Kopf sinken.
    »Ich hoffe, daß ich Sie nicht gestört habe.«
    »Mich stört so leicht nichts«, erwiderte Leslie, als er sich an den Schreibtisch setzte und die Briefe durchsah, die er erledigen mußte.
    »Schade, Sie haben meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich dachte, daß Sie sehr wohl imstande wären, mir auf die Spur Ihres Freundes zu verhelfen - wenn ich Freund sage, meine ich es natürlich symbolisch, genauso wie er auch mein Freund werden könnte, falls mir eine gute Artikelserie über ihn gelingt.«
    »Sagen Sie, träumen Sie diese Dinge eigentlich? Ich vermute, dieser Zinker existiert überhaupt nur in Ihrer überaus lebhaften Phantasie!«
    »Ich träume nie. Ich bin sehr vernünftig, außerdem bin ich Junggeselle.« Josua machte eine Pause. »Man sagt, daß der Zinker, wenn er nicht im Gefängnis sitzt, seine Schiebungen dadurch tarnt, daß er eine große Firma leitet - sei es als Inhaber oder als Geschäftsführer.«
    »Hat Barrabal Ihnen das alles erzählt? Er scheint ein sehr mitteilsamer Mann zu sein. Guten Morgen, Mr. ...«
    »Harras -«, sagte Josua bescheiden. »Guten Morgen, Mr. Leslie!« Er wandte sich zur Tür, drehte sich aber nochmals um. »Sie haben sehr interessante Angestellte hier, und wenn es auch nicht meine Sache ist, so fühle ich mich doch berechtigt, Ihnen einen Rat zu geben. Ihr neuer Angestellter, Mr. Tillman, glaube ich - der Himmel möge mich davor bewahren, daß ich irgendwas gegen ihn sage, aber ...«
    »Ich danke Ihnen für die Warnung - wenn es eine Warnung sein sollte. Ich bin über Tillman vollkommen im Bild. Ich habe ihn heute morgen schon zur Rede stellen müssen.«
    Nachdem Harras sich endgültig verabschiedet und zurückgezogen hatte, diktierte Leslie die Antworten auf die Briefe, die er am Morgen bekommen hatte, ins Diktaphon. Er war ein schneller Arbeiter, und sein knapper und klarer Stil erleichterte es ihm, die Morgenpost in kürzester Zeit zu erledigen. Als er damit fertig war, nahm er die ›Times‹, die auf seinem Tisch lag, und blätterte sie durch. Die Notiz über Chefinspektor Barrabal las er einige Male.
    Niemand wußte besser als John Leslie, daß Barrabal in diesem Augenblick nicht nur sehr gesund, sondern auch sehr tätig war. Er blätterte weiter in der Zeitung und begann die Spalten mit den Verlustanzeigen durchzulesen. Bei einer unscheinbaren Annonce hielt er inne.
    ›Verloren! Am Freitagabend 10.30 Uhr wurde eine grünweiße Brieftasche verloren, die vier oder fünf Banknoten enthielt, vermutlich auf der Fitzjohn's Avenue .. .‹
    Er prägte sich den Text Wort für Wort ein, dann faltete er die Zeitung zusammen. Um halb elf Uhr am Freitagabend würde jemand warten, um Juwelen, Diamanten und Smaragde im Wert einer vier- bis fünfstelligen Ziffer zu veräußern. Vor kaum einer Woche war wieder ein großer Einbruch in Roehampton passiert, bei dem Diamanten und Smaragde erbeutet wurden. Sein Blick fiel auf den Kalender - heute war Freitag. Er ging früh zum Mittagessen und war zwei

Weitere Kostenlose Bücher