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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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soll sein? Nichts ist los - stell nicht immer diese dummen Fragen!«
    »Was hat eigentlich dieser Herr für ein Geschäft - dieser Mr. Sutton?« »Er ist ein Gentleman«, erwiderte Bill schroff.
    Mit einiger Anstrengung stand er auf, ging zum Eisschrank, nahm zwei Flaschen Champagner heraus, füllte Biskuits in einen Silberkorb, stellte alles auf ein Tablett und brachte es in den Sitzungssaal. Er drehte das Licht an, schaute sich um und zündete den Gasofen an. Als er wieder auf den Gang hinaustrat, kam der kleine Kellner vorbei.
    »Es kommt jemand hier ins Zimmer, es darf dann nicht mehr betreten werden. Und wenn der betreffende Herr gegangen ist, wünsche ich nicht, daß aufgeräumt wird - haben Sie mich verstanden?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wenn ich sage, daß der Sitzungssaal nachher nicht geräumt werden soll«, ergänzte Anerley, der sich von jeder Verantwortung freihalten wollte, »so meine ich damit, daß der Herr den Raum bis zum Schluß gemietet hat.«
    »Ich verstehe«, bekräftigte der Kellner, den solche Aufträge nicht weiter wunderten. »Ebenso Nummer vier ...«
    »Der will schlafen, das habe ich Ihnen doch gesagt!« fuhr ihn Bill an. »Den dürfen Sie nicht stören. Jedes Mitglied kann hier im Club schlafen, solange es ihm paßt.«
    Anerley kehrte zu seinem Pult zurück, lehnte sich daran und sagte melancholisch zu Jim:
    »Was er wohl sagen würde, wenn er wüßte, was für einen Laden ich hier habe?«
    »Meinst du Gott, Vater?« fragte Jim naiv.
    »Aber du weißt doch, von wem ich immer spreche«, antwortete der Vater verstimmt. »Ich meine den Mann, der mich Waldemar genannt hat.«
    »Vielleicht ist er tot. Viele Offiziere sind ja im Krieg gefallen.«
    Bill sah seinen Sohn böse an.
    Vom Nebengang her, an dem die Privatzimmer lagen, hörte man plötzlich erregte Stimmen. Ein großer, junger Mann im Gesellschaftsanzug, mit rotem, wütendem Gesicht und zerzaustem Haar, kam durch den Korridor gelaufen, gefolgt von einem kleinen Dicken.
    »Nanu, was ist denn los?« fragte Bill streng.
    Die Frage war überflüssig, er sah auch so, was es hier gab. Der langfingrige Walters und seine Kumpane hatten den jungen Mr. Weatherby in einem der Privatzimmer zum Spielen animiert.
    »Dieser grüne Junge ...« begann Walters erregt.
    »Sie haben eine Karte aus Ihrer Tasche gezogen - das habe ich genau gesehen!« schrie der junge Mann.
    Walters holte aus, um nach ihm zu schlagen, doch Bill trat dazwischen.
    »Ruhe!«
    »Ich werde ihm das Genick ...«
    »Nichts werden Sie - Sie haben hier überhaupt nichts zu wollen, Walters!«
    »So? Der Lümmel darf mich einfach beschuldigen?« lamentierte der Dicke. »Und Sie haben sich gar nicht in meine Angelegenheiten zu mischen!«
    Bill kümmerte sich nicht um ihn.
    »Wieviel haben Sie verloren, Sir?«
    »Fünfundzwanzig Pfund - das macht aber nichts ...«
    »Also, Sie haben fünfundzwanzig Pfund verloren -.« Bill hielt Walters die offene Hand hin. »Zahlen!«
    »Was - wollen Sie?« stotterte Walters.
    »Muß ich deutlicher werden? Fünfundzwanzig Pfund - los, zahlen!«
    Widerstrebend, im Zeitlupentempo, zog Walters die Brieftasche, holte fünf Banknoten heraus und übergab sie Bill, der jede einzelne kritisch untersuchte. Eine gab er zurück.
    »Blüte!« sagte er.
    »Wie meinen Sie?« fragte Walters unschuldsvoll erstaunt.
    »Gefälscht! Keine Widerrede!«
    Walters ersetzte die falsche Note durch eine andere. -»Also gut, erledigt.« Bill faltete die Fünfpfundnoten zusammen und reichte sie dem jungen Mann.
    »Ich danke Ihnen, Bill!«
    Weatherby gab dem ›Portier‹ - er hielt Anerley tatsächlich dafür - eine der Noten zurück. Bill steckte sie in die Tasche und öffnete die Lifttür.
    »Jim, hole schnell Mr. Weatherbys Hut!«
    Es herrschte tiefes Stillschweigen, bis Jim zurückkam und mit dem jungen Mann nach unten verschwand.
    »Was soll das heißen? Warum stecken Sie Ihre Nase in alles hinein?« begehrte Walters dann auf.
    »Wollen Sie das wissen? Ich kann es Ihnen verraten. Wenn etwas passiert, gibt es unfehlbar eine Anzeige bei der Polizei. Sorgen Sie dafür, daß es keinen Spektakel gibt und sich die Leute nicht bei mir beschweren, dann sage ich auch kein Wort. Sowie aber der geringste Stunk entsteht, habe ich mich um die Sache zu kümmern, kapiert?«
    »Geben Sie mir die fünf Pfund zurück!«
    Bill lachte laut.
    »Ich werde Ihnen eins unter die Nase geben!«
    »Und das soll ein Club für Gentlemen sein!« schimpfte Walters. »Ich werde die Sache dem Komitee anzeigen.«

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