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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Friedman, vor dem er grenzenlosen Respekt hatte. Den Offizier jedoch verehrte er abgöttisch.
    Es war drei Viertel neun und ein ruhiger Abend, so daß Anerley seinem Jungen die Erlaubnis gegeben hatte, während den frühen Abendstunden ins Kino zu gehen. Als Jim zurückkam, fand er seinen Vater tief in Gedanken.
    Es hatte eine Auseinandersetzung mit der Kapelle gegeben, und Bill hatte den elektrischen Grammophonkasten in Betrieb gesetzt. Schwache Jazzklänge drangen bis zur Portiersloge heraus.
    »Ist schon jemand im Sitzungssaal, Vater?« fragte Jim, der in einer schlechtsitzenden Pagenuniform an der Lifttür lehnte.
    »Niemand, mein Junge«, erwiderte Bill und sah über seinen Klemmer hinweg. Seine Portiersuniform war eine respektgebietende Komposition aus Gold und Dunkelgrün. »Es wäre besser, wenn du nicht immerzu Fragen stelltest.«
    Jim seufzte. Er war jung und neugierig.
    »Könnten wir nicht etwas tun, um den Geschäftsgang zu heben?« fragte er.
    Sein Vater sah ihn ironisch an.
    »Was meinst du eigentlich - soll ich vielleicht Ballons kaufen und einen Galaball in der Zeitung annoncieren? Nein, Jim, das hat alles keinen Zweck. Alle Leute sind jetzt in den Ferien.«
    Das Telefon klingelte. Eine aufgeregte Dame war am Apparat.
    »Nein, Mrs. Lattit, Ihr Herr Gemahl ist nicht hier ... Nein, er ist heute nicht im Club gewesen ... Nein, ich habe ihn nicht gesehen ... Jawohl, gnädige Frau, ich werde es ihm bestellen.«
    Bill hängte ein, klingelte, und ein kleiner Kellner erschien.
    »Sagen Sie Mr. Lattit, daß seine Frau angerufen hat. Er ist in Nr. 4 - nein, in Nr. 3. Stören Sie um Himmels willen nicht Nr. 4, der will schlafen!«
    »Wer ist denn das?« fragte Jim.
    Mr. Anerley rückte den Klemmer gerade, was überflüssig war, denn er schaute seinen Jungen immer über die Gläser hinweg an.
    »Wer ist das?« wiederholte er gereizt. »Wenn du es durchaus wissen mußt, es ist ein Mitglied, das nicht gesehen werden will. Und wenn dich die Polizei nach ihm fragt, so weißt du von nichts, verstanden?«
    Jim hatte eine ungezogene Antwort auf der Zunge, konnte sie aber nicht mehr anbringen, denn die Liftklingel läutete, und er mußte hinunter. In einer Minute war er wieder oben, hielt die Lifttür und ließ einen Gast eintreten.
    »Guten Abend, Mr. Sutton!« begrüßte Anerley seinen Kunden liebenswürdig.
    Sutton war ein großzügiger Mann, der ansehnliche Beträge im ›Leopard‹ liegenließ. Jetzt schaute er sich nach Jim um, der noch beim Lift wartete.
    Bill gab seinem Sohn einen Wink, zu verschwinden - was für einen Liftjungen ja leicht zu bewerkstelligen ist.
    Sutton schwieg, bis das Summen des Aufzugs verstummte. Anerley machte sich auf einen ganz besonderen Auftrag gefaßt, denn gewöhnlich hatte Frank Sutton besondere Wünsche. Einmal hatte Bill ein Privatzimmer so herrichten müssen, das Sutton mit einem Besucher sprechen konnte, ohne daß dieser ihn sehen konnte.
    Bill Anerley forschte nie zu genau nach den Umständen und Absichten der Mitglieder. Seine ständige Redensart war, daß der Club den Bedürfnissen der Mitglieder zu dienen habe. Er hatte diesen Slogan wörtlich der Annonce eines großen Handelshauses entnommen; es klang gut und diente in gewisser Beziehung auch zur Beruhigung seines Gewissens.
    Sutton gehörte nicht gerade zu den angenehmsten Gästen, aber er war ein reicher Mann, zahlte gut und mußte schon deshalb mit Zuvorkommenheit behandelt werden.
    »Ich brauche ein Zimmer - ist der Sitzungssaal frei?«
    »Ja, Mr. Sutton. Erwarten Sie jemand?«
    Anerley hatte schon nach der Klingel gelangt, als er am Ärmel gefaßt wurde, herumfuhr und gegen Sutton stieß, der sich darauf fluchend den Arm hielt.
    »Schon gut -«, wehrte er dann stöhnend ab, »ich hatte neulich einen kleinen Unfall mit meinem Auto - nicht wichtig, aber eine böse Schnittwunde ...«
    Bill entschuldigte sich, doch Sutton unterbrach ihn.
    »Also - was ich sagen wollte: Kein Kellner! Es soll keiner hereinkommen - ich möchte, daß Sie mich selbst bedienen. Ich brauche ein paar Flaschen Champagner, zwei Gläser und vor allen Dingen keine Störung!«
    An diesem Auftrag war nichts Besonderes.
    »Kommt eine Dame, Mr. Sutton?«
    »Ja - Sie kennen sie, sie ist früher schon mit mir hier gewesen.«
    »Etwa Miss Trent?« fragte Bill interessiert.
    »Ja.«
    Bill wartete. Er wußte, daß der wichtige Auftrag erst kam. Sutton hätte Jim nicht fortgeschickt, bloß um Champagner und ein Privatzimmer zu bestellen.
    Der große Korridor

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