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0611 - Der Mondschein-Teufel

0611 - Der Mondschein-Teufel

Titel: 0611 - Der Mondschein-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verdursten?«
    »Ja, dann steigt doch endlich ein!« fauchte Nicole. »Da stehen diese Männer dumm herum und palavern. Ist doch mal wieder typisch!«
    »Siehst du, Zamorra?« Möbius grinste. »Genau das wollte ich dir mit meiner warnenden Botschaft sagen. Wenn sie selbst vor Schminktopf, Spiegel und Kleiderschrank stehen, haben sie jede Menge Zeit, aber wehe, wir Männer führen mal lebenswichtige Grundsatzgespräche, dann drängeln sie.«
    Nicole seufzte.
    »Ich werde mich um einen Job beim Secret Service bemühen«, erklärte sie. »Möglichst als eine Agentin mit Doppelnull-Nummer, wie James Bond. Dann kriege ich ’ne ›Lizenz zum Töten‹. Und ratet mal, bei wem ich die als erste ausnutze…«
    ***
    John, der Wirt des besten und einzigen Lokals im Ort, begann sofort zu zapfen. Ein Bier und einen klaren Schnaps für Stephan Möbius. Für Zamorra und Nicole Wein, doch Nicole winkte ab. »Ich bin heute zum Fahrdienst verurteilt, also lieber eine Coke.«
    »Constable Flybee ist in Urlaub«, versicherte John.
    Nicole blieb trotzdem bei ihrer Coke. Ob das Auge des Gesetzes hinschaute oder nicht, Alkohol am Lenkrad war für sie tabu.
    »Wo bleibt denn Anson?« fragte Möbius.
    John zuckte mit den Schultern. »Ist noch nicht seine Zeit. Der kommt doch immer erst nach Mitternacht.«
    Zamorra hob die Brauen. »Um elf ist doch Sperrstunde!«
    »Constable Flybee ist in Urlaub. Weiß doch jeder hier«, sagte Möbius.
    Zamorra hüstelte. »Und was ist, wenn der Constable nicht in Urlaub ist?«
    John grinste von einem Ohr zum anderen. »Nach elf Uhr abends ist Constable Flybee immer in Urlaub«, stellte er klar.
    »Schön, daß man das auch mal erfährt«, brummte Zamorra.
    »Unsereiner hält sich immer brav an die Sperrstunde, und keiner sagt einem, daß man hier auch danach noch was zu trinken bekommt.«
    »Sie haben ja nie danach gefragt, Sir«, gab John trocken zurück.
    »Hat Anson keine Nachricht hinterlegt? Wir waren doch verabredet«, wollte Möbius wissen.
    »Das hier ist ein Pub und kein Briefkasten, Steve«, sagte John. »Für Nachrichten, Gerüchte und dergleichen haben wir einen Friseur. Schon vergessen?«
    »Grumpf«, machte Möbius. »Ihr Engländer macht euch das Leben immer viel zu leicht. Wenn sich unsere Wirte so dusselig anstellen würden wie du…«
    »Siehst du, Steven«, erwiderte John, »das ist der Grund, weshalb die Gastronomie bei euch in Germoney immer mehr den Bach ’runtergeht und bei uns floriert. Wir setzen unsere Prioritäten eben sinnvoller.«
    »Ha, ihr kassiert nur das ein, was wir zuviel in die EU-Kasse einzahlen«, konterte Möbius. »Willst du mich verdursten lassen, Mann?«
    »Ein gut gezapftes Bier braucht acht Minuten - bei uns genauso wie bei euch Barbaren auf dem Kontinent. Kann ich was dafür, wenn du so schnell säufst?«
    »Ich bin kein Säufer!«
    »Soll ich dich Trinker nennen?« John grinste. »Trinker-Heilanstalten gibt’s, von Säufer-Heilanstalten habe ich offiziell noch nix gelesen und gehört.«
    Möbius klopfte mit dem erst halb leeren Glas auf den Tresen.
    »Nun fang endlich an zu zapfen, Engländer! Bist du fertig bist, ist der Topf hier leer -und ’nen Schnaps, ’nen schönen Klaren, kannst du auch schon mal nachschenken.«
    »Ich fasse es nicht«, seufzte Zamorra und lehnte seinen Kopf an Nicoles Schulter. »Uns kennt man hier seit Jahren, und dieser…«
    »…alte Knacker…«, half Nicole fröhlich aus.
    »…alte Eisenfresser«, fuhr Zamorra fort, »ist erst seit ein paar Tagen hier und gleich mit dem Wirt per du!«
    »Sie sind ja auch Franzosen, Sir«, stellte John fest. »Steve Möbius dagegen ist ein Gentleman.«
    »Und außerdem hat mir das Cottage gehört, bevor ihr es mir abgeschwatzt habt«, fügte Steve Möbius hinzu. »Und ich bin auch früher schon oft genug hiergewesen.«
    Bevor die Sache weiter ausufern konnte, flog die Tür auf. Ein Mittfünfziger stürmte herein.
    »Ah, du bist noch da, Steve«, stieß er hervor. »Ich dachte schon, ich wäre zu spät. Du wirst nicht für möglich halten, was mir letzte Nacht passiert ist!«
    ***
    Seleno weidete sich an der Furcht seines Opfers.
    Er sah die Angst in den Augen der Frau und war zufrieden.
    Noch zeigte er sich ihr nicht. Er wollte ihr als rettender Held gegenübertreten, um sie vermeintlich aus der Gefahr zu befreien. Er wollte, daß sie ihm dankbar war, aus ihrer eigenen Überzeugung heraus.
    Mit ihrer Dankbarkeit würde sie ihm die selbstgewählte Einsamkeit versüßen, bis er ihrer

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