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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Ort an der Nordwestseite, wo das Hügelgelände begann. Auch hier brauchten wir nicht quer durch die Natur zu fahren, sondern rollten über schmale Wege, die nur teilweise eine Asphaltdecke besaßen. Zahlreiche Bäume nahmen uns die Sicht, aber Jane entdeckte das Schloß trotzdem, weil sein Mauerwerk die Bäume überragte und es höher als der normale Boden stand.
    Sie hatte recht gehabt, wir fanden den richtigen Weg. Er wand sich durch die einsame Landschaft, war laubbedeckt, das sehr bald an unseren Reifen klebte.
    Der Nebel war dichter geworden und störte sehr. Ein Zeichen, daß auch Wasser in der Nähe war.
    Als das Gelände etwas anstieg, hatten wir das Ziel beinahe erreicht. Jane Collins saß vorgebeugt neben mir, starrte in den Dunst und nickte einige Male.
    »Was ist?«
    »Wir sind gleich da. Ich sehe schon das Wasser.«
    »Hoffentlich auch eine Brücke.«
    Sie hob die Schultern. »Die wird wohl vorhanden sein. Das ist wohl bei dem Wasserschloß.«
    Braune Blätter trudelten auf den Rover zu, klebten fest oder rutschten ab. Plötzlich lag das Schloß vor uns. Das Gelände öffnete sich wie eine große Tür.
    Beide bekamen wir große Augen. Ich stoppte vor einer alten Steinbrücke, die über den Wassergraben führte, den ein grüner Algenteppich »schmückte«.
    »Das sieht aus wie eine Filmkulisse«, staunte Jane. »Daß es so etwas noch gibt.«
    Da hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch mir kam das Bild irgendwo unwirklich vor, als wäre die Landschaft dekoriert worden.
    Die Brücke führte auf der anderen Seite des Grabens durch ein mächtiges Tor in den Innenhof des Schlosses.
    »Willst du nicht hinein?« fragte Jane, die sich wunderte, daß ich ausstieg.
    »Gleich. Ich möchte mich umschauen.«
    »Okay.«
    Auch sie verließ den Wagen. Zusammen mit mir schritt sie auf den Rand des Wassergrabens zu. Unter unseren Füßen war der Boden feucht und das Gras weich.
    Ruhig lag die Oberfläche vor uns. Wie die Fläche eines dunklen Spiegels. Der Dunst stand zwischen Graben und Schloßmauer, als hätte man ihn dorthin geblasen.
    Eine tiefe Stille umgab das gesamte Gelände, zusätzlich noch eingebettet in den graufahlen Dunst.
    Jane bemerkte meinen Seitenblick und meinte: »Ich weiß, was du fragen willst, John, aber ich spüre nichts. Kein Kontakt mit der Hexe, die hier angeblich existieren soll.«
    »Angeblich?«
    »Einen Beweis haben wir nicht. Und vergiß nicht, daß mich ein Mann angerufen hat. Es kann dieser Besucher gewesen sein.«
    Ich suchte die graugrünen Schloßmauern ab, wo die Dunstfahnen hochstiegen. Ich sah die Fensteröffnungen nur als schmale Luken.
    Wahrscheinlich lagen die größeren zur anderen Seite hin.
    Jane stieß mich an. »Da, John!« zischte sie. »Da bewegt sich etwas im Wasser!«
    So gebannt wie sie starrte auch ich im nächsten Augenblick in den Graben, und entdeckte unter der Oberfläche tatsächlich eine Bewegung. Dort stieg etwas hoch, wobei es für uns noch nicht zu erkennen war, was dort angeschwemmt wurde.
    Sekunden vergingen. Der Gegenstand ließ sich Zeit, als wollte er uns bewußt auf die Folter spannen.
    Er blieb nicht mehr so dunkel wie beim ersten Anblick, allmählich bekam er Konturen, und es schälte sich tatsächlich etwas hervor womit wir nicht gerechnet hatten.
    Es war die Leiche eines Menschen, eine Wasserleiche…
    ***
    Sie schwamm jetzt dicht unter der Oberfläche, war gestreckt, hatte Arme und Beine gespreizt. Das Gesicht war gut zu erkennen.
    Ein Gesicht?
    Nein, eine aufgedunsene, grünbleiche Masse mit aufgerissenen Augen darin, die wie eingedrückte Halbkugeln wirkten. Der Mund stand offen. Er wirkte verzerrt, vielleicht auch durch die Lichtbrechung, aber sie nahm nichts von dem kalten Schrecken, der uns beim Anblick des Toten überfallen hatte.
    Es waren kaum Wellen entstanden, obwohl der Kopf den Wasserspiegel durchstoßen hatte. Der Tote trug noch seine Kleidung. Wenn ich mich nicht sehr irrte, war es eine braune Pilotenjacke aus Leder, und auch Jane Collins war dieser Ansicht.
    »Das ist der Pilot, John.«
    »Ja.«
    Die Leiche schaukelte auf dem Wasser und drehte sich leicht in unsere Richtung, so daß sie mit einem Fuß gegen die gekippte Böschung stoßen konnte, die den Rand des Grabens bildete. Der Winkel war sehr steil. Wollte ich den Toten bergen, mußte ich mich weiter vorbeugen und dabei von Jane gehalten werden.
    »Willst du ihn rausholen?« fragte sie.
    »Ich… ich weiß nicht. Es wäre wohl besser, wenn er im Wasser bliebe. Was

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