0613 - Geißel der Menschheit
entschied er nach kurzem Zögern.
„Damit Sie nicht weiter in Schwierigkeiten geraten, will ich die Sache übernehmen. Sagen Sie mir, wo Kekko gefangengehalten wird."
Tonoka war nur zu gerne dazu bereit.
„Ganz in der Nähe" verkündete er. „In einem Raum der Station B, oben auf..."
Er stockte plötzlich. Ein Ausdruck der Verwunderung und der Angst trat ihm in die Augen. Er hob die Hand und griff sich an die Seite. Dann gab er einen stöhnenden Laut von sich und rutschte im Sessel in sich zusammen. Atlan war aufgesprungen, um ihm beizustehen. Aber er kam zu spät. Ein Blick in Tonokas starre Augen belehrte ihn, daß er sich um einen Toten bemühte.
Als Waringer, Prevatte, Schmickrath und Purcell die lunare Oberwelt wieder erreichten, lagen hinter ihnen die Stunden eines Alptraums. Der Bio-Komplex hatte sich bis zuletzt verzweifelt gewehrt. Er hatte Nathan gezwungen, den Eindringlingen Scharen von Robotern entgegenzuwerfen, um sie an ihrem Vorhaben zu hindern. Schmickrath und Purcell, die keine Impulsgeber besaßen, waren des öfteren gezwungen, von der Waffe Gebrauch zu machen, um sich die zudringlichen Maschinenwesen vom Leib zu halten. Prevatte und Waringer dagegen war es immer wieder gelungen, die anstürmenden Roboter auf positronischem Wege unschädlich zu machen. Die Ungleichheit der Bewaffnung war dadurch kompensiert worden, daß Waringer drei, Prevatte zwei, Schmickrath und Purcell jedoch jeweils nur einen Balpirol-Wandler funktionsunfähig zu machen hatten.
Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, hatten sie am vereinbarten Treffpunkt wieder zueinander gefunden. Waringer löste aus der Ferne die elektronischen Schalter aus. Im Zeitraum einer Hundertstelsekunde wurden sämtliche Verbindungen zwischen Nathan und dem Bio-Komplex getrennt. Damit war die drohendste Gefahr beseitigt. Allerdings befand sich Nathan, der jetzt nach einer vom Bio-Komplex entworfenen Programmierung zu arbeiten hatte, ohne den Komplex um Rat fragen zu können, immer noch im Zustand einer gewissen Verwirrung. Die Aktivität der Grauen allerdings hatte erheblich nachgelassen, so daß die vier Männer sich einigermaßen frei im Innern des gewaltigen Rechensystems bewegen konnten.
Waringer war unverzüglich seinem zweiten Anliegen nachgegangen. Er hatte die Speicherzelle des Bio-Komplexes aufgesucht, in der nach der Kode-Vereinbarung der Hyperfunkspruch von Turass-Neo aufbewahrt sein mußte wenn er echt war. Der Bio-Komplex war von Nathan abgetrennt, aber beileibe nicht tot. Durch Anwendung nervlicher Stimuli entlockte Waringer dem organischen Speicher die Information, daß die Hyperfunkmeldung tatsächlich vorhanden sei. Das bedeutete, daß sie echt sein mußte. Denn die Nachrichten und Informationen, die der Bio-Komplex nach dem Eintreten des Wahnsinns erfunden hatte, hatte er zu speichern nicht für nötig befunden.
Die vier Männer kehrten an die Oberwelt zurück. Waringer sorgte dafür, daß Nathan unverzüglich mit neuer Systemprogrammierung befahren wurde. Dadurch wurden sämtliche Ungewißheiten und Unstimmigkeiten, die der Wahnsinn des Bio-Komplexes erzeugt und zurückgelassen hatte, beseitigt. Der Prozeß der Neu-Befahrung würde etwa einen Tag in Anspruch nehmen, Danach war das größte Rechengehirn, das intelligente Wesen jemals gebaut hatten, wieder in der Lage, seine Funktion als Diener der Menschheit wahrzunehmen - wenn auch einstweilen nur auf positronischer Basis und ohne die Möglichkeit des Rückgriffs auf die Immense Speicherkapazität des Bio-Komplexes.
Waringer setzte sofort eine Hyperfunkmeldung an Atlan ab, die diesen über die Echtheit der Meldung von Turass-Neo informierte. Er wußte nicht, wie der Text in die Hand des Arkoniden gelangen würde. Aber er verließ, sich auf die Findigkeit der USO-Leute, denen die Weiterleitung des Funkspruchs oblag.
Anschließend kehrte Geoffry Abel Waringer an Bord der HOTTAS zurück, um sich dort von neuem dem Kampf gegen die PAD-Seuche zu widmen.
*
Hier sitzt es, Sir", sagte Ras Tschubai.
Sie hatten Tonokas Oberkörper entkleidet und ihn untersucht.
Dabei hatten sie einen winzigen Einstich gefunden, der etwa in der Höhe des Herzens in Tonokas linker Seite saß. Er war ihnen nur deshalb aufgefallen, weil Tonoka offenbar zu intensivem Bluten neigte und aus der Wunde, obwohl sie winzig klein war, ein Blutstropfen hervorgetreten war.
Daraufhin hatten sie Tonokas Kleidung untersucht und schließlich gefunden, was den Tod des Rates verursacht hatte.
Es
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