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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegen sich manche wie Mäuler.« Sie drängte sich an ihren Freund. »Auch traue ich dem Professor nicht. Vielleicht führt er uns in eine Falle.«
    »Das darfst du nicht so eng sehen.«
    »Du traust ihm?«
    »Was bleibt uns denn anderes übrig?«
    Lizzy schwieg. Wie Peppi, so hielt auch sie den gleichen Abstand zu Chandler. Sie schauten auf den gebeugten Rücken und bekamen manchmal mit, wie er mit beiden Händen Hindernisse und Blüten zur Seite schaufelte.
    Als er dann stehenblieb, hielten auch Lizzy und Peppi an. Der Professor streichelte mit der rechten Hand eine große Blüte, die Ähnlichkeit hatte mit einem mutierten Löwenmund. Sie war nur dicker und fleischiger. Auf ihrer Haut wuchsen kleine, zitternde Härchen, die sich ebenfalls auf den Innenseiten der Blütenblätter ausgebreitet hatten.
    »Kennt ihr diese Pflanze?« fragte Chandler.
    Peppi hob die Schultern. »Sie hat Ähnlichkeit mit einem Löwenmaul, das bei uns wächst.«
    »Stimmt.« Er strich weiter darüber hinweg. »Nur ist diese Pflanze völlig anders. Man kann sie sogar als gefährlich ansehen. Gebt jetzt genau acht.« Der Professor bückte sich und hob vom Boden etwas hoch, das wie altes Laub aussah und auch eine ähnliche Farbe besaß.
    Er klumpte es zusammen, hielt zunächst die Faust dicht über den Blütenkelch, dann ließ er es hineinfallen, und plötzlich schloß sich der Kelch.
    Staunend und auch leicht entsetzt schauten die jungen Leute zu, was vor ihnen geschah.
    Der Blütenkelch hatte sich nicht nur geschlossen, er bewegte sich auch wie ein Maul, das dabei war, etwas richtig durchzukauen. Es war kaum zu fassen, sogar ein Schmatzen drang an ihre Ohren.
    Lizzy schüttelte den Kopf. Sie hatte eine Gänsehaut bekommen, auch die Gesichtsfarbe ihres Freundes war von einem grauen Ton überdeckt worden.
    Nach einigen langen Sekunden richtete sich die Blüte wieder auf und öffnete sich.
    »Schaut hinein«, sagte Chandler.
    Sie sahen es zugleich. Am Boden des Kelches schwamm ein brauntrüber Saft, mehr war von der Nahrung nicht zurückgeblieben.
    Peppi wischte über seine Stirn. »Ich… ich weiß nicht!« keuchte er, »aber es kommt mir vor, als wäre sie eine fleischfressende Pflanze. Ist… ist das so?«
    Chandler lächelte. »Nicht nur das, meine Freunde. Sie frißt Fleisch, Blätter, Rinde, Stengel… Ich möchte euch nur sagen, daß man sich vor ihr in acht nehmen muß. Sehr in acht sogar. Kommt ihr nicht zu nahe!«
    Beide nickten und traten sicherheitshalber etwas zurück. Als sich der Wissenschaftler zum Gehen wandte, hielt ihn Peppi mit einer Frage auf. »Wo führen Sie uns eigentlich hin?«
    »In einen bestimmten Teil dieses Landes. Ich habe erfahren, daß es Meer der Toten genannt wird.«
    »Warum?«
    »Das werden wir zu sehen bekommen. Es ist besser, wenn ihr nicht zuviel wißt.«
    »Noch etwas«, sagte Lizzy. »Wir sind in diese Welt hineingekommen. Werden wir auch wieder zurückkehren können?«
    Chandler hob die Schultern und nickte gleichzeitig. »Ich kann es nicht genau sagen, aber ich habe gute Gründe, darauf zu hoffen, denn ich erwarte Hilfe. Sie wird zwar erst spät kommen, nach der normalen Zeitrechnung am nächsten Tag, doch so lange müssen wir es hier aushalten. Was immer ihr zu sehen bekommt, dreht nicht durch, nehmt es hin als ein Reich, das von anderen Kräften regiert wird.«
    Sie nickten, ohne zu begreifen, und sie vertrauten sich wieder der Führung des Wissenschaftlers an, der sich in diesem Reich bewegte, als hätte er nie etwas anderes getan.
    Eine unheimliche Welt, die nicht mit einer klaren Luft gefüllt war.
    Hin und wieder sahen sie so etwas wie Nebel über den Boden kriechen, ein Dampf, der sich ausbreitete und aus irgendwelchen Spalten zu kriechen schien. Je tiefer sie in das Land hineingingen, um so mehr verdichtete sich der Dunst. Sie kamen sich vor wie auf einer fremden Insel, die von grauen Schleiern umgeben war.
    Chandler drehte sich einmal um. Er schaute in die angstgezeichneten Gesichter der beiden jungen Leute.
    »Wie weit noch?« fragte Peppi krächzend.
    »Nicht mehr weit!«
    Lizzy hatte sich eng an ihren Freund gedrängt. Manchmal sah es so aus, als wollte sie sprechen, dann wiederum schluckte sie alles herunter.
    Lizzy und Peppi schauten nur auf seinen Rücken. Bisher war der Mann normal gegangen, in den folgenden Sekunden jedoch bewegte er sich so ungewöhnlich, als würde unter seinen Füßen der Boden anfangen zu schwanken.
    Eine Falle?
    »Professor, was ist?« Lizzy wollte vorlaufen,

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