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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Peppi aber hielt sie zurück.
    Chandler ging weiter, die beiden blieben stehen. Erst als der Professor ebenfalls seine Schritte stoppte und sich umdrehte, trauten sie sich, auf ihn zuzugehen.
    Chandler erwartete die beiden mit ausgebreiteten Armen. »Das hier ist das Meer der Toten!« Er drehte sich wieder um und deutete nach vorn.
    Die Angst war bei Lizzy und Peppi einer gewissen Spannung gewichen. Sie hatten sich bisher keine klare Vorstellung vom Meer der Toten machen können, nun aber sahen sie etwas, das sie nicht glauben konnten. Sie standen am Ufer eines gewaltigen Sees, der sich vor ihren Augen erstreckte und erst dort aufhörte, wo sich tief im Hintergrund ein langer Schatten abzeichnete.
    Wahrscheinlich der Wald am gegenüberliegenden Ufer. Normalerweise hätte eine Wasserfläche vor ihnen liegen müssen, das war bestimmt auch der Fall, doch auf der Oberfläche sahen sie etwas anderes.
    Unzählige Blätter schwammen dort. Sie sahen aus wie Seerosen, die sich auf dem Wasser verteilt hatten. Breiter als diejenigen, die Lizzy und Peppi aus ihrer Welt her kannten, aber auch diese waren mit Blüten versehen. Etwa dort, wo die Blätter jeweils mittig zusammenliefen, erkannten sie die Köpfe, die aus dem flachen Grün hervorragten.
    Gesichter…
    Lizzy wollte eine Frage stellen, aber die Kehle war auf einmal zugeschnürt.
    Der Dunst hielt sich seltsamerweise nur am Ufer auf, den See selbst ließ er frei.
    Keiner sprach, ein jeder schaute nur auf die Fläche mit den Blüten, die auf dem fast wellenlosen Wasser lagen. Über die flachen Blätter hinweg lugten die Gesichter, noch verschwommen, weil sie zu weit entfernt waren, denn kaum eine Seerose bewegte sich auf den Uferrand zu.
    Bis die Wellen schlugen.
    Grundlos eigentlich gerieten die Seerosen in Bewegung. Sie hüpften ebenfalls auf und ab wie die Köpfe, so daß die beiden sie deutlicher erkennen konnten.
    Gesichter von Männern, von Frauen, möglicherweise auch von Kindern. Lebend oder nicht?
    Beide erlebten furchtbare Minuten. Sie standen da und trauten sich kaum, zu sprechen. Innerlich kroch die Kälte in ihnen hoch. Lizzy wollte wegschauen, nur brachte sie es nicht fertig.
    Eine Seerose trieb besonders dicht heran, so daß es ihr gelang, in das Gesicht hineinzuschauen.
    Gehörte es einer Puppe?
    Im ersten Moment konnte der Verdacht aufkeimen. Wenn ja, dann hatte jemand versucht, das Puppengesicht auf eine schaurige Art und Weise zu verändern.
    Ein Auge war völlig schwarz. Einfach leer, als hätte jemand alles hervorgeschält. Das zweite Auge, das rechte, wirkte wie ein heller, starrer Kreis. So sahen die Augen von Toten aus. Über der hohen Stirn wölbte sich blondgelbes Haar zu einer kräuselnden Pracht. Die Nase war kaum zu erkennen, aber der Mund darunter trat um so deutlicher hervor.
    Er sah aus wie ein starrer, offener und auch schiefer Halbmond.
    Am linken Mundwinkel stärker geöffnet als am rechten, nicht ohne Grund, denn aus dem linken Mundwinkel sickerte eine rote Flüssigkeit. Blut…
    War es wirklich Blut? Gehörte das Gesicht einer Toten?
    Eine Welle erfaßte das Blütenblatt und trieb es mitsamt dem Gesicht noch näher an das Ufer heran. Lizzy und Peppi kam es vor, als wollte der Mund sie auslachen, sich über ihre Furcht lustig machen, dann hüpfte die mutierte Seerose auf einem Wellenkamm und wurde wieder abgetrieben.
    Zischend stieß Peppi den Atem aus. Chandler hatte das Geräusch gehört und drehte sich um.
    »Was möchtest du fragen, Junge?«
    »Das… das Gesicht … wem gehört es denn? Es hat ausgesehen, als würde eine Tote …«
    Chandler nickte mit sehr ernstem Gesicht. »Ich kann nicht sagen, ob es einer Toten gehört hat.«
    »Und die anderen Köpfe?« stieß Lizzy hervor.
    Der Professor hob die Schultern. »So genau habe ich die Welt nicht durchforschen können, aber ich möchte euch sagen, daß ihr all die Köpfe, die ihr auf den Seerosen schwimmen seht, zu Menschen gehören, die einmal diese Welt besucht haben.«
    »Wie…?« ächzte der junge Mann.
    »Das ist ganz einfach, Freunde. Wir befinden uns in einer anderen Dimension, die mit normalen irdischen Maßstäben nicht mehr zu erklären ist. Hier regieren unterschiedliche Gesetze, hier sind Welten zusammengepreßt, hier herrscht eine Gestalt, die sich Mandragora nennt. Ich weiß nicht genau, wie er zu den Menschen steht, aber er ist derjenige, der über die Natur wacht. Und wer als Mensch die Natur zerstört, der kann es irgendwann einmal mit ihm zu tun bekommen. Jeder

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