0613 - Stygias Höllen-Sklaven
Schuß doch gehört haben. Warum kam sie nicht herbei und beschimpfte ihn jetzt?
Egal. Er brauchte sie nicht. Er bekam den Bewußtlosen auch allein zum Auto.
Er bückte sich, richtete sich dann aber wieder auf.
Wozu sollte er sich diese Last aufbürden? Es war einfacher, zum Wagen zurückzugehen und ihn herzuholen.
Und Ivana?
Mochte sie ruhig die magischen Zeichen auf ›ihrer‹ Seite beseitigen. Für Jackson war die ganze Sache erledigt. Er mußte jetzt nur noch Gryf einsacken, ihn von hier wegbringen und ihr einen anständigen Preis abverlangen.
Da sich Ivana dagegen ausgesprochen hatte, mochte sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Jackson würde sich nicht weiter mit ihr einlassen.
Für ihn ging es jetzt darum, zu überleben. Sie war bösartig und verlogen. Im Ernstfall mußte er sie überlisten. Doch er hielt sich für clever, für schlau genug, es mit ihr aufnehmen zu können.
Mit einem schnellen Ruck setzte er sich in Bewegung.
Und sah sie!
***
Yves Cascal sank auf die Knie, dann sah er sich um.
Es war heiß, sehr heiß, aber die Hitze störte ihn nicht besonders. Er war sie gewöhnt. Louisiana im Sommer, vor allem die City von Baton Rouge, war ein Backofen. Man konnte sich eben an alles gewöhnen.
Ringsum waren Flammen. Aber sie erschienen ihm auf eine seltsame Weise nicht real. Er war nicht in der Lage, ihre Entfernung abzuschätzen, und als er nach oben sah, entdeckte er keinen Himmel über sich, sondern auch nur Feuer.
»Illusion«, sagte er. »Nichts anderes als eine Illusion. Man gaukelt mir etwas vor, man zeigt mir, was ich sehen soll.«
Im nächsten Moment verblaßte das Feuer.
Heiß blieb es immer noch, aber Yves erkannte jetzt, daß er sich in einer Felsenhöhle befand.
Sie war groß und dunkel, und nirgendwo war eine Öffnung zu erkennen, doch ein eigenartiges Dämmerlicht sorgte dafür, daß er sich einigermaßen orientieren konnte.
Nach der Helligkeit, die das vermeintliche Feuer ausgestrahlt hatte, mußten sich seine Augen jedoch erst mal an das Dämmerlicht gewöhnen. Dann stellte er fest, daß er keinen Schatten warf. Das schwache Licht schien von überall zugleich zu kommen.
Als er eine Hand hob, sah Ombre auch hier keine Schatten. Es war, als wäre sie zweidimensional. Aber er konnte sie drehen und fühlen.
Es war still um ihn herum.
Auch in seinem Kopf.
Keine Gedankenschreie von Sterbenden mehr, die sich um alles betrogen fühlten, woran sie geglaubt hatten.
Yves verzog das Gesicht.
Wer sich mit dem Teufel einläßt, wird immer betrogen, dachte er. Die Geschichte vom dummen Teufel und dem schlauen Bauern ist nur ein Märchen. In der Wirklichkeit erntet der Bauer zwar die dicken Kartoffeln, aber er ist und bleibt der Dumme. Und der Teufel holt sich seinen Preis. Ein hoher Preis…
Ombre hatte genug erlebt, um zu wissen, daß ein Pakt mit dem Teufel immer schiefging. Ganz egal, wie man es anstellte.
Wer sich auf so etwas einließ, der war von vornherein verloren.
Diese Typen, die sich Brüder der Finsternis nannten, hätten es wissen müssen.
Wenn Ombre zu ihnen gegangen wäre, um sie zu warnen, sie hätten nicht auf ihn gehört, hätten ihn statt dessen umgebracht.
Menschen wollen sich betrügen lassen, dachte Ombre. Sie sehen nur, was sie sehen wollen.
Er versuchte, diese düsteren Gedanken abzuschütteln. Sie brachten ihn hier und jetzt nicht weiter.
Er hatte es geschafft, in die Hölle vorzudringen. Das war das größte Problem gewesen. So weit war er nie zuvor gekommen.
Einmal hatte er Lucifuge Rofocale in einer anderen Dimension stellen können, in einer Privatwelt des Dämons, aber der alte Teufel war ihm dann doch wieder entkommen.
Andere und untergeordnete Dämonen zu erschlagen, das war zwar ein Dienst an der Menschheit, doch diese Dämonen interessierten Yves nur als Informanten. Er wollte den Mörder seines Bruders! Er wollte Lucifuge Rofocale!
Den Dämon, der so weit oben an der Spitze der Höllenhierarchie stand, direkt unter LUZIFER!
Und nun war Ombre ihm so nahe…
Er mußte ihn nur noch finden.
Vielleicht war es die Opfer nicht wert gewesen. Andererseits hätte es diese Opfer so oder so gegeben. Die Brüder der Finsternis hatten ihr Leben wegschmeißen wollen, um Dämonen zu werden, mit oder ohne Yves Cascal. Wenn er sie nicht aufgespürt hätte, um ihnen auf ihrem Weg in die Hölle zu folgen, sie hätten es trotzdem versucht und…
»Glaubst du!« sagte jemand hinter seinem Rücken höhnisch.
***
Natürlich hatte Ivana den Schuß
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