0613 - Stygias Höllen-Sklaven
und Dämonenjäger sich anfangs hätten träumen lassen.
Sie wuchsen an versteckten Orten überall auf der Erde und anderen Welten. Man mußte nur experimentierfreudig und risikobereit genug sein, um sich blindlings dorthin versetzen zu lassen. Nur so konnte man ihre Standorte ausfindig machen.
Ombre besaß diese Eigenschaften, und er bewegte sich inzwischen in einem Netz von Blumen, das ihn beinahe überall hinbringen konnte, wohin es ihn zog.
Nur in der Hölle gab es diese magischen Blumen scheinbar nicht…
Deshalb mußte er einen anderen Weg gehen, um an Lucifuge Rofocale heranzukommen. Diesen Weg!
Seine Ausrüstung war schlicht. Da war das Amulett, das Schutz und Waffe zugleich war. Da war die Pistole, mit Pyrophoritgeschossen geladen, die gegen Teufel, Vampire, Werwölfe, Ghouls und andere Bestien gleichermaßen wirkten - das Feuer scheuten sie alle, obgleich es doch in der Hölle allgegenwärtig war.
Und da war der Ju-Ju-Stab, die stärkste Waffe gegen Dämonen überhaupt - sofern es dem Besitzer gelang, sie anzuwenden. Dann reichte bereits die bloße Berührung, und jeder Dämon war auf der Stelle tot.
Dämonisierte Menschen oder dämonische Kreaturen, Hexer, Schwarzmagier und andere blieben allerdings von seiner Berührung unbehelligt. Der Stab wirkte nur gegen echte Dämonen.
Wie Lucifuge Rofocale einer war.
Ombre rührte sich nicht von der Stelle. Er zählte mit, und erst als der letzte Bruder aufgetaucht war und den Friedhof betrat, folgte er ihm lautlos.
Nebelschleier zogen sich grau durch die Nacht, die für Ombres
Begriffe viel zu mondhell war. Eine wolkenverhangene und stürmische, düstere Regennacht wäre ihm wesentlich lieber gewesen.
Denn er war Ombre, der Schatten, und die Nacht, die Dunkelheit war sein Element.
Der Friedhof war vergessen und verwahrlost. Sträucher und Hecken überwucherten die Gräber, die Wege waren mit Unkraut bewachsen. Auf den Grabsteinen waren kaum noch die Inschriften zu erkennen, und die steinernen Grabeinfassungen zerbröckelten allmählich.
Dieser Totenacker stammte noch aus der Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg, und nachdem der gesamte Ort, der hier einmal gestanden hatte, im Kanonenfeuer völlig dem Erdboden gleichgemacht worden war, geriet dieser Friedhof in Vergessenheit.
Erst die Brüder der Finsternis störten die Ruhe der Toten wieder, indem sie hier ihre nächtlichen Rituale zelebrierten.
Sie schritten vom Tor bis zu der kleinen, verfallenen Kapelle.
Dort lag der Platz, an dem sie sich versammelten.
Der Mann vor Ombre erreichte nun die Kapelle. Das Gemäuer war morsch, mit bloßem Finger konnte man Löcher in Stein und Mörtel stechen. Hin und wieder brachen Deckenbalken und rissen weitere Löcher ins brüchige Ziegeldach.
Das einzig Stabile waren die ständig quietschenden Angeln der Tür, weshalb die Brüder sie durchgehend offenstehen ließen. Sie benutzten die Kapelle ohnehin nur als Umkleideraum.
Der Bruder betrat die Kapelle. Wie alle anderen trug auch er die Kutte zusammengerollt bei sich. In einer Ledertasche.
Andere benutzten Plastiktüten oder klemmten sich den dunklen Stoff nur einfach unter den Arm.
Eine Kerze verbreitete ihr schwaches Licht. Die anderen Teufelsanbeter waren bereits wieder draußen an dem Platz, an dem das Ritual stattfinden sollte.
Der letzte Bruder legte die Tasche mit seiner Kutte auf eine Bank und begann, sich auszuziehen.
Ombre wartete nun nicht mehr länger. Er griff unter seine Lederjacke, zog den unterarmlangen Ju-Ju-Stab hervor und schlug mit dem geschnitzten Raubtierkopf am oberen Ende einmal kurz zu.
Der Bruder sank aufstöhnend zusammen. Ombre fing ihn auf, ehe der Körper in die morschen Holzbänke brechen konnte.
Der ›Schatten‹ dachte gar nicht daran, sich ebenfalls völlig zu entkleiden, wie es den Brüdern vorgeschrieben war. Er streifte nur die Jacke ab. Dann öffnete er die Ledertasche des Bewußtlosen und nahm die Kutte heraus, um sie sich überzustülpen.
Sie reichte bis zum Boden und verbarg Jeans und Schuhe vor neugierigen Blicken. Ein Ruck, und die Kapuze bedeckte Ombres Kopf.
Bedauerlich war, daß sich Pistole und Amulett jetzt unter der Kutte befand. Der Stoff war auch zu fest, um Öffnungen hineinzureißen. Rasch durchsuchte Yves den Bewußtlosen nach einem Taschenmesser, wurde aber nicht fündig.
Verdammt, es war gut möglich, daß er die Pistole brauchte, doch so kam er nicht schnell genug an sie heran!
Den Ju-Ju-Stab konnte er immerhin so in den Nackenkragen
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