0614 - Der Clan der Wölfe
zurückgekehrt.
Thepin war untergetaucht, war unauffindbar.
Zamorra suchte sie tatsächlich.
»Sie selbst wissen es nicht?« fragte er.
»Hanakim Lorett alias Han Loret weiß es. Ich habe keine Ahnung. Ich kann Ihnen nur sagen, wo er sich jetzt aufhält. Sie können ihn ja nach Thepin fragen, ehe Sie ihm den Garaus machen.«.
»Und danach werde ich Sie jagen, Harowic. Sie können sich nicht immer hinter Ihren Polizisten verstecken. Wenn ich zwei Werwölfe erwischen kann, warum soll ich mich dann mit einem begnügen?«
Der Werwolf lächelte. »Sie können es gern versuchen. Es wird vielleicht ein interessantes Spiel, wer von uns der Bessere ist«, sagte er und sah auf die Uhr.
»Sie finden Han Loret in dieser Nacht in Toulon an der Cote d’Azur. Auf einer Anhöhe im Norden gibt es einen Aussichtspunkt und eine Ruine. Dort findet die Besprechung statt. Vergessen Sie nicht, Loret nach Zia Thepin zu fragen, ehe Sie ihn töten.«
»Ich werd’s mir merken«, sagte Zamorra grimmig. Er nickte Nicole zu; sie verließen das Wohnzimmer. Harowic begleitete sie und öffnete ihnen die Haustür.
»Weidmannsheil«, wünschte er spöttisch.
Zamorra lächelte ihn finster an.
»Fühlen Sie sich nicht zu sicher«, warnte er.
***
Draußen scheuchte er die Uniformierten vom Wagen weg.
»Haben Sie gefunden, was Sie suchten? Drogen, illegale Waffen, Unterlagen über konspirative Umtriebe? Ein Kreuzworträtselheft?«
Der Beamte, den er angesprochen hatte, schenkte ihm einen giftigen Blick.
Zamorra stieg wieder auf den Beifahrersitz. Während Nicole sich hinter das Lenkrad schwang, fragte sie: »Was hast du?«
Er schüttelte den Kopf. »Fahr langsam los«, sagte er. »Raus hier und Richtung Autobahn.« Derweil beobachtete er die vier Männer.
Nicole lenkte die Limousine aus dem Ort hinaus. Zamorra streckte sich ein wenig. »Ich glaube, einer von den vieren war gestern dabei. In Maske. Er bewegte sich ähnlich wie der Typ, den ich vom Wagen weggescheucht habe.«
»Er hätte gestern genügend Gelegenheit gehabt, sich mit dem BMW zu befassen«, gab Nicole zu bedenken.
»Vielleicht aber nicht die Ruhe. Hier und jetzt konnten die Jungs davon ausgehen, daß wir eine gewisse Zeit im Haus bleiben würden. Verfolgen sie uns?«
Nicole schüttelte den Kopf. »Nichts im Rückspiegel«, sagte sie. »Was hast du jetzt vor? Tatsächlich nach Toulon fahren und diesen Han Loret suchen?«
»Fast dreihundert Kilometer«, schätzte Zamorra. »Zuzüglich der Zeitaufwand für die Suche. Diesen Aussichtspunkt und die Ruine müssen wir ja erst mal finden. Unser Freund hat uns einen hübschen Köder vorgeworfen. Er meint, er könne uns unter Druck setzen.«
»Wir fahren also nicht hin? Oder gibt es in der Nähe inzwischen Regenbogenblumen?«
»Davon weiß ich nichts. Doch, wir werden hinfahren. Ich bin zwar ziemlich sicher, daß es eine Falle ist. Aber ich will mir nicht entgehen lassen, vielleicht etwas über Zia Thepin zu erfahren. Und wenn dort tatsächlich eine Besprechung stattfindet, erwischen wir auch noch zwei weitere Wölfe.«
Er warf einen Blick auf die Uhr, wie vorher Harowic in seinem Haus. »Wenn wir das Tempo etwas forcieren und es keinen Stau auf der Autobahn gibt, schaffen wir es vielleicht, schon eine oder anderthalb Stunden vor Mitternacht am Ziel zu sein. Aber wir sichern uns vorher ab. Also nehmen wir uns die Zeit, erst noch einmal zurück zum Château zu fahren. Damit schlagen wir zwei Teufel mit einem Weihwasserwedel.«
»Wie meinst du das?«
»Erstens rüsten wir uns noch ein bißchen auf. Zweitens werden wir später eintreffen als Harowic vermutet.«
Sie warf ihm kurz einen fragenden Blick zu.
»Er nimmt vielleicht an, daß wir sofort in Richtung Toulon durchfahren. Um schnell genug dort zu sein; er rechnet ja damit, daß wir uns dort erst einmal umsehen müssen und deshalb jede Sekunde nutzen wollen. Er wird keinen Moment lang damit rechnen, daß wir uns Zeit lassen und erst mal die rund zwanzig Kilometer zurück zum Château fahren, um dann erst wieder in Richtung Autobahn zu starten. Ich denke, daß wir dadurch alles in allem etwa eine Stunde Zeit verlieren. Das bedeutet für die Fallensteller eine ganze Stunde nervtötender Warterei. Das macht sie nachlässig.«
»Du gehst also tatsächlich davon aus, daß sie eine Falle für uns aufbauen.«
»Natürlich. Ich traue Harowic nicht weiter, als ich ihn werfen kann. Er ist ein Dämon. Es geht ihm vermutlich weniger darum, einen Konkurrenten auszuschalten.
Weitere Kostenlose Bücher