0614 - Werwolf-Begräbnis
Schwanzes bewegte und eine andere Richtung anvisierte.
Ein Gegner für mich weniger, aber der zweite blieb, und dem sprang leider kein Fisch in den Weg.
Unbeeindruckt zog das Krokodil seine Bahn.
Ich kam nicht weg. In den letzten Sekunden hatte ich es versucht, meine Beine aus dem morastischen Schlamm zu zerren, es war mir nicht gelungen. Nur aus dem Schuh wäre ich fast gerutscht, doch den wollte ich anbehalten.
Die gefräßige Bestie hatte ihren Körper etwas tiefer gesenkt. Nurmehr die Augen schauten aus der grünen Wasserfläche hervor. Sie erinnerten mich an kleine, böse Laternen, die ständig weitergeschoben wurden, nur um die Beute nicht aus dem Blick zu lassen.
Am rechten Bein wuchs der grünbraune, zähe Schlammboden in die Höhe und berührte bereits meine Hüfte. Das linke Bein steckte nur bis zur Wade in der Masse, aber auch so würde ich es nicht herausziehen können. Ich hing fester als in der härtesten Fesselung.
Und die Bestie brauchte nur noch wenige Yards zu überwinden, um den dichteren Bewuchs am Ufer zu erreichen. Er würde dem Krokodil kein Hindernis bieten, wenn es seinen tonnenschweren Körper hindurchwuchtete.
Mittlerweile war die Lage schon mehr als kritisch geworden, und mir stand der kalte Angstschweiß auf der Stirn. Gab es überhaupt noch eine Rettung oder den Hauch einer Chance?
Ich schaute in alle Richtungen. Nicht weit entfernt wuchsen die mächtigen Tropenbäume. Vielleicht hingen einige Äste so tief, daß ich sie greifen und mich buchstäblich aus eigener Kraft aus dem Sumpf hervorziehen konnte.
Es war nicht möglich. Zwar breitete sich das mit Moos und dünnen Blättern bewachsene Astwerk wie ein Schirm über meinem Kopf aus, doch ich konnte nicht zugreifen, weil ich einfach zu tief in dem verdammten Boden steckte.
Dann hörte ich das Knacken!
Da brach der harte Bambus wie Streichhölzer ab, als sich das hungrige Reptil durch den natürlichen Widerstand des Ufers vorwühlte, um endlich sein Opfer verschlingen zu können.
Die Furcht umklammerte wie eiskalte Hände mein Herz. Ich hatte das Gefühl, es überhaupt nicht mehr schlagen zu hören. Der Schweiß war mir so stark ausgebrochen, daß einzelne Rinnsale wie Wasserstreifen an meiner Haut entlangrannen.
Das Krokodil arbeitete vor allen Dingen mit seinem Schwanz, in dem eine wahnsinnige Kraft steckte. Ein Rundschlag wühlte Schlamm und ufernahes Wasser zu einer dunklen, schaumigen Brühe auf. Wellen rollten und schwappten vor, sie liefen aus, erreichten mit ihren letzten Ausläufern meine Hüfte, und durch die aufgerissene Lücke schaute ich bereits in das Maul der Bestie.
Es war ein rötlicher Schlund, umrahmt von den verdammten Zähnen, die mich mit einem Biß zerstückeln konnten.
Wenn ich noch zehn Sekunden lebe, war es lang…
***
Der Wolf hockte vor ihr und rührte sich nicht.
Auch Glenda bewegte nicht einmal ihre Augenwimpern, so schwer es ihr auch fiel, aber sie konnte einfach nicht zur Seite blicken und stierte in die kalten Augen hinein, die auf sie den Eindruck von Eislaternen machten.
Sie schaffte es auch nicht, ihre Empfindungen zu kanalisieren. Da lief in ihrem Körper alles durcheinander. Ihr wurde heiß und kalt zugleich, sie dachte an alles mögliche, sah sich schon zerrissen auf dem Boden liegen und bekam plötzlich die Vision eines mörderischen Werwolfes.
Das Tier rührte sich nicht. Fast gelassen hatte es auf seinen Hinterläufen Platz genommen, den Blick der Raubtieraugen geradewegs auf Glenda gerichtet.
Was hatte sie nicht alles über Wölfe gelesen oder gehört! Nur fiel ihr in diesen langen Augenblicken keine Möglichkeit ein, aus dieser Lage zu entkommen.
Sie wußte auch nicht, ob der Wolf satt oder ausgehungert war. Alles war so furchtbar, so grausam, es hing in der Schwebe, und auch ihr Leben hing dabei an einem seidenen Faden.
Das Tier regte sich plötzlich. Es öffnete sein Maul. Glenda bekam dies im Zeitlupentempo mit. Für sie war es eine seelische Folter.
Dann drückte er sich vor.
Glenda lief nicht weg. Erstens brachte es nichts, der Wolf war immer schneller, und zweitens war sie auch nicht in der Lage, so einfach zu verschwinden.
Das graue Fell des Tieres zitterte, als der Wolf sehr langsam vorging, seine Schnauze dabei in Kopfhöhe hielt und sie immer näher an das Gesicht der Frau heranbrachte.
Glenda hatte das Gefühl, vergehen zu müssen. Innerlich und äußerlich verkrampft hockte sie noch immer auf der gleichen Stelle und konnte nur hoffen, daß die Bestie nicht
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