0614 - Werwolf-Begräbnis
keinen der hier lebenden Menschen oder Kreaturen entdecken.
Völlig ruhig lagen sie in der schwülen Dunstdecke.
In Deckung der nächsten Hütte blieb sie stehen. Sie preßte sich gegen die Außenwand und suchte durch eine Lücke in das Innere zu schauen, was ihr auch gelang.
Nur sah sie nicht viel. Die Hüttenwand war so dicht, daß sie sogar das Sonnenlicht abhielt.
Glenda suchte nach dem Eingang und schritt um die Hütte herum.
Die Tür verdiente die Bezeichnung kaum, denn auch sie war aus Bambus hergestellt worden.
Aber sie ließ sich aufziehen.
Glenda schaute sich zunächst um, bevor sie es wagte, die Hütte zu betreten.
Keiner hielt sie auf, und so setzte sie behutsam einen Schritt über die Schwelle.
Es dauerte eine Weile, bis sich die Augen an das ungewöhnliche Licht gewöhnt hatten. Dann erst erkannte sie die Gegenstände, die sich in der einfachen Behausung verteilten.
Eine Bastmatte, so etwas Ähnliches wie ein Sitzkissen stand daneben, aber sonst sah sie nichts.
Kein Eßgeschirr, keine Ablage, keine Tücher und auch keine Waffen, wie Speere oder Bögen.
Dennoch durchwanderte sie das Rund, gelangte auch an die Matte und schaute wie zufällig zu Boden.
Etwas lugte unter der Matte hervor und blinkte matt. Glenda bückte sich, weil sie neugierig geworden war, hob die Matte an – und konnte einen leisen Schrei nicht unterdrücken.
Was sie sah, ließ sie fast an ihrem Verstand zweifeln. Sie konnte es einfach nicht glauben, glaubte an einen Traum, wischte über ihre Augen, tastete nach und hätte jubeln können, weil es kein Traum war, den sie erlebte. Glenda kam sich vor wie ein völlig erschöpfter und halb verdursteter Mensch in der Wüste, der im letzten Augenblick einen Tümpel mit klarem Wasser gefunden hatte.
Würde sich jetzt alles ändern?
Glenda hoffte es und raffte die Gegenstände an sich, die sie in der Hütte gefunden hatte…
***
Suko verstand die Welt nicht mehr!
Okay, er war nicht mit seinem Freund John Sinclair verheiratet, aber es gab so etwas wie eine ungeschriebene Regel zwischen ihnen, daß der eine dem anderen Bescheid gab, wenn er die Wohnung verließ und sich irgendwohin begab.
Das hatte John nicht getan.
Suko stand in der leeren Wohnung seines Freundes und schaute sich um wie jemand, der gekommen war, um die Bude kaufen zu wollen. Von John Sinclair sah er keine Spur.
Scharf saugte er die Luft ein. Er durchsuchte, das Schlafzimmer, die Küche, das kleine Bad, stets darauf hoffend, etwas zu finden, das auf das Verschwinden des Geisterjägers hingewiesen hätte.
Leider nichts.
War John nur mal eben ein Bier trinken gegangen? Das konnte sein, aber der Inspektor glaubte es nicht. Sein Gefühl sagte ihm, daß etwas nicht stimmte.
Noch einmal durchsuchte er die Wohnung, um sie dann ohne Ergebnis zu verlassen.
Sehr nachdenklich ging er zurück nach nebenan, hockte wie ein Besucher in seinen eigenen vier Wänden auf der Sesselkante und entschloß sich, in die Tiefgarage zu fahren, um dort nach dem Wagen seines Freundes Ausschau zu halten.
Er selbst hatte seinen BMW nicht in die Garage gefahren und ihn auf den Außenplätzen abgestellt.
Zwei Minuten später wußte er alles oder gar nichts. Der Rover stand nicht mehr an seinem Platz. Also war John weggefahren und nicht mal eben ein Bierchen trinken gegangen.
Sehr nachdenklich fuhr Suko bis zur Eingangshalle hoch, wo er sich an den Portier wandte, der mit saurem Gesicht und einer Alu-Leiter über der Schulter durch die Halle spazierte.
»Hi, Inspektor, Probleme?«
»Nur eine Frage.«
»Bitte.«
»Haben Sie gesehen, daß Mr. Sinclair das Haus verlassen hat?«
Der Portier schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Aber ich war nicht immer hier. Verstehen Sie? Ich mußte nach einigen Leitungen schauen, es gab einen Kurzschluß und…«
»Okay, danke, mehr wollte ich nicht wissen, Mister.«
»Soll ich ihm denn Bescheid sagen, daß Sie nach ihm gefragt haben, wenn ich ihn sehe?«
»Nein, danke, nicht nötig.« Suko befand sich schon auf dem Weg zum Ausgang und hob grüßend den Arm.
Er trat hinaus in die kalte Winterluft. Die Dunkelheit lag bereits über der Stadt, die im Glanz zahlreicher Lichter strahlte. Es dauerte nicht mehr lange, dann war Weihnachten, und der große Run hatte längst begonnen. Daß John sich ebenfalls in den Weihnachtstrubel gestürzt hatte, wollte Suko nicht glauben. Das hätte er ihm mitgeteilt, schließlich wußte der Inspektor, mit welch großer »Freude«
John diese Geschenke
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