0615 - Die Satans-Vision
Strömungen aufgenommen, wußte, daß etwas auf ihn zukam, und hatte fast einen Beweis bekommen, als man ihm erklärte, wer unterwegs war.
John Sinclair!
Der Geisterjäger gehörte neben den Templer. Getreu zu seinen echten Freunden. Er hatte dem Abbé auch den Würfel überlassen, von dem es noch ein Gegenstück gab, den Würfel des Unheils, der sich allerdings im Besitz des Spuks, eines mächtigen Dämons befand.
Den Grund für Johns Reise kannte er nicht. Der Geisterjäger hatte ihm wohl bewußt nichts gesagt, doch Bloch konnte sich vorstellen, daß es mit den fremden Strömungen zusammenhing, die er durch den Würfel wahrgenommen hatte.
Was es genau war, wußte er auch nicht, aber es näherte sich Unheil, er ›sah‹ es wie eine Wolke.
Abbé Bloch wurde es schwer ums Herz. Ab und zu drang ein schweres Seufzen über seine Lippen, dann starrte er durch die dunklen Brillengläser, ohne etwas sehen zu können. Aber ihm fielen auch die Schritte auf, die sich seiner Zimmertür näherten, für einen Moment stoppten, dann vernahm er das sachte Klopfen.
»Bitte?«
Die Tür öffnete sich. Ein leises Quietschen erklang, für normale Ohren kaum wahrnehmbar.
»Ich bin es, Abbé.«
»Bitte, tritt näher, Bruder Jorge.« Er lauschte den Schritten nach und bekam auch mit, wie ein Stuhl gerückt wurde. Dann saß Jorge dicht bei ihm am Tisch.
»Du kommst nicht ohne Grund – oder?«
»Das stimmt, Abbé.«
»Was ist passiert?«
Jorge räusperte sich. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber in der Kathedrale der Angst muß etwas vor sich gegangen sein. Keiner von uns war da, wir haben es nur gesehen.«
»Sprich bitte nicht in Rätseln. Was habt ihr gesehen?«
»Den Schein, den hellen Schein, der über den Felsen stand. Als wäre das silberne Skelett Hectors aufgestanden und hätte geleuchtet. Mehr kann ich dir nicht sagen…«
»Es reicht schon.«
»Dann weißt du auch, was wir tun sollen?«
Der Abbé senkte den Kopf, schaute auf den Würfel, ohne ihn zu sehen und gab eine sehr weise Antwort. »Ich möchte dich einfach bitten, dich zurückzuhalten. Tue gar nichts, warte ab.«
»Aber wenn…«
»Es wird etwas passieren, Jorge, da bin ich mir sicher. Es kann viel passieren, nicht umsonst hat sich unser Freund John Sinclair auf den Weg gemacht. Es ist bestimmt nicht nur ein Besuch aus reiner Freundschaft, auch wenn dieses Gefühl mitspielt. Nein, der gute John wird einen Grund gehabt haben, und dieser Grund, da brauche ich kein Prophet zu sein, hängt sicherlich mit dem Ankommen des Geisterjägers zusammen. Es braut sich etwas zusammen, ich sehe die gewaltige Wolke und sehe sie trotzdem nicht, wenn du mich verstehst.«
»Nein, Abbé.«
»Also gut, dann sage ich es dir im Klartext. Ich möchte nicht, daß sich einer von euch in Gefahr begibt. Und zwar in eine Gefahr, die keiner von uns kennt.«
»Können Sie denn nicht aus dem Würfel lesen?«
Der Abbé gestattete sich ein mildes Lächeln. »Nein, mein junger Freund, das kann ich nicht. Ich kann spüren, ich kann es fühlen, aber ich kann leider nicht konkret werden. Das ist nun mal so, und daran führt kein Weg vorbei.«
»Dann werde ich zu den anderen gehen und sie beruhigen.«
Bloch nickte. »Es ist wirklich das beste, das du machen kannst, Jorge.«
Der junge Templer wußte, daß es Zeit war, zu gehen. Deshalb erhob er sich und verließ nach einem Abschiedsgruß mit leisen Schritten den Raum.
Der Abbé aber stand auf. Er wußte, wie er zu gehen hatte, um das Fenster zu erreichen. Dort stellte er sich hin und schaute, obgleich er nichts sehen konnte, durch die Scheibe. Er mußte ganz einfach das Gefühl haben, nach draußen blicken zu können.
Die Bedrückung blieb, die Wolke war da, und sie würde auch nicht verschwinden. Er fragte sich, was der Geisterjäger John Sinclair ihnen allen bringen würde?
Immer dann, wenn er gekommen war, hatten sich gewisse Dinge verändert. So sah es auch jetzt aus, denn nicht grundlos hatte das silberne Skelett derart auffällig reagiert…
***
Der nächst größere Ort, den wir über die gut ausgebaute Autobahn A61 erreichten, hieß Carcassonne. Zwar führte die Autobahn von dort weiter bis Narbonne und fast bis an die Küste, wir aber mußten sie verlassen und in Richtung Süden fahren, praktisch den Pyrenäen entgegen, die von Alet-les-Bains bei klarem Wetter gut zu sehen waren. Wie ein Wall lagen die Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien.
Meine Beifahrerin wunderte sich einige Male darüber, daß ich sie
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