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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sprechen. Wird sie als positiv angesehen, also zum Zwecke des Guten angesetzt, so können wir durchaus von weißer Magie sprechen. So unterscheidet man.«
    »Damit habe ich mich nie beschäftigt.«
    »Das kann ich mir denken. Die meisten Menschen lassen die Finger davon, was ja auch richtig ist, aber ich wollte Ihnen nur den Unterschied klarmachen.«
    »Dann sind meine Visionen wohl schwarzmagische Vorgänge, wenn ich Sie recht verstanden habe.«
    »So ist es.«
    Anne preßte ihre Fingerkuppen gegen die Stirn. »Das ist nicht einfach zu begreifen, John. Ich bin da in eine Sache hineingeraten, die mir über den Kopf wächst. Eigentlich warte ich sekündlich darauf, daß sich die furchtbaren Visionen wiederholen. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, oder?«
    »Kann sein.«
    »Sie wollen zu den Templern. Meinen Sie denn, daß die Männer mir helfen können, daß sie es schaffen, die Magie zurückzudrängen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Anne. Für mich ist erst einmal wichtig, herauszufinden, woher die Ikone stammen könnte. Was die eigene Geschichte angeht, da können wir uns schon auf das Wissen der Templer verlassen, glauben Sie mir.«
    Sie lächelte etwas verloren. »Wissen Sie, worauf ich gespannt bin? Wie die Templer mich aufnehmen. Es ist doch eine reine Männergesellschaft, oder sind auch Frauen dabei?«
    »Nein, keine Frauen.«
    »Das paßte aber nicht mehr in die heutige Zeit, finde ich. Die Frauen sollten ebenfalls…«
    »Moment mal, Anne. Sie vergessen, daß die Templer ein reiner Orden sind. Man kann sie mit den Franziskanern, den Benediktinern vergleichen, das sind auch reine Männerorden. Soviel mir bekannt ist, gibt es keine gemischten.«
    »Das wüßte ich auch nicht. Ich habe nur über die mittelalterlichen Auswüchse der Orden beiderlei Geschlechts gelesen.«
    »Natürlich, das ist vorgekommen, nur steht das in unserem Fall nicht zur Debatte.«
    Sie legte mir eine Hand auf den Arm. »Ach, John«, murmelte sie beinahe schon seufzend. »Wenn ich über alles nachdenken sollte, würde ich durchdrehen, glaube ich.«
    Ich wollte Anne nicht weiter mit dem Thema belasten und brachte es nicht mehr an.
    Während unserer Unterhaltung hatte ich zügig fahren können und bereits den Umkreis der kleinen Stadt Alet-les-Bains erreicht. Die Straße führte über die Höhe. Um in den Ort zu gelangen, mußten wir in ein kleines, schüsselartiges Tal fahren, das noch sichtbar vor uns lag, weil das letzte Tageslicht sich hielt und der Himmel so gut wie keine Wolken aufwies.
    Als ich an einer bestimmten Stelle anhielt, wunderte sich die Lehrerin. »Wir sind doch nicht da, John?«
    »Nein, aber ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    »Muß ich aussteigen?«
    »Ich bitte darum.«
    Sie verließ gemeinsam mit mir den Wagen. Hier traf uns ungeschützt der kalte Winterwind, deshalb streifte Anne rasch ihren Mantel über. Der Blick ihrer Augen folgte meiner ausgestreckten Hand, die über die Schüssel hinwegwies, bis hin zu den fernen, aber noch gut sichtbaren Felsen, die dort begannen, wo der schräge Hang endete. Im Tal sahen wir die Häuser von Alet-les-Bains, sie duckten sich wie eine Herde ängstlicher Schafe.
    »Ich war noch nie hier«, gab Anne zu, »und muß mir eingestehen, daß es eine wilde und gleichzeitig romantische Landschaft ist.«
    »Da haben Sie recht. Sehen Sie sich nur die hohen Felsen an. Sie stehen dort wie eine Wand, so jedenfalls sieht es von hier aus. Aber das ist nicht richtig. Die Felsen, so dicht sie auch sind, besitzen einen Durchschlupf, einen schmalen Pfad, der tief in sie hineinführt und in der Kathedrale der Angst endet, wie sie einmal genannt worden war.«
    »Das habe ich auch noch nie gehört.«
    »Sie ist wichtig. In ihr liegt das silberne Skelett Hector de Valois’ begraben. Ich, Anne, habe einmal als Hector de Valois gelebt, das wollte ich Ihnen sagen.«
    »Sie… Sie auch? Sie sind wiedergeboren?«
    »Und nicht nur einmal.«
    Sie mußte einen Moment überlegen. »Wenn mir das ein anderer erzählt hätte, ich hätte ihn ausgelacht, John. Aber Ihnen glaube ich seltsamerweise. Ja, ich glaube Ihnen.«
    »Das freut mich.«
    »Wenn Sie von einem silbernen Skelett sprechen, dann müssen Sie Ihren Vorfahren schon gesehen haben.«
    »Das stimmt.«
    »Was war das für ein Gefühl?«
    »Eine Mischung aus Schrecken und Angst. Eigentlich ein schreckliches Gefühl, aber ich habe mich damit auseinandergesetzt und mich letztendlich daran gewöhnt.«
    »Soll das auch für meine Visionen

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