0616 - Die Andro-Pest
tüchtigen Solarmarschall abgegeben, Doktor", erwiderte er.
Sie blickten zu dem Operierten. Kadett Yukio Tanaka lag auf dem Operationstisch, die Augen geschlossen und einen friedlichen Ausdruck im Gesicht. Der Brustkorb war von der 'automatisch arbeitenden Apparatur' wieder verschlossen worden und hob und senkte sich in gleichmäßigem Atemrhythmus. Die Haut hatte ihre wächserne Starre verloren und ihre normale Färbung angenommen.
Julian Tifflor verspürte ein bisher unbekanntes Glücksgefühl.
Er hatte mitgeholfen, einen Menschen dem Leben wiederzugeben, und das erfüllte ihn mit tiefer Freude.
Professor Hiram Alt schaltete seinen Anästhesie-Apparat aus erhob sich von seinem Sitz und krümmte sich plötzlich. Im nächsten Augenblick lag er stöhnen auf dem Boden, die Hände gegen den Leib gepreßt.
Tifflor und Yüan knieten neben dem Biochemiker nieder.
Der Chirurg zog die Hände Alts fort und tastete den Leib ab. Als er aufsah, nickte er nur.
Tifflor seufzte.
„Soll ich Ihnen wieder Assistieren, Doktor?" erkundigte er sich.
„Es gibt keinen anderen Ausweg", erklärte Yüan. „In der Leibeshöhle meines Kollegen haben sich zweifellos Bakto-Gebilde entwickelt. Ich konnte einige Kulturen ertasten."
Er richtete sich auf.
„Kommen Sie, wir müssen Tanaka an eine automatische Überwachungseinheit anschließen. Danach werden wir Hiram operieren." Er lächelte. Sie sind außer mir der einzige gesunde Chirurg an Bord." Der Solarmarschall nickte resignierend.
Er dachte an die Fülle der Aufgaben, die ihn in der Hauptzentrale erwarteten. Sie würden Warten müssen. Notfalls mußte der Start zum Heimflug eben verschoben werden.
Als Yukio Tanaka versorgt war, tauchten Lord Zwiebus und der Professor Goshmo-Khan am Eingang des Operationsraumes auf.
„Saedelaere hat von der Zentrale aus angerufen", sagte Goshmo-Khan. „Er wollte wissen, wann Sie zurückkommen, Sir."
Sagen Sie ihm, ich werde kommen, sobald Professor Alt operiert ist", gab Tifflor zurück. „Hoffentlich wird bis dahin nicht ein neuer Fall eingeliefert. Wie geht es Ihnen beiden eigentlich?"
„Ich spüre fast nichts mehr", antwortete Lord Zwiebus.
„Aber ich", erklärte Goshmo-Khan. „In meinem Sitzfleisch klaffen Löcher, in denen man mühelos - meinen Kopf unterbringen könnte."
„Das wäre dann eine Verpflanzung an die richtige Stelle", erwiderte Tifflor spöttisch. Er wurde sofort wieder ernst. 'Bitte, gehen Sie in die Hauptzentrale und helfen Sie Alaska. Sehen Sie zu, daß die MESACION startbereit ist, wenn ich komme."
„Wir werden es versuchen", sagte Lord Zwiebus.
„Schneiden Sie keine lebenswichtigen Organe heraus", meinte Goshmo-Khan, „Wollen Sie sich nicht zum Üben zur Verfügung stellen", parierte Tifflor.
Daraufhin verließen Zwiebus und Goshmo-Khan fluchtartig die Krankenstation.
Dr. Yüan und Julian Tifflor entkleideten Hiram Alt und legten ihn auf den Operationstisch. Der Biochemiker stöhnte die ganze Zeit über und warf seinen Kopf hin und her.
„Ich kann Ihnen leider kein Schmerzmittel geben, Hiram", sagte Yüan Tsung zu ihm. 'Das würde die Anästhetisierung komplizieren."
Er führte den Solarmarschall zu dem Anästhesie-Apparat und erklärte ihm dessen Bedienung.
Ich werde die erste Phase selber schalten", sagte er. Sie müssen dann nure dafür sorgen, daß die Anfangswerte konstant bleiben. Sollte es zu Komplikationen kommen, rufen Sie mich. Ich werde dann die Operation unterbrechen und Ihnen beispringen.
Auf keinen Fall dürfen Sie von sich aus den Narkosepegel überschreiten."
Tifflor nickte.
„Ich habe verstanden. Meinen Sie, es könnte zu Komplikationen kommen?"
„Das halte ich nicht für sehr wahrscheinlich", antortete Dr. Yüan. „Aber man kann das bei einer Operation niemals hundertprozentig voraussagen. Jedenfalls ist eine Bauchhöhlenoperation längst nicht so schwierig, wie eine komplizierte Gehirnoperation."
Er lächelte dem Solarmarschall aufmunternd zu.
„Die Herz-Lungen-Maschine werden wir wohl nicht brauchen.
Wenn doch, werde ich sie selber bedienen."
Abermals senkte sich die Troplonkuppel über den Operationstisch. Noch einmal kehrte Yüan Tsung zum Anästhesie - Apparat zurück und nahm die Erst-Narkotisierung des Patienten vor. Als sich der Pegel auf einen guten Wert eingependelt hatte, überließ er die weitere Bedienung der Apparatur Julian Tifflor.
Danach begann er mit der Operation. Sie verlief, im Vergleich zu der Tanakas, leicht und komplikationsfrei. Tifflor
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