0616 - Die Andro-Pest
Zwiebus' Blick. Der Pseudo - Neandertaler wirkte nervös. In seinen Augen flackerte es unstet.
„Ich fühle die Bedrohung", flüsterte Zwiebus. „Sie dringt von allen Seiten schemenhaft auf uns ein."
„Das haben Bedrohungen so an sich", erwiderte der Solarmarschall in dem Versuch, die Spannung durch einen Scherz zu lockern.
Bei ihm selbst hatte dieser Versuch allerdings keinen Erfolg.
Er wußte genau, daß die stark entwickelten Instinkte des Urmenschen Gefahren und unterschwellige Gefühlsströmungen mit unwahrscheinlicher Sicherheit „witterten". Diese Fähigkeit war mit der eines ausgebildeten Gefühlsmechanikers zu vergleichen.
Aus dem Interkom vor Professor Goshmo-Khan schoß plötzlich eine bläuliche Stichflamme. Der Professor schlug schützend die Hände vors Gesicht. Eine Warnanlage gab in kurzen Intervallen tutende Töne von sich.
Goshmo-Khan nahm die Hände wieder herunter. Er war nicht verletzt worden. Mit einer schnellen Bewegung schaltete er die Energiezufuhr zu seinem Interkomanschluß aus.
„Wahrscheinlich sind Kabelisolierungen zerfressen worden", erklärte er.
Sein Blick fiel auf Saedelaere.
„Ihre Gesichtsmaske ist aus Kunststoff, nicht Wahr?" fragte er.
Alaska Saedelaere nickte.
„Ich kann nur hoffen, daß die Bakto-Sporen die sich zu meiner Maske verirren, durch das Leuchten meines Cappin - Fragmentes abgeschreckt werden."
„Darauf dürfen wir uns nicht verlassen, Alaska", warf Julian Tifflor ein. „Wenn Ihre Maske zerfressen wird, müssen Sie in eine Isolierstation gehen, sonst werden wir alle wahnsinnig.
Ziehen Sie Ihren Kampfanzug an."
„Kampfanzug oder Raumpanzer?" fragte Alaska.
„Den Kampfanzug", antwortete Tifflor. „Die Auster - Raumpanzer sind teilweise aus Kunststoff. Er ist zwar durch Partikelbeschuß gehärtet, aber wir wissen nicht, ob das gegen die Andro-Pest schützt."
Alaska Saedelaere erhob sich und verließ die Hauptzentrale, um den Kampfanzug aus seiner Kabine zu holen, beziehungsweise, um ihn dort anzuziehen. Da bei den letzten Einsätzen die Raumpanzer vom Typ Auster-C-IV benutzt worden waren, befanden nur sie sich auf den jeweiligen Stationen! .
Kaum hatte der Transmittergeschädigte die Hauptzentrale verlassen, summte der Interkommelder vor Tifflor. Er schaltete das Gerät ein. Der Bildschirm wurde hell und zeigte das Gesicht des diensthabenden Ingenieurs.
„Sir, ich brauche dringend Unterstützung!", rief der Mann verzweifelt. „In den Schaltautomaten kommt es ständig zu Kurzschlüssen. Ich versuche sie alle zu reparieren, während die Reserveaggregate die Arbeit übernehmen, aber ich brauche Unterstützung, sonst halte ich das Tempo nicht mehr lange mit."
„Einen Augenblick, bitte", erwiderte Tifflor.
Er wandte sich an Professor Goshmo-Khan, „Von welcher Station können wir einen Mann abziehen, Professor?"
Der Wissenschaftler musterte die Anzeigen, die verrieten, welche Stationen besetzt waren und von wieviel Mann.
„Eigentlich nirgends, Sir", antwortete er zögernd. „Es sei denn, wir ziehen den Mann ab, der zur Zeit die Funk und Ortungszentralen abwechselnd besetzt hält."
„Schicken Sie ihn in den Maschinenhauptstand!" befahl der Solarmarschall. „Auf Ortung und Funk können wir vorläufig verzichten."
„Ja, Sir."
Goshmo-Khan erhob sich, ging zum Interkom des benachbarten Kontrollpultes und beorderte von dort aus einen Mann zur Unterstützung des Ingenieurs in den Maschinenhauptleitstand.
Eine Signalplatte über Tifflors Pult flackerte, und die Stimme eines Automaten meldete: „Ein Projektor des Lineartriebwerks ist ausgefallen.
Leistungsabfall um fünf Prozent."
Der Solarmarschall warf einen Blick auf die Flugkontrollen.
Sie zeigten gleichbleibende Werte. Folglich mußte der Autopilot die funktionsfähigen anderen Projektoren mit höheren Eingabewerten beschickt haben. Dadurch wurde der Ausfall des einen Projektors zwar ausgeglichen, aber die anderen unterlagen einem höheren Verschleiß. Außerdem mußte damit gerechnet werden, daß weitere Projektoren ausfielen.
„Ich gehe in die Waring-Station", sagte Tifflor zu seinen Gefährten. „Wenn Alaska zurückkommt, richten Sie ihm bitte aus, er möchte mich vertreten."
„In Ordnung," sagte Lord Zwiebus.
Julian Tifflor verließ die Hauptzentrale. Er wurde sich nicht bewußt, daß er draußen die falsche Richtung einschlug. Erst, als er sich nach einiger Zeit in der Pilotenkanzel eines Einmannjägers fand, wurde ihm klar, daß er in der Zeit zwischen dem Verlassen
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