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0618 - Der Mondschein-Mörder

0618 - Der Mondschein-Mörder

Titel: 0618 - Der Mondschein-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nickten.
    Mir fiel auf, daß Glenda sich überrascht zeigte, als sie das Buch auf dem Schreibtisch liegen sah. Sie trat sogar einen Schritt zurück, als würde sie sich davor fürchten.
    »Soll ich die Geschichte erzählen?« fragte Suko.
    »Ja, das ist wohl besser…«
    Was Sir James und ich anschließend zu hören bekamen, ließ mir die Haare zu Berge stehen…
    ***
    Dämmerung über London!
    Der Wind hatte einen Großteil der grauen Wolken vertrieben und eine dunkelgraue Fläche geschaffen. Es würde in der folgenden Nacht keinen Schnee geben, dazu war der Himmel einfach zu blank.
    Gleichzeitig wirkte er wie ein Feld, das nur deshalb so freigeschaufelt war, um dem großen bleichen Auge den nötigen Platz zu verschaffen – dem Mond!
    Er war noch nicht ganz rund. An einer Stelle wirkte er wie von einem Faustschlag getroffen, der eine sanfte Delle an seiner Seite hinterlassen hatte.
    Dennoch strahlte er sein Licht als einen bleichen, fahlen und breiten Teppich aus, der einen Teil des Erdballs erfaßte und natürlich die Stadt London nicht ausließ.
    Auch die Londoner sahen den Mond, nur gab es wenige unter ihnen, die ihn überhaupt zur Kenntnis nahmen. Ob Halb- oder Vollmond, ihnen war es egal, es sei denn, sie gehörten zu den Personen, die unter dem Vollmond litten, doch soweit war es noch nicht.
    Aber unter den zahlreichen Menschen gab es zumindest eine Person, die ihn begrüßte.
    Sie stand am Fenster ihrer kleinen Wohnung und freute sich jetzt darüber, in die vierte Etage gezogen zu sein und direkt unter dem Dach zu wohnen. Von dort aus konnte sie prima die Sterne und den Mond beobachten.
    Lange genug hatte es gedauert, zehn Jahre genau waren seit dem ersten Zusammentreffen vergangen.
    Eliza Farland war jetzt achtundzwanzig Jahre, stand mitten im Leben, hatte aber ihr einschneidiges Erlebnis nie zuvor vergessen. Es war für ihr weiteres Dasein prägend gewesen, und sie erinnerte sich stets in großer Dankbarkeit daran.
    Unbeweglich stand der Mond am Himmel. Er starrte auf die Welt herab, und schien immer nur sie anschauen zu wollen. Sie fühlte sich von ihm angetörnt, der Vergleich mit einem Vampir kam ihr in den Sinn, denn auch diese Blutsauger liebten das Mondlicht.
    Eliza hatte in den vergangenen zehn Jahren genau das getan, was das eigene Gefühl ihr befohlen hatte. Nun war es beendet, sie konnte nichts mehr tun, hatte viel von sich selbst gegeben und hoffte, den Mondschein-Mörder befreit zu haben.
    Auf ihrem Konto lag inzwischen eine hübsche Stange Geld, auch das hatte sie dem Mondschein-Mörder zu verdanken. Dennoch war sie sich über ihr Verhältnis zu ihm nicht im klaren.
    Wie sollte sie ihn sehen? Als Freund, als Helfer, als Geliebten oder als Mörder?
    Alles traf irgendwo zu. Was nun tatsächlich stimmte, würde die nahe Zukunft erweisen.
    Eliza Farland stand vor der dunklen Scheibe. Da sie ein weißes Kleid trug, zeichnete sich ihre Gestalt innerhalb des Glasausschnittes ziemlich deutlich ab. Die hellen Gardinen hatte sie zur Seite geschoben, um einen freien Blick zu haben. Noch immer faszinierte sie der Mond. Das hatte sich auch in den letzten Jahren nicht verändert.
    So bleich stand er über den Dächern, als wäre er dabei, die Riesenstadt, die von einem breiten Fluß durchschnitten wurde, zu beobachten.
    In der Scheibe bewegte sich plötzlich etwas!
    Zuerst dachte Eliza an eine Täuschung. Sie zwinkerte, blickte intensiv hin und öffnete den Mund zu einem Schrei.
    Die Pranke war schneller!
    Sie war wie ein Schatten, der sich hinter ihr gedreht hatte, um sich blitzartig auf ihren Mund zu legen, so daß sie nicht mehr atmen konnte.
    Nur durch die Nase holte sie schnaufend Luft, während sich die grünblauen Augen schockhaft weiteten.
    In der Scheibe sah sie sich und den Fremden hinter sich. Er bot ein furchtbares Bild, trug einen grauen Mantel, einen grauen Hut, besaß ein graues Gesicht, und nur seine Augen strahlten in einem schockfarbenen Rot.
    War er das?
    Der Fremde tat nichts. Er hielt weiter Elizas Mund zu, hatte den Griff allerdings gelockert, so daß sie, wenn sie wollte, Worte hervorbringen konnte.
    Dann rutschte die Hand ab und verweilte für eine gewisse Zeit über ihrer Brust, wo die Haut nackt war, denn das Kleid besaß einen tiefen, runden Ausschnitt.
    »Du bist es, nicht?«
    »Ja.«
    Eliza hatte nur dieses eine Wort von ihm gehört, dennoch lauschte sie dem Klang nach.
    Das war keine menschliche Stimme gewesen. Sie hatte sich künstlich angehört, überhaupt glaubte Eliza nicht

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