0619 - Jagd nach der Zeitmaschine
sich vor die Türen legten und diese dazu veranlaßten, sich zu öffnen.
Da es draußen dunkel war, gingen dabei die Lichter an. Die Lianen hatten so lange dort gelegen, wie es nötig war, um Kol Mimos Gruppe bis zum Rand der Schlucht zu locken. Dann hatten sie begonnen, sich zurückzuziehen. Die Türen hatten sich geschlossen, und die Lichter waren erloschen.
Kol Mimo nickte düster, als Alaska ihm seine Hypothese vortrug.
„Ohne Zweifel haben Sie recht", gab er zu. „Das heißt, daß die Pflanzen über sämtliche technischen Kenntnisse verfügen, die die Wissenschaftler besitzen. Das jagt einem förmlich einen Schauder über den Rücken. Stellen Sie sich vor, wenn die Pflanzen es verstünden, den Nullzeit-Deformator zu aktivieren!"
Alaska hatte noch nicht daran gedacht, aber Mimo hatte recht: Die Vorstellung war entsetzlich.
„Wir kehren zum Tender zurück", entschied der Matheloge. „Ich glaube, wir müssen erst einmal ein paar Stunden lang kräftig nachdenken, bevor wir den nächsten Schritt tun.
*
Nach vier Stunden hatten sie die Schlucht hinter sich. Vor ihnen lag flaches Land, aus dem hier und dort kegelförmige Hügel aufragten. Diese Beobachtung machte Mentro Kosum, als er den Rand der Schlucht ein paar hundert Meter weit hinaufkletterte, um über das dichte Blätterdach des Dschungels hinwegblicken zu können.
Er beschrieb Laugaal und Tziriban, was er gesehen hatte.
Laugaal konnte sich an eine solche Landschaft nicht erinnern, aber Tziriban meinte: „Das kommt mir bekannt vor. Ich bin sicher, daß wir bei der Landung über eine solche Gegend geflogen sind. Wir landeten mit der Drehung des Planeten, also in östlicher Richtung. Am Landeplatz errichteten wir unser erstes Lager, in dem jetzt noch unser Raumschiff liegt. Die Hügel befinden sich also westlich des Lagers."
Damit konnte man etwas anfangen. Mentro Kosum hatte von der Höhe aus bemerkt, daß der Fluß, dessen Lauf sie bislang gefolgt waren, sich draußen in der Ebene durch Dutzende von Zuflüssen rasch vergrößerte und im allgemeinen einen nordöstlichen Kurs hielt. Er fällte mit Hilfe des Desintegrators einen kräftigen Baumstamm, befreite ihn vom Großteil seiner Äste und schob ihn mit Laugaals und Tziribans Hilfe ins Wasser.
Die Strömung war auch hier noch ziemlich stark. Wenn sie sich rittlings auf den Stamm setzten und sich einfach treiben ließen, kamen sie bequemer und auch schneller voran, als wenn sie sich mühsam einen Weg durch den Dschungel bahnten. Die Aststummel, die Mentro Kosum nach einem bestimmten Auswahlprinzip hatte stehen lassen, dienten als Ausleger und verhinderten, daß der Stamm sich unversehens drehte und seine Passagiere ins Wasser ablud.
Die Fahrt ging rasch vonstatten. Sogar Laugaal und Tziriban, die bis vor kurzem noch in völliger Apathie dahinvegetiert hatten, begeisterten sich für diese ungewöhnliche Art des Reisens und waren wach und aufgeschlossen. Sie wollten wissen, was das für eine Expedition gewesen sei, zu der Mentro Kosum gehörte.
Er erfand eine umständliche Geschichte von einem Forschungsunternehmen, das die Chanbrüder der Tarey-Bruderschaft ausgerüstet hätten und dem er als einziger Terraner angehört habe. Daß er bis vor kurzem im Dienste der Tarey-Bruderschaft gestanden habe, brachte ihn den beiden Wissenschaftlern näher. Denn die Bruderschaft war, ebenso wie die Kolonie der Wissenschaftler, ein Staatsgebilde, das sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte von Gier Vorherrschaft des Solaren Imperiums losgesagt hatte.
„Ich habe irgendwo läuten hören", sagte Kosum beiläufig, als sich die Gelegenheit dazu ergab, „daß auf diesem Planeten eine Sekte der Wissenschaftler einen Stützpunkt errichtet hätte. Dazu gehört ihr wohl, wie?"
Laugaal und Tziriban sahen einander bedeutungsvoll an.
„Das ist richtig", antwortete Tziriban mit seiner merkwürdig hohen Stimme.
„Und was tut ihr hier?" fragte Kosum neugierig.
„Wir arbeiten", antwortete Tziriban knapp.
„Woran?"
„Das können wir dir nicht sagen", wies Tziriban die Frage zurück. „Das ist ein Geheimnis."
Mentro Kosum lachte spöttisch.
„Ein schönes Geheimnis wird das sein! Ihr seid alle so krank, daß ihr nicht mehr wißt, wo oben und unten ist. Wie wollt ihr da noch arbeiten?"
„Das ist ein gewisses Problem", gab Tziriban zu. „Die Arbeit ruht schon seit einiger Zeit. Aber wir werden die Krankheit überwinden, und dann geht es weiter."
„Von wegen", spottete der Emotionaut. „Ihr habt
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