0619 - Killer-Blasen
erklärte Suko, was Golenkow übersetzen mußte, worauf Boris Belzik einen Lachanfall bekam, regelrecht röhrte und sich dabei zurücklehnte.
»Das ist gut – keinen Alkohol. Aber wer keinen Wodka trinkt, der ist kein Mann.«
»Oder ein besonderer«, murmelte Suko, was Belzik nicht verstand, denn er wandte sich an Golenkow. Er schob dabei seinen Stuhl zurück und preßte die Ellbogen auf die Tischplatte. Starr schaute er dem blonden Mann mit den kantigen Gesichtszügen in die Augen, die an blaue Seen erinnerten. »Du bist falsch, ich spüre das.«
»Moment mal, wie…«
Belzik schob seinen Zeigefinger vor. »Du bist einer von denen, die andere jagen.«
»Können Sie mir das näher erklären, bitte.«
»Ja doch, du bist ein Spitzel vom Geheimdienst, Wladimir. Ich mag dich nicht. Ich habe eure Namen gehört, aber du riechst, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Nein.«
»Ich spüre es am Geruch, ob jemand ehrlich ist.« Er lehnte sich zurück. »Ich bin ehrlich, denn ich habe euch meine Gastfreundschaft angeboten, du bist es nicht. Polizist kannst du nicht sein, sondern noch etwas Schlimmeres.«
»Ach ja?«
Der Zirkusdirektor nickte heftig. »Ich will dir auch sagen, was ich meine. Der schlimmste Polizist in diesem Lande kann nur vom KGB kommen. Und du gehörst dazu.«
»Das wissen Sie?«
»Das weiß ich nicht nur, das kann ich auch riechen. Ein Mann wie ich spürt es, da kannst du sagen, was du willst. Ich weiß es genau, begreifst du das?«
»Vielleicht hast du recht.«
Belzik schlug mit beiden Händen auf den Tisch. »Ich habe nicht nur vielleicht recht, ich habe recht. So etwas wie dich kann ich genau riechen, da gibt es nichts.«
»Ja, ich arbeite für den KGB!« gab Wladimir zu.
»Na bitte – warum nicht gleich?« Belzik griff zur Flasche und schenkte noch einmal ein. Diesmal nur die Hälfte der Menge wie beim erstenmal. »Ich habe noch nie mit einem Mann vom Geheimdienst getrunken, diesmal tue ich es, denn ich habe euch ja eingeladen.«
»Wir können auch wieder gehen.«
»Nein, nein!« Belzik wirkte theatralisch, als er mit beiden Händen abwinkte. »So habe ich das nicht gemeint.« Er spreizte seinen Daumen ab und deutete auf Suko. »Was ist eigentlich mit dem da? Er riecht anders, nicht nach KGB.«
»Er ist ein Freund.«
»Kein Russe, nicht?«
»Engländer.«
»Du hast viele Freunde, wie?«
»Ja. Ich brauche mich nicht zu verteidigen, aber auch der Geheimdienst hat sich geändert, wenn du verstehst? Er ist nicht mehr so wie früher. Glasnost hat vieles gebracht.«
»Nicht für uns. Wir waren arm, wir sind arm, wir werden immer arm bleiben.« Belzik bekam einen traurigen Gesichtsausdruck. »Wir sind nur fahrendes Volk. Die Leute haben kein Geld, um in unsere Vorstellungen zu gehen. Wir gelten nicht einmal als Künstler, weil wir nicht dem Staat gehören, aber wir geben nicht auf. Manchmal bekommen auch die Kleinen einen großen Happen zugeworfen.«
»Und den habt ihr jetzt, nicht wahr?«
Belzik hob sein Glas an und schaute gegen den Spiegel der wasserklaren Flüssigkeit. »Woher weißt du das?«
»Ich kann es mir denken.«
Belzik beugte sich wieder vor, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. »Du bist nicht dumm, ich bin es nicht. Wer um diese Jahreszeit und bei diesen Temperaturen durch die Einsamkeit der Wälder geht, hat ein bestimmtes Ziel. Stimmt es?«
»Das ist möglich.«
Boris Belzik kniff ein Auge zu. »Gut – und welches Ziel hast du dann, mein Freund?«
»Darüber möchte ich nicht sprechen.«
Der Zirkusdirektor schaute Suko an, der kaum etwas verstanden hatte, dann lachte er und schlug auf seine breiten Oberschenkel.
»Gut, mein Freund, gut. Darf ich raten?«
»Das bleibt Ihnen frei.«
Belzik nahm zunächst einen Schluck, dann nickte er. »Gut, ich möchte etwas sagen. Diese Gegend ist einsam, das weißt du selbst. Sehr einsam sogar. Aber es gibt verschiedene Dinge, die Aufmerksamkeit erregen könnten, nicht wahr?«
»Ich weiß nicht, von welchen Sie sprechen.«
»Ihr habt etwas gesucht?«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Nur so.«
Wladimir Golenkow lächelte schmal. »Das glaube ich Ihnen nicht, Belzik. Nein, das glaube ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil Sie mehr wissen, als Sie bisher zugegeben haben, mein Lieber. Sie besitzen eine gewisse Bauernschläue, denn sie gehören zu den raffinierten Personen hier im Lande. Ich habe mich auch umgesehen. Menschen wie Sie sind mir schon öfter über den Weg gelaufen, Boris Belzik.«
Der Russe lehnte sich
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