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0619 - Killer-Blasen

0619 - Killer-Blasen

Titel: 0619 - Killer-Blasen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Augenbrauen bewegte, kam mir selbst wie ein kleines Wunder vor. Wahrscheinlich dachte ich daran, daß dieser Joschi Messerwerfer im Zirkus war und mit den Klingen umgehen konnte wie kaum ein zweiter.
    Ich spürte sie.
    Der Luftzug wischte hautnah rechts und links der Wangen vorbei, dann trafen die Klingen das Ziel, zerschnitten den dicken Vorhangstoff und wischten in den hinter mir liegenden Raum hinein, wo sie die neuen Ziele mit dumpfen Geräuschen erwischten.
    »Rühr dich nicht!« kreischte das Mädchen. »Bleib stehen. Mach keine Dummheiten!«
    »Ist okay!« krächzte ich.
    Der Artist hielt bereits zwei neue Messer in den Händen. Er hatte die Waffen in einen Spezialgürtel gesteckt, der sich um seine Hüften schlang. Woher er so plötzlich aufgetaucht war, wußte ich auch nicht. Er mußte sich von draußen in den Wagen geschlichen haben, von uns beiden unbemerkt.
    Joschi war noch jung, keine fünfundzwanzig. Er besaß ebenfalls dunkles Haar, ein scharf geschnittenes Gesicht mit einer ebenfalls scharf geschnittenen Nase, die wie eine gebogene Brücke von der Stirn her nach unten wuchs und über den schmalen Lippen endete.
    Ohne mich aus den Augen zu lassen, fauchte er die junge Russin an, trat dabei wütend mit einem Fuß auf, und auch Kaiinka wurde zornig, denn sie brüllte zurück.
    Ich entspannte mich wieder. Solange die beiden mit sich selbst zu tun hatten, war ich aus dem unmittelbaren Spiel. Ich konnte gespannt darauf sein, wie es weiterging.
    Als Joschi Luft holte und eine Pause einlegte, wandte ich mich an Kaiinka. »Was ist los? Was hat er gegen mich?«
    »Er hat etwas gegen uns beide.«
    »Aha. Und weshalb?«
    »Ich kann es dir nicht sagen, obwohl ich es weiß. Es ist einfach lächerlich.«
    »Hängt es mit deiner Mutter zusammen?«
    »Nein. Es ist eine menschliche Reaktion. Er ist eifersüchtig, John, rasend eifersüchtig auf dich.«
    Ich mußte lachen, was mir von Joschi einen sehr finsteren und wütenden Blick eintrug.
    Bei meiner nächsten Frage wurde ich wieder ernst. »Weiß er über deine Mutter Bescheid?«
    »Alle wissen es!«
    Die Antwort schockierte mich. Wenn sämtliche Mitglieder aus dem Zirkus Bescheid wußten, dann waren sie wahrscheinlich auch darüber informiert, was in diesem kleinen, für uns namenlosen Dorf geschehen war. Über das unsagbare Grauen, das man den Menschen geschickt und dem sie zum Opfer gefallen waren.
    Kaiinka hatte meine Reaktion bemerkt. Sie war unruhig geworden.
    »Worüber denkst du nach, John?«
    »Über etwas sehr Schlimmes, Mädchen. Bevor wir euch trafen, haben wir den Tod in seiner fürchterlichsten Form erlebt. Ich glaube, daß ihr mitschuldig seid.«
    »Du sprichst von Neschponow?«
    »Heißt der Ort so?«
    »Ja.«
    »Dann meine ich ihn auch. Wie kannst du es mit deinem Gewissen vereinbaren, daß die Menschen dort in Skelette verwandelt wurden? Sag es mir, Kaiinka.«
    Sie schluckte, und sie bewegte dabei den Kopf, als wollte sie nicken. Es war ihr unangenehm, darüber zu reden, und die folgenden Worte preßte sie hervor: »Es tut mir leid, wirklich, aber ich war ja nicht dabei. Man hat mich nicht mitgenommen.«
    »Weshalb nicht?«
    »Ich sollte bleiben, so einfach ist das. Sie wollten nicht, daß ich mitkomme.«
    »Deine Mutter war dabei – oder?«
    Kaiinka nickte. Ich hörte, daß sie weinte. »Es… es war ein Unfall, hat man mir gesagt, ein Versehen. Ich … ich konnte ihr leider nicht helfen, das ist so. Sie brachten sie als Skelett zurück. Ich … ich habe sie in das Bett gelegt.«
    Mein Gott, was mußte diese junge Frau durchgemacht haben. In diesem Augenblick hätte ich sie gern in den Arm genommen und getröstet, aber der Mann mit den Messern ließ mich nicht aus den Augen. Sein Blick fixierte mich überdeutlich.
    »Und weiter…«
    »Nichts weiter, John. Ich kam nicht gegen sie an.«
    Bei diesen Worten wischte sie sich die Tränen aus den Augen.
    »Stehst du denn auf ihrer Seite?«
    »Nicht mehr.«
    »Und Joschi?«
    »Er auch nicht, glaube ich.«
    Kaum war der Name Joschi gefallen, regte sich der Messerwerfer hinten an der Tür. Er nahm eine gespannte Haltung an, sein Blick sah aus, als wollte er mich fressen. Dabei sprach er das Mädchen an.
    Kaiinka antwortete ihm mit heftigen Worten. Sie schrie so sehr, daß Speichel von ihren Lippen sprühte.
    »Was war los?« wollte ich wissen, da ich kaum etwas verstanden hatte.
    »Er hält dich für einen Spion.«
    »Sag ihm, daß es Unsinn ist. Ich bin gekommen, um euch zu helfen, um die verdammten

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