Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Caroff
Vom Netzwerk:
könnte, wie lange sich jeder von uns in Österreich aufhält. Der Paß des Bergsteigers, den Saturn benützt, trägt das Einreisedatum vom vergangenen Juli …“
    Elisabeth sah Berger an. „So hat Saturn das also vorausgesehen?“
    „Bevor wir auch nur daran gedacht haben“, pflichtete ihr Berger bei. „Und das beweist seine Intelligenz und die Gefahr, in der wir uns befinden.“
    Die Gläser, die Elisabeth in den Händen hielt, klirrten zart gegeneinander. „Wollen Sie damit sagen, daß er versuchen wird, uns alle zu ermorden?“
    „Ich bitte Sie! Bewahren Sie ruhig Blut. Er hat sehr’ geringe Chancen sein Ziel zu erreichen, denn wir haben unsere Vorkehrungen getroffen. Wir schlafen nicht und bleiben in Gruppen zusammen …“
    „So hatte also Tauern richtig vermutet, daß Saturn geisteskrank ist? Mein Gott, wenn ich daran denke, daß einer dieser Männer das Gehirn des Sohnes einer Wahnsinnigen und eines Mörders besitzt!“
    Sie schaute ins Wohnzimmer, wo Cramer, Jensen, Piwnjew und Montanelli um den niedrigen Tisch saßen.
    „Tauern hat eigentlich niemals von einem Sohn gesprochen, Elisabeth“, flüsterte Berger langsam.
    Sie sah ihn verständnislos an.
    „Tauern hat ihm nur einen männlichen Namen gegeben. Saturn. Das schließt nicht aus, daß das Baby weiblichen Geschlechts war …“
    „Ich verstehe nicht. Was meinen Sie damit?“
    „Was halten Sie von Martha?“
    „Nein, das ist unmöglich!“
    „Wie die Sache jetzt steht, ist nichts unmöglich“, sagte Berger. „Woher kommt Martha?“
    „Aus Seefeld, vermutlich.“
    „Nun, und wie ist sie heraufgekommen? Ich habe ein gutes Gedächtnis, ich erinnere mich, daß Hermann, der Taxifahrer, sagte, daß der Professor allein lebte. Und Hermann, der in Seefeld wohnt, soll von Martha nichts gewußt haben? In einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt?“
    Elisabeth stellte die Gläser auf den Tisch und versteckte ihre zitternden Hände hinter ihrem Rücken.
    „Außerdem“, fuhr Berger fort. „befand Martha sich in der Küche, als Tauern erhängt wurde. Sie ist ziemlich groß und stark …“
    Aus dem Augenwinkel sah er Montanelli näher kommen und flüsterte Elisabeth hastig zu: „Kein Wort zu den anderen, ich bitte Sie!“
    „Ich komme Ihnen helfen“, sagte Montanelli. „Vielleicht bekommen wir dann früher unser Essen.“
    Der Italiener nahm einen Stapel Teller und verteilte sie mit beachtlicher Geschwindigkeit. Dann legte er das Besteck dazu und fragte dann: „Weshalb macht das nicht Martha?“
    „Ich zog es vor, sie nicht an unseren Gesprächen teilhaben zu lassen. Glauben Sie, erlauben es die guten Sitten, nach dem Tod Tauerns den Aperitif zu nehmen?“
    „Trinken wir nur, Professor“, bemerkte Montanelli. „Unsere Abstinenz ruft Tauern nicht wieder ins Leben zurück. Wo sind die Flaschen?“
    „In der Bar“, sagte Elisabeth.
    Während sie den Tisch fertig deckte, trat Montanelli an die Bar, was augenblicklich Piwnjew, Cramer und Jensen in das Eßzimmer zog.
    Montanelli schenkte ein.
    „Auf Ihr Wohl!“ rief Berger. „Ich brauche einen guten Schluck …“ Er setzte das Glas rasch an die Lippen, trank, und sagte, als er das Glas absetzte: „Einen seltsamen Geschmack hat dieser Whisky …“
    Plötzlich fiel ihm das Glas aus der Hand, er schwankte und verlor das Gleichgewicht.
    „Professor!“ schrie Elisabeth.
    Berger versuchte sich am Tisch festzuhalten, fiel aber zu Boden. Die Männer standen wie gelähmt und starrten auf den Mann zu ihren Füßen. Alles war so schnell gegangen,
    daß niemand zu Wort kommen konnte.
    Piwnjew löste sich als erster aus seiner Erstarrung, beugte sich über Berger und sagte: „Tot …“
     

     

Es war einundzwanzig Uhr. Niemand hatte recht Lust zu essen und zu trinken. Elisabeth weinte, die Männer schwiegen, und Martha beobachtete die Vorgänge von der Küchentür aus mit erschrocken aufgerissenen Augen.
    In dem großen Haus herrschte das Schweigen wie in einem riesigen Grab. Und je länger es andauerte, um so größer wurde die Spannung.
    Alexander Piwnjew drückte dem Toten die Augen zu, drehte sich zu den anderen und sagte: „Ich bin kein Giftexperte, ich kann nicht sagen, welches Gift es war, das unseren Freund …“
    „Das ist doch völlig unwichtig“, warf Jensen wütend dazwischen. „Tatsache ist, daß wir alle jetzt tot wären, hätten wir einander zugeprostet und, wie es sich gehört, zur gleichen Zeit die Gläser geleert! Verdammt! Saturn ist ein gefährlicher Wahnsinniger.

Weitere Kostenlose Bücher