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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bewaffneten Begleitern - für jede Tonne einer«, sagte Simpson scherzend. »Ich glaube, Sie brauchen sich darüber keine Sorgen zu machen.«
    Mr. J. G. Reeders Lippen spitzten sich, als ob er pfeifen wollte. Dann sagte er:
    »Flack war ursprünglich Chemiker. Ich glaube nicht, daß es in ganz England einen besseren Chemiker in der Verbrecherwelt gibt als Mr. Flack.«
    »Warum erwähnen Sie das?« fragte Simpson stirnrunzelnd.
    Mr. Reeder zuckte die Schultern.
    »Ich habe so eine Art sechsten Sinn« - es klang beinahe wie eine Entschuldigung -, »und verbinde unweigerlich jeden Mann und jede Frau, die mir - hm - unter die Augen kommen, mit einer besonderen Eigenschaft. Wenn ich zum Beispiel an Sie, Mr. Simpson, denke, habe ich unwillkürlich die schattenhafte Vorstellung eines Boxkampfes, bei dem ich das Vergnügen hatte, Sie zum erstenmal zu sehen.« (Simpson, der Amateur im Schwergewicht war, grinste verständnisvoll.) »Und wenn ich mich in Gedanken mit Mr. Flack beschäftige, sehe ich ihn nie anders als in einem Laboratorium, umgeben von Reagenzgläsern und allem Drum und Dran eines experimentierenden Chemikers. Was die kleine Affäre von gestern betrifft, so war ich darauf vorbereitet, aber ich vermutete eine Falle; im wahren Sinne des Wortes - hm - Falle. Einmal hat jemand mit - hm - böswilliger Veranlagung einen ähnlichen Trick mit mir versucht; er durchsägte den Treppenabsatz, so daß ich auf unangenehm spitze, lange Nägel gefallen bin. Als ich in das Haus kam, war es mein erstes, nach Sägemehlspuren zu suchen, und als ich die nicht fand, war ich auf einen Selbstschuß vorbereitet.«
    »Aber wie kamen Sie überhaupt auf den Gedanken, daß irgend etwas nicht in Ordnung war?« fragte der dicke Bill neugierig.
    »Ich habe auch eine verbrecherische Veranlagung«, sagte Mr. Reeder lächelnd.
    Er ging in seine Wohnung in der Bennet Street zurück, und seine Gedanken beschäftigten sich teils mit Margaret Belman, die sicher in Sussex saß, teils mit der Fähigkeit eines normalen Frachtautos, hundertzwanzigtausend Sovereigns zu transportieren. Derartige kleine Einzelheiten hatten großes Interesse für Mr. Reeder. Beinahe das erste, was er tat, als er in seine Wohnung kam, war, einen Transportunternehmer anzurufen, um ausfindig zu machen, ob solche Lastautos in Gebrauch waren. Er hatte die nicht erklärbare Vorstellung, daß, wenn Flack mit seiner Bande hinter dem Goldtransport nach Australien her war, das Gold nur in einem einzigen Wagen transportiert werden durfte. Nicht einmal sich selbst konnte Mr.
    Reeder begründen, warum er das annahm. Er war eben, wie er ja selber sagte, verbrecherisch veranlagt.
    Am Nachmittag beschäftigte er sich mit einer für ihn neuen und nicht unangenehmen Aufgabe. Er verfaßte einen Brief - den ersten Brief an Margaret Belman.
    »Meine liebe Miss Belman«, begann er, »ich hoffe, Sie werden es mir nicht übelnehmen, daß ich Ihnen schreibe, aber gewisse Vorfälle, die vielleicht auf unser Auseinandergehen einen Schatten warfen und die vielleicht Ihnen (ich kenne ja Ihr gutes Herz) ein wenig Kummer bereiten, veranlassen diesen Brief ... «
    Mr. Reeder machte hier eine Pause, um eine Möglichkeit zu finden, mit der er sein Bedauern, sie nicht sehen zu können, ausdrücken könnte, ohne jedoch in die Verlegenheit zu kommen, seine innnersten Gedanken preisgeben zu müssen. Als ihm sein Diener um fünf Uhr den Tee brachte, saß er noch immer vor dem unbeendigten Brief. Mr. Reeder nahm die Tasse, stellte sie auf seinen Schreibtisch und starrte auf sie, als ob ihm von dort eine Eingebung kommen müßte.
    Und dann bemerkte er auf der Oberfläche des dampfenden Tees eine fadenähnliche Schaumbildung, die einen eigenartigen metallischen Schimmer hatte. Er steckte seinen Zeigefinger in den Schaum und prüfte dann vorsichtig mit der Zunge.
    »Hm . . . hm . . .!« sagte Mr. Reeder und klingelte.
    Sein Diener erschien sofort.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Sir?« Der Diener wartete ehrerbietig, und Mr. Reeders Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    »Die Milch, natürlich!« sagte er.
    »Die Milch, Sir?« fragte der Diener verwundert. »Die Milch ist ganz frisch, Sir, von heute nachmittag.«
    »Sie haben sie dem Milchmann natürlich nicht abgenommen. Sie stand in der Flasche vor der Tür?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut!« sagte Mr. Reeder beinahe vergnügt, »in Zukunft richten Sie es so ein, daß Sie die Milch direkt vom Milchmann erhalten. Sie haben nicht davon getrunken?«
    »Nein, Sir. Ich

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