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0620 - Reise durch den Zeitstrom

Titel: 0620 - Reise durch den Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Space-Jet nichts anhaben."
     
    *
     
    Wilhelm Schinkel war ein Tischlergeselle aus Berlin, der sich auf Wanderschaft befand. Zu Hause hatte man ihn ermahnt, nicht nach Westen zu ziehen, weil ja auf der anderen Seite der Elbe die Franzosen standen, die es dort seit den Schlachten von Jena und Auerstädt besonders arg trieben.
    Seit dem Frieden von Tilsit waren schon zwei Jahre vergangen, und in den preußischen Soldaten war der Wunsch immer größer geworden, die Gebiete westlich der Elbe zurückzuerobern. Seit die Kunde vom spanischen Aufstand gegen Napoleons Truppen eingetroffen war und man munkelte, daß man sich auch in Österreich gegen Napoleon zu erheben gedenke, kam es auch in Preußen immer wieder zu Kämpfen.
    Wilhelms Wanderschaft wurde vom Kanonendonner und dem Kampflärm der Fußtruppen untermalt. Ebenso wie vor den napoleonischen Soldaten mußte er sich vor den preußischen Werbern in acht nehmen, die einen jungen und stattlichen Burschen wie ihn kurzerhand in eine Uniform gesteckt hätten.
    Erst vor knapp einer Stunde war er den Werbern mit Mühe entronnen. Er hatte sich in einer Herberge einquartiert und mit dem Wirt vereinbart, den Preis für sein Bett, Speise und Trank abzuarbeiten - die glühenden Blicke der Wirtstochter hatten ihm auch anderweitige Betätigung verheißen.
    Wilhelm hätte es sich für einige Tage in der Herberge wohl ergehen lassen, wenn nicht ein Haufen Soldaten anmarschiert wäre und alle Zimmer, Scheunen und Ställe - und die temperamentvolle Wirtstochter - mit Beschlag belegt hätte. Ihm selbst gelang es gerade noch, im letzten Augenblick, das Weite zu suchen.
    Er liebte seine Freiheit über alles - nicht auszudenken, für welche unwürdigen Dienste ihn die Soldaten herangezogen hätten, wenn er ihnen in die Arme gelaufen wäre.
    Da war es ihm schon lieber, unter freiem Himmel zu übernachten. Auch wenn der Donner der französischen Kanonen seine Ruhe störte.
    Schon zweimal war er vom Pfeifen der Kanonenkugeln aufgeschreckt worden und hatte um sein Leben bangen müssen.
    Aber zum Glück schlugen sie weit von ihm entfernt sein.
    Nun wurde er zum drittenmal aufgeschreckt. Wieder lag ein Pfeifen in der Luft, aber es hörte sich diesmal etwas anders an.
    Wilhelm Schinkel sprang auf, schnürte sein Bündel hastig zusammen und warf es sich auf den Rücken, bereit, sofort Reißaus zu nehmen.
    Aber dann sah er das Gebilde, von dem das Pfeifen ausging und erstarrte an seinem Platz. Es war die seltsamste Kanonenkugel, die man sich vorstellen konnte. Sie leuchtete grün und flog nicht, sondern schwebte auf den Wald herunter. Und es war auch keine Kugel, sondern sah aus wie zwei übereinandergeklappte Teller, mit einer halbkugelförmigen Erhebung obenauf.
    Dieses seltsame Gebilde, das nun hinter den Baumwipfeln verschwand, wirkte riesig, und Wilhelm begann am ganzen Körper zu zittern. Er wischte sich über die Augen, aber obwohl das gespenstische Ding verschwunden war, war das Leuchten immer noch da.
    Träumte er?
    Vielleicht, aber dann war es ein denkbar schrecklicher Traum, und es war in jedem Fall besser, zu trachten, von hier fortzukommen.
    Wilhelm nahm die Beine in die Hand und lief, als seien tausend Teufel hinter ihm her...
    Und er lief geradewegs einem Gespenst in die Arme.
    Wilhelms Augen wurden groß, als er den fast zwei Meter großen Riesen mit den roten Haaren vor sich erblickte, der die Arme ausgestreckt hatte, um ihn nicht vorbeizulassen. Er trug eine seltsame, eng an den Körper anliegende Uniform und einen glatten, schmucklosen Helm. In der einen Hand hielt er ein pistolenähnliches Ding, das so zierlich wie ein Spielzeug, aber nichtsdestoweniger drohend aussah.
    Der rothaarige Riese hielt den verzweifelt um sich schlagenden Tischlergesellen fest, drückte ihn zu Boden und setzte sich ihm auf die Brust. Dann rief er irgend etwas in einer fremden Sprache in den Wald hinein.
    Franzosen! durchzuckte es Wilhelm und ihm wurde beinahe übel.
    Obwohl er solch seltsame, glatte und schmucklose Uniformen noch nie zu Gesicht bekommen hatte, war er überzeugt, es mit einem französischen Soldaten zu tun zu haben.
    Und dann tauchten noch zwei andere auf.
    Wilhelm schrie markerschütternd auf, als er den Mann mit der Maske sah, unter der hervor es unheimlich glühte. Der dritte Mann war mit seinem nabellangen Schnurrbart nicht minder schrecklich.
    Er sah aus wie ein Hunne aus der Horde des Dschingis-Khan.
    „W-was w-w-wollt ihr von m-mi-mir?" fragte Wilhelm zähneklappernd.
    Der

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