0620 - Reise durch den Zeitstrom
Sie unterstützen können, wird es nicht mehr zu einer ähnlichen Fehlschaltung kommen."
„Davon bin ich überzeugt", versicherte Kol Mimo. „Aber bevor wir den Fehler ausmerzen können, müssen wir erst herausfinden, in welcher Zeit wir uns befinden. Erst wenn wir wissen, welche Zeitdifferenz wir zu überbrücken haben, können wir den Zeitsprung in die Relativ-Zukunft wagen."
„Da wir nicht die Möglichkeit haben, Funknachrichten abzuhören und uns so die benötigten Informationen zu beschaffen, werden wir wohl oder übel zu einem Erkundungsflug starten müssen", sagte Mentro Kosum. „Ich schlage vor, daß Alaska Saedelaere und ich die Angelegenheit in die Hand nehmen. Wenn wir sofort mit der Space-Jet starten, können wir in ein paar Stunden wieder zurück sein."
Goshmo-Khan hob abwehrend die Hand.
„Ich kann es nicht verantworten, daß Sie allein gehen", meinte er. „Die Gefahr, daß Sie unbeabsichtigt Zeitparadoxa hervorrufen, ist zu groß. Deshalb werde ich, als Fachmann, Sie auf dem Erkundungsflug begleiten. Es genügt, wenn Kol Mimo beim Nullzeit-Deformator zurückbleibt. Sind Sie damit einverstanden?"
Kol Mimo nickte zögernd.
„Wir haben keine andere Wahl: Es behagt mir nicht, das Risiko eines Zeitparadoxons einzugehen, das die Zukunft völlig verändern könnte. Aber ich verlasse mich da ganz auf Sie, Professor. Sie werden schon die nötige Vorsicht walten lassen.
Ich sehe ein, daß uns nichts anderes übrigbleibt, als Kontakt zu den Menschen dieser Zeit aufzunehmen. Sie kennen sich ja alle drei bestens in der terranischen Geschichte aus und werden sicher wissen, wo Sie sich die Informationen beschaffen können."
„In Europa - das steht außer Frage", erklärte Mentro Kosum.
Goshmo-Khan und Alaska Saedelaere nickten einstimmig. Der Maskenträger sagte: „Ich beherrsche Französisch und Deutsch einigermaßen - zwei der wichtigsten altterranischen Sprachen -, so daß es mit der Verständigung schon klappen wird."
„Seien Sie vorsichtig, meine Herren", ermahnte Kol Mimo die drei, bevor sie sich verabschiedeten. „Sie wissen, welche Auswirkungen auf die Zukunft schon die geringste Unaufmerksamkeit haben kann. Wir wollen so wenig Einfluß wie möglich auf diese Zeit ausüben."
„Es wird nur eine Stippvisite werden", versicherte Mentro Kosum.
7.
„Gehen Sie tiefer", forderte Alaska Saedelaere den Emotionauten auf, der die Space-Jet vom Mittelmeer her auf das europäische Festland zusteuerte. „Und rasen Sie nicht wie ein Verrückter, man kann ja auf der Bildschirmvergrößerung keine Einzelheiten ausmachen."
Mentro Kosum lachte nur, ließ die Space-Jet aber aus einer Höhe von 10000 Metern bis auf zweitausend Meter hinabsinken.
„Ich wette, daß wir uns im ausgehenden 18. Jahrhundert befinden", sagte er dann, als sie über die Po-Ebene hinwegflogen. „Es würde mich nicht wundern, wenn in Frankreich gerade die Bastille gestürmt wird. Soll ich Kurs auf Frankreich nehmen?"
„Nein, bleiben Sie auf Nordkurs", bat Alaska Saedelaere. Er hatte mit dem automatischen Kameras einige Aufnahmen gemacht, die nun auf einen der Kontrollbildschirme projiziert wurden.
Da in Europa gerade Nacht war - ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn so konnte der Flug der Space-Jet nicht beobachtet werden, wurden die fotografischen Aufnahmen mit Infrarot gemacht. Dennoch waren die Bilder gestochen scharf, und Saedelaere konnte unter der Vergrößerung genaue Einzelheiten erkennen.
Er vergrößerte vor allem Häuser aus den Städten, die sie überflogen, um so anhand der architektonischen Besonderheiten das Zeitalter feststellen zu können, in dem sie sich befanden.
Aber das ließ keine exakte Schätzung zu.
„Sie könnten recht haben", meinte Alaska Saedelaere, nachdem er einige Bauwerke unter die Lupe genommen hatte, die von einer Luftaufnahme Mailands stammten. „Wir befinden uns im ausgehenden 18. Jahrhundert, Kosum. Aber das haben wir ja von Anfang an vermutet."
„Man schreibt dort unten den 14. Juli 1789", behauptete Mentro Kosum steif und fest. „Lassen Sie mich Paris anfliegen, dann werde ich Ihnen beweisen, daß soeben die französische Revolution begonnen hat."
„Für derartige Spielereien haben wir keine Zeit", erklärte Goshmo-Khan. „Wir werden in einem entlegenen Gebiet landen, das aber nicht zu weit von der Zivilisation entfernt sein sollte. Wir dürfen nicht vergessen, daß es in dieser Zeit in Europa noch Analphabeten gibt. Wenn wir schon Kontakt zu den Menschen des
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