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0620 - Reise durch den Zeitstrom

Titel: 0620 - Reise durch den Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mann, der sein glühendes, flammendes Gesicht mit einer Maske verdeckte - war er vielleicht der Teufel, der nach seiner Seele lechzte? -, beugte sich über Wilhelm und sagte mit seltsamem Akzent: „Keine Angst. Du hast nichts zu befürchten. Wir wollen dich nur etwas fragen."
    „Ach so", tat Wilhelm erleichtert, obwohl er keineswegs erleichtert war.
    „N-nu-nur f-fragen?"
    „Jawohl", bestätigte der Maskenträger. „Besitzt du eine Uhr?"
    Also Räuber! Ganz erbärmliche Wegelagerer, die sich verkleideten um ihre Opfer schon durch ihren Anblick zu lähmen! durchzuckte es Wilhelm.
    „Ich besitze überhaupt nichts, Herr", beteuerte er. „Ich bin ein armer Tischlergeselle auf der Wanderschaft..."
    „Kannst du uns dann wenigstens sagen, welches Datum man schreibt?" fragte der unheimliche Maskenträger.
    „Welches Datum?" wiederholte Wilhelm ängstlich.
    Der Mann mit der Maske wurde ungehalten.
    „Ja, welches Datum. Was für einen Tag schreibt man heute, in welchem Monat und in welchem Jahr? Sage uns das!"
    Wilhelm hatte das Gefühl, daß ihn die Wegelagerer nur quälen wollten, weil sie nun enttäuscht erkannten, daß er überhaupt nichts besaß, was sich zu stehlen lohnte.
    „Datum!" verlangte der rothaarige Riese, der auf seiner Brust hockte, in gebrochenem Deutsch zu wissen.
    „Ich weiß nicht", mußte Wilhelm gestehen. Er hatte tatsächlich keine Ahnung, welchen Tag man heute schrieb. Er hätte es ungefähr schätzen können, aber wenn die Auskunft falsch war, hätten ihn die Wegelagerer womöglich erwürgt.
    Der Maskenträger fluchte in der unbekannten Sprache und forderte dann: „Sag uns wenigstens, welches Jahr man schreibt."
    „Eintausendachthundertneun", sagte Wilhelm..
    Daraufhin diskutierten die drei Fremden erregt in der fremden Sprache, und Wilhelm hatte das unbestimmte Gefühl, daß sie sich über die Todesart stritten, die sie ihm zudachten.
    „Gibt es hier in der Nähe einen Ort, wo wir die genaue Uhrzeit und das genaue Datum erfahren können?" fragte der Maskenträger.
    „Ja, eine Herberge, Herr", stammelte Wilhelm.
    Der Maskierte fragte ihn noch umständlich über den genauen Weg dorthin und über die Besonderheiten des Anwesens aus.
    Wilhelm gab über alles bereitwillig Auskunft. Er verschwieg lediglich, daß die Herberge von preußischen Soldaten mit Beschlag belegt worden war.
    Aber der Maskierte war dennoch mit den Antworten zufrieden.
    Er sagte irgend etwas in der fremden Sprache zu dem Rothaarigen, worauf dieser sich erhob.
    „Du kannst abhauen", sagte der Maskenträger dann.
    Wilhelm verstand nicht, was er mit „abhauen" meinte, aber der Gestik des Maskierten glaubte er zu entnehmen, daß man ihn laufen lassen wollte.
    Das ließ sich Wilhelm Schinkel nicht zweimal sagen. Er nahm sein Bündel auf und setzte sich in Bewegung. Er hoffte inbrünstig, daß die Soldaten mit den Wegelagerern kurzen Prozeß machen würden.
     
    *
     
    „Sieh an", stellte Goshmo-Khan ungerührt fest, während sie in sicherer Entfernung aus den Büschen des Anwesens beobachteten. „Unser Informant hat verschwiegen, daß es hier nur so von preußischen Soldaten wimmelt."
    „Sicher glaubte er, daß wir der Gegenseite angehören und wollte uns in eine Falle locken", sagte Alaska Saedelaere.
    „Wie soll es nun weitergehen?" fragte Mentro Kosum.
    „Wir können uns nicht mit den Soldaten herumschlagen, nur um herauszufinden, welches Datum man schreibt. Das würde sicherlich zu Zeitparadoxa führen, die in der zukünftigen Entwicklung ihren Niederschlag fänden."
    „Sehr richtig", stimmte Goshmo-Khan zu. „Wir müssen so vorsichtig wie möglich vorgehen. Was meinen Sie, Saedelaere, sollen wir uns einen Offizier schnappen und ihn verhören?"
    „Das klingt nicht erfolgversprechend", meinte Saedelaere, „von einem Offizier würden wir wahrscheinlich kein Sterbenswörtchen erfahren. Wir müssen einen anderen Weg gehen. Besser, wenn auch risikoreicher, wäre es, einfach in die Schankstube zu gehen und sich dort umzuhören."
    „Der Haken dabei ist nur, daß der Professor und ich uns nicht mit diesen Leuten verständigen können", gab Mentro Kosum zu bedenken. „Sie dagegen dürfen sich nicht blicken lassen, Saedelaere. Denn mit Ihrer Maske und dem flammenden Cappin-Fragment würden Sie zu großes Aufsehen verursachen."
    „Und ich gehe doch", beharrte Saedelaere. „Sie werden mich begleiten, Kosum, während der Professor in der Nähe bleibt und uns notfalls zu Hilfe kommt. Vorher müssen wir uns aber

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