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0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unverhältnismäßig stark an - und überstieg bereits nach kürzester Zeit die Kräfte des Benutzers.
    Die Tagesstunden ›durchquerte‹ Zamorra im ›Schnelldurchlauf‹ und verlangsamte die Zeitschau erst, als es im Abbild der Vergangenheit von Menschen zu wimmeln begann, die sich um die Tote kümmerten; durch den Rückwärtslauf sah es natürlich zunächst so aus, als würden sie den Leichnam aus dem Zinksarg nehmen, in die Decken wickeln und auf die Straße legen…
    Aber auch dafür interessierte Zamorra sich nicht. Er ließ die Zeitschau weiterlaufen, in die Nachtstunden hinein. Und irgendwann kam dann das, worauf er gewartet hatte.
    Ein betagter Chevrolet-Kombi rollte ›rückwärts‹ ins Bild, die Heckklappe schwang auf, die eingewickelte Tote ›sprang‹ in das Fahrzeug, die Klappe schloß sich wieder, und der Wagen rollte weiter ›rückwärts‹ davon.
    Das war es, was Zamorra wissen wollte!
    Bedauerlich dabei, daß die Kennzeichen vorn und hinten entfernt worden waren. Aber man konnte ja nicht alles haben…
    Zamorra fror das Bild ein und löste seine Halbtrance mit einem anderen Schaltwort wieder. Dann setzte er sich in das Taxi zurück.
    Der Fahrer sah ihn neugierig an.
    »Wenden Sie«, bat Zamorra. »Ich folge einer Spur und kann Ihnen jetzt leider nicht das Ziel nennen, sondern nur immer von Fall zu Fall die Richtung angeben.«
    Der Fahrer warf einen Blick auf das Amulett. »Das ist eine Art Zauber?« vermutete er. »Sind Sie ein Voodoo-Houngan? Ein Papaloa vielleicht?«
    »So etwas ähnliches«, sagte Zamorra. »Es hat allerdings nichts mit Voodoo zu tun. Werden Sie mich trotzdem fahren?«
    »Selbstverständlich. Jetzt weiß ich ja, daß weder Ihnen noch mir etwas geschehen kann. Ihr Zauber schützt uns beide.«
    »Sie waren und sind erstaunlich besorgt. Ist das bei jedem Ihrer Fahrgäste so?«
    »Es hätte mir leid getan, wenn einem so spendablen Mann wie Ihnen etwas zugestoßen wäre. Das hier ist wirklich eine schlechte Gegend.«
    Er begann zu wenden. Zamorra versetzte sich erneut in Halbtrance und weckte das Bild wieder. Dann gab er die Fahrtrichtung an. Der Fahrer mußte den Wagen daher recht langsam rollen lassen. Immer wieder warf er einen interessierten Blick auf das Amulett und das kleine Bild, das sich in dessen Mitte abzeichnete.
    Selbst bei Dunkelheit wirkten die Straßen hier durchweg schmutzig und unaufgeräumt. Das lag wohl zu einem großen Teil auch an der Unwetterkatastrophe, die sich Anfang Januar hier abgespielt hatte. Die Wucht der für diese Gegend und die Jahreszeit untypischen, enormen Regenfälle hatte für Überschwemmungen gesorgt und Müllberge vor sich her geschoben, die teilweise immer noch nicht beseitigt werden konnten. Bei der Regen- und Überschwemmungskatastrophe waren sechs Menschen gestorben und rund siebenhundert obdachlos geworden.
    Was die ohnehin schon fatale Sozialstruktur der Stadt noch weiter verschlimmert hatte.
    In den Nobelvierteln war davon natürlich nichts zu bemerken. Dort war das Geld für die Aufräumarbeiten eben vorhanden.
    Zamorra kannte nur wenige Städte, in denen Luxus und Armut dermaßen kraß und beinahe übergangslos nebeneinander lagen wie in Rio de Janeiro.
    Aber diese Gedanken brachten ihn hier und jetzt nicht weiter. Er mußte der Spur des Chevrolet-Kombi folgen und damit herausfinden, wo das Mädchen ermordet worden war.
    Wenn er das wußte, kannte er auch die Täter…
    ***
    Das Taxi zum Flughafen Galeao hatte Eva gleich zu Anfang mit etwas Bargeld bezahlt, das Zamorra ihr in die Hand gedrückt hatte, aber sie waren noch keine zwei Kilometer vom Hotel entfernt, als sie den Fahrer stoppte.
    Portugiesisch gehörte nicht zu den ihr geläufigen Sprachen, aber mit ein paar Brocken Spanisch konnte sie sich auch verständlich machen; beide Sprachen ähneln sich enorm. Eva ließ sich in die Nähe der Avenida Varga bringen und stieg aus.
    Und wenn Zamorra sie hundertmal fortschickte - sie war hier, um den Karneval zu erleben, basta! Wenn er unbedingt magischen Phänomenen nachjagen wollte, sollte er das ruhig tun, ihr aber nicht die ganze Stimmung verderben!
    Sie hatte ja gar nicht vor, in seine Nähe zu kommen. Wenn sie in der Avenida Varga blieb, kamen sie sich garantiert nicht ins Gehege. Es war nicht anzunehmen, daß der faule Zauber ausgerechnet dort zuschlug. Dunkle Magie scheut Licht und Öffentlichkeit.
    Der Umzug war längst in vollem Schwung. Die großen, prachtvoll ausstaffierten Wagen der Sambaschulen rollten und erzählten mit

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