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0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keinen Mund, dafür ein gewaltiges Maul. Es klaffte halb offen, und darüber stand die Nase wie eine Felskante.
    Noch hatte sich das Gesicht nicht bewegt, auch der Mund blieb starr, aber Melusine konnte sich vorstellen, daß dieses Maul alles verschlucken würde, was sich ihm in den Weg stellte.
    Es war einfach dazu gemacht, zu fressen und zu verschlingen. Die Gestalt hatte die Ruhe und die Beschaulichkeit des kleinen Sees brutal zerrissen. Seine übergroßen Augen wirkten auf Melu wie Steine, deren Oberfläche glatt geschliffen worden waren.
    Sie fixierten die junge Frau!
    Sehr starr schauten sie hin. Melu schauderte, weil sie den Blick nicht länger ertragen konnte. Er war so taxierend und gleichzeitig auch endgültig.
    Plötzlich bewegte sich das Wasser zwischen ihr und dem Gesicht.
    Es warf kleine Wellen. Melusine sah den Grund nicht. Der aufgewühlte Schlamm hatte das Wasser undurchsichtig gemacht. Ihr konnte sich etwas nähern, ohne daß sie es erkannte.
    Ohne vorherige Warnung strich etwas widerlich kalt über ihre nackten Beine hinweg. Es kam ihr vor, als wäre sie von irgendwelchen Pflanzenresten oder Unterwasserlianen berührt worden.
    Dieses seichte antochieren riß Melusine aus ihrer Erstarrung. Es machte ihr klar, daß sie so schnell wie möglich weg mußte, noch hatte der Riese sie nicht geholt.
    Melu holte tief Luft. Dabei öffnete sie den Mund, als wollte sie schreien. Sie schrie auch, denn mit einer wahren Brachialgewalt tauchte aus der Tiefe etwas in die Höhe und durchbrach die Wasserfläche.
    Eine Hand!
    Aber was für eine.
    Furchtbar anzusehen, allein weil sie so riesig war. Darin konnte Melu verschwinden, und sie erinnerte sich an den Schattenreiter, der ihr den Weg zur Insel gezeigt hatte. Auch er hatte eine derart große Hand besessen, nur hatte die Melu nicht die schreckliche Angst eingejagt, wie die neue, auf deren graue, nasse und leicht grünlich schimmernde Fläche sie schauen konnte. Die Finger zeigten sich leicht gekrümmt, als wollten sie jeden Augenblick zupacken und das Opfer in die Tiefe des Sees drücken.
    Die Hand verdeckte Melu den Blick auf das Steingesicht. Deshalb konnte sie nicht sehen, ob es sich bewegte oder etwas in den Augen auf einen Angriff hindeutete.
    Das Erscheinen der Hand allerdings hatte ihr klargemacht, wie dieser Riese seine Aufgabe sah. Sie glaubte nicht daran, daß er Gnade walten lassen würde.
    Melu wollte weg!
    Sie drehte sich nicht, dafür schleuderte sie ihren Oberkörper nach hinten, um als Rückenschwimmerin das Ufer zu erreichen. Sie ärgerte sich jetzt darüber, so weit auf den See hinausgeschwommen zu sein. Der Riese brauchte seinen Arm nur halb vorzustrecken, dann hatte er sie erwischt.
    Melu schwamm um ihr Leben. Die Furcht verlieh ihr gewaltige Kräfte. Die Arme der jungen Frau bewegten sich wie Schaufeln, die in eine kreisförmige Bewegung geraten waren, mal aus dem Wasser hervorzutauchen und im nächsten Augenblick wieder unter der Fläche verschwanden. Sie führte einen verzweifelten Kampf um Zeit und Distanz, wobei sie durch den hochgeschleuderten Wasserteppich manchmal die Riesenhand nicht mehr sah oder nur als Schatten.
    Und der schlug zu.
    Für Melu verdichtete er sich. Sie wollte schreien. Wasser drang in ihren Mund, so daß der Schrei in einem mächtigen Husten erstickte.
    Der Anfall war noch nicht vorbei, als die Hand sie erwischte und eisenhart Zugriff.
    Melu kam sich vor wir unter einer tonnenschweren Last begraben, obwohl sie die Finger noch nicht zusammenquetschten. Aber der Druck preßte sie unter Wasser. Da sie die Augen nicht geschlossen hatte, nahm sie für einen Moment die völlig andere Welt wahr.
    Eine Mischung aus Wolken und trübem Glas, so jedenfalls kam ihr die Tiefe des Sees vor.
    Melu bewegte ihre Arme. Sie rollte sich unter Wasser auf die Seite, weil sie durch Kraulstöße glaubte, der Riesenhand letztendlich noch entkommen zu können.
    Nein, das schaffte sie nicht.
    Wahrscheinlich waren es nur zwei Finger, die zugegriffen hatten, und genau die preßten sich um ihren rechten Fußknöchel und hielten sie eisern fest.
    Sosehr sich Melu auch bemühte, entkommen konnte sie nicht mehr. Der Druck dieser beiden Finger war einfach zu stark. Zudem hob der Riese seinen Arm an.
    Was so spielerisch aussah, war für Melu der Inbegriff des Schreckens. Er hob sie kurzerhand in die Höhe, als wäre sie ein Nichts.
    Eingehüllt in eine Wasserfontäne verließ sie den See und schwebte plötzlich über den zitternden Wellen.
    Sie hing mit

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