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0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war nicht zu spüren.
    Artus schwebte immer tiefer und hatte schon bald den auf dem Boden abzeichnenden Lichtkreis erreicht, in dem er stehenblieb und sich so drehte, daß er mich anschauen konnte.
    Ich wich seinem Blick nicht aus, mußte den Kopf allerdings senken, um ihn anschauen zu können, da er körperlich kleiner war als ich. Dann sprach er mich an.
    Ich spitzte die Ohren, als ich seine helle Stimme hörte. Sie war nicht schrill, auch nicht fraulich hoch, aber für einen Mann eben ein wenig zu hell. Jedes Wort, das aus seinem Mund drang, wurde durch das Echo verstärkt.
    »Du bist ein Mensch, du bist ein Fremder und du hast die Nebelinsel trotzdem gefunden.«
    »Das stimmt.«
    »Wer bist du?«
    Ich mußte mich räuspern, um die nächste Antwort geben zu können. »Ich heiße John Sinclair…«
    Er öffnete weit die Augen, so daß ich die Farbe deutlich erkennen konnte. Sie war von einem strahlenden Blau, in das sich goldene Schimmer mit hineinmischten, als würde in seinen Augen oder tief in den Schächten der Pupillen die Sonne aufgehen. »Der Name schwingt nicht durch die Zeiten«, gab er ehrlich zu. »Trotzdem mußt du ein besonderer Mensch sein.«
    »Vielleicht…«
    »Ich möchte, daß du mich aufklärst.«
    Mir lag auf der Zunge, ihm meinen Beruf zu erklären, doch ich kam mir plötzlich lächerlich vor. Ich mußte ihm eine andere Antwort geben. »Es kann sein, daß ich ein Suchender bin. Ich möchte gern den Rätseln der Welt auf die Spur kommen, dem Leben, dem Tod. Deshalb kam ich nach Avalon.«
    »Das wollen viele. Das haben damals die Ritter der Tafelrunde und auch ich schon versucht. Wir fanden den Zauberkessel, aber unsere eigentliche Suche brachte keinen Erfolg. Ich kam hierher, um zu sterben und um danach wieder zu leben. Willst du auch sterben?«
    »Nein.«
    »Dann bist du hier falsch. Wer seinen Fuß auf die Nebelinsel setzt, muß in den Wunderkessel, wo er seinen Tod finden wird und er wieder in das Leben zurückgeführt wird, wenn er den Kessel an der anderen Seite verläßt.«
    »Ich möchte etwas anderes zurückhaben.«
    »Sag es mir.«
    »Wie stehst du zu mir, König?«
    »Neutral.«
    »Gut, ich will dir vertrauen. Ich möchte meine Frische, meine Jugend wieder zurückhaben, die ich auf dem Weg nach Avalon verlor. Ich selbst habe mit ansehen müssen, wie man mir etwas sehr Wertvolles nahm und ich daraufhin alterte. Ich sehe nicht so aus wie sonst, aber ich bin sicher, daß ich wieder zu dem werde, der ich tatsächlich bin, wenn ich das zurückbekomme, was man mir nahm.«
    »Was ist es gewesen?«
    Jetzt kam es darauf an. Die nächste Antwort entschied über mein weiteres Schicksal. »Der Dunkle Gral…«
    Ich hätte nicht gedacht, eine Sagengestalt wie König Artus noch überraschen zu können, doch nach meiner Erklärung ging er einen Schritt zurück, verlor die Ruhe und wirkte sehr fahrig. »Du… du hast den Gral, John Sinclair. Du hast ihn gefunden, oder du hast den gefunden, nach dem wir so lange vergeblich gesucht haben?«
    »Ich habe von einem Dunklen Gral gesprochen, nicht vom Heiligen Gral, dem eure Sache galt.«
    »Dann gibt es zwei?«
    »Wohl oder übel.«
    König Artus nickte. »Es ist mir neu, aber so neu auch wieder nicht, weil ich Schriften kenne, die nach meiner Zeit entstanden sind. Wo Templer über den Gral schrieben, doch ich habe bisher gemeint, daß es der Heilige Gral gewesen ist.«
    »Nein, ein anderer. Er gehört mir, ich habe ihn lange gesucht und gefunden, denn mir wurde gesagt, daß ich würdig genug bin, um ihn zu besitzen.«
    »Was macht dich so würdig?«
    »Vielleicht dies.« Nach der Antwort zupfte ich an der Silberkette und holte mein Kreuz hervor.
    König Artus rührte sich nicht, als er auf meine Hand schaute und den silbernen Gegenstand darin sah. Er zwinkerte mit den Augen, seine Lippen bewegten sich, ohne daß ein Wort über sie kam.
    »Ein Kreuz…«
    »Ja…«
    »Kann es sein«, wisperte er, »daß ich es kenne oder schon davon gehört habe?«
    »Bestimmt, denn nicht nur ich bin der Besitzer gewesen. Im Hohen Mittelalter hat es Richard Löwenherz besessen, und auch Hector de Valois hat es einmal gehört. Sie sind in mir wiedergeboren, und es geht die Mär, daß selbst König Salomo davon gewußt hat.«
    Der König hatte mir stumm zugehört. Erst als ich nicht mehr weitersprach, bewegte er sich vor und schaute sich das Kreuz genau an, ohne es allerdings zu berühren.
    »Es ist sehr edel«, flüsterte er. »Ja, ich spüre seine Aura. Sie strahlt ab und

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