0623 - Markt der Gehirne
jemand kaufen", lautete die Antwort. „Dann wird man dein Gehirn in einen Körper einpflanzen."
So entsetzlich dieser Gedanke auch war, das Gehirn entdeckte, daß es diesen Zeitpunkt herbeisehnte. Denn sobald es sich in einem Körper befand, würde es nicht mehr in diesem Behälter eingeschlossen sein. Es würde sich bewegen können.
Die Frage war nur, ob es das Gehirn, mit dem es den Körper zweifellos teilen mußte, auch beherrschen konnte. Den Bordins waren solche Überlegungen offenbar fremd. Sie dachten nur daran, einem Kranken zu helfen und zu dienen.
Das Gehirn erkannte, daß es weitere Informationen benötigte.
Dabei mußte es vorsichtig vorgehen.
In weiteren Gesprächen erfuhr das Gehirn, daß manche Gehirne schon jahrelang vergeblich auf einen Symbokauf warteten.
Soviel Zeit wollte es nicht vergehen lassen. Es mußte möglichst schnell aus diesem Behälter heraus.
Wenn die nächsten Käufer eintrafen, mußte das Gehirn einen Weg gefunden haben, um auf sich aufmerksam zu machen. Es mußte das Interesse der Käufer wecken.
Ohne Verdacht zu erwecken, mußte es sich als ein besonderes Gehirn herausstellen.
Schließlich, dachte es voller Selbstironie, war es ja ein besonderes Gehirn.
Das Gehirn Perry Rhodans!
4.
Obwohl Doynschto der Sanfte auf seine Transplantationsklinik stolz war, wußte er genau, daß ihre Existenz ihn dazu zwang, nach einem fast pedantisch genauen Tagesablauf zu leben. Die sich täglich wiederholenden Aufgaben machten Doynschtos Leben eintönig. Kaum, daß er Zeit für seine privaten Forschungen fand.
Die Klinik hatte Doynschto berühmt gemacht.
Er gehörte zu den einhundert führenden Wissenschaftlern auf Yaanzar.
Das bedeutete, daß er freien Zugang zum Markt der Gehirne hatte, wann immer er wollte. Alle Informationen (jedenfalls die legalen) standen ihm zur Verfügung.
Als Doynschto an diesem Tag die Datenkarten mit den Neuzugängen des Marktes überprüfte, nahm er eine Karte heraus und sah sie nachdenklich an.
Nach einer Weile rief er Percto herein.
„Weißt du, was Nullzeitenergie ist?" wandte er sich an den Bordin.
Der Diener sah ihn überrascht an.
„Sie wissen genau, daß wir Bordins uns damit nicht beschäftigen!"
„Ja, ja!" Doynschto rieb sich sein rechtes Ohr und drehte die Karte langsam in beiden Händen. Es schien ein völlig normales und nicht überdurchschnittliches Gehirn zu sein, das da vor ein paar Tagen eingetroffen war.
Erstaunlich war nur, daß dieses Gehirn einmal den Versuch gemacht hatte, mit den anderen Gehirnen über Nullzeitenergie zu sprechen.
„Kannst du dir vorstellen, daß ein anderer Bordin sich mit solchen Problemen auseinandersetzen würde?"
Percto brauchte nicht nachzudenken.
„Bestimmt nicht! Nur, wenn man ihn dazu zwingen würde."
Doynschto dachte nach.
„Ich muß mit dem Roten Anatom sprechen! Finde seine Registriernummer heraus und stelle dann eine Verbindung her."
„Der Rote Anatom!" stieß Percto hervor. „Sie sollten mit solchen Wesen keine Geschäfte machen."
„Das ist meine Sache!" fuhr Doynschto auf. Er wunderte sich über seine Reizbarkeit. Warum war er plötzlich so erregt? Die Karte vor ihm auf dem Tisch bewies schließlich überhaupt noch nichts.
Er schaltete das Bildsprechgerät ein.
„Du mußt es solange versuchen, bis du ihn erreicht hast!"
befahl er seinem Diener. „Er ist viel unterwegs. Es kann sein, daß wir warten müssen."
Er warf alle Karten bis auf die eine zurück in den Korb. Als er aufblickte, sah er das fremdartige Gesicht des Roten Anatomen auf dem Bildschirm. Der Rote Anatom war kein Yaanztroner. Wie immer, wenn er dieses Wesen sah, fühlte Doynschto sich abgestoßen.
„Doynschto der Sanfte!" rief der Rote Anatom überrascht. „Was verschafft mir die Ehre, daß mich der Hexenmeister der Transplantation zu sprechen wünscht? Brauchen Sie Material für Ihren nächsten Artikel, in dem Sie gegen Organschmuggler und illegale Transplantationen zu Felde ziehen werden?"
Vor ein paar Jahren wäre Doynschto nach einer solchen Bemerkung noch aufgebraust, jetzt winkte er nur müde ab.
„Lassen wir das! Ich weiß ohnehin, was ich von Ihnen zu halten habe."
„Was wollen Sie?" fragte der Rote Anatom.
„Haben Sie ein Gehirn abgestoßen?"
Das Wesen auf dem Bildschirm lächelte.
„Ich besitze keine Gehirne!"
„Das können Sie dem GOK erzählen! Ich habe den Verdacht, daß Sie ein krankes Gehirn abgestoßen haben. Natürlich haben Sie es dorthin bringen lassen, wo es am
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