0623 - Markt der Gehirne
wenigsten Verdacht erweckt: Auf den Markt!"
„Danke für den Tip!" sagte der Rote Anatom.
Die Verbindung wurde unterbrochen. Doynschto starrte auf den Bildschirm. Er hatte das Gefühl, einen schweren Fehler begangen zu haben.
Doch noch besaß er die Datenkarte des rätselhaften Gehirns.
Der Rote Anatom genoß nicht den Vorzug, über alle Neuzugänge informiert zu werden. Er mußte zwischen Zehntausenden von Gehirnen suchen. Es war unwahrscheinlich, daß er auf Anhieb Erfolg haben würde.
„Ich verlasse die Klinik", sagte er zu Percto. Er schob die Karte in die Tasche seiner Toga. „Du kannst Spercamon sagen, daß er mich begleiten soll."
Spercamon war ein junger Yaanztroner, der in der Transplantationsklinik des Wissenschaftlers arbeitete. Obwohl Spercamon nicht als Transplantator ausgebildet war, hatte er unter der Anleitung Doynschtos in den letzten Monaten viel gelernt. Zweifellos war Spercamon talentierter als mancher ausgebildete Assistent des Wissenschaftlers. Vor allem besaß er Selbstbewußtsein und eine unerschütterliche Ruhe. Doynschto hoffte, daß der junge Mann eines Tages die Großen Prüfungen nachholen und zu seinem Nachfolger avancieren würde.
Nachdem Percto gegangen war, um Spercamon zu informieren, begann Doynschto mit den Vorbereitungen für den Besuch des Marktes. Er packte alle notwendigen Instrumente ein, mit deren Hilfe er ein Gehirn untersuchen konnte. Trotz seines Reichtums war Doynschto ein umsichtiger und kritischer Käufer. Er hatte bisher kaum Schwierigkeiten mit kranken Kunden gehabt.
Spercamon kam herein. Er war einen halben Kopf größer als Doynschto und wesentlich kräftiger. Sein Haarkleid leuchtete hellgrün.
„Wir gehen zum Markt der Gehirne", erklärte Doynschto ohne Umschweife. „Ich möchte, daß Sie mich begleiten. Es wird Zeit, daß Sie sich dort einmal umsehen."
Die Augen des Jüngeren leuchteten auf. Es war das einzige Anzeichen für seine Begeisterung.
Doynschto reichte Spercamon die Tasche mit den Instrumenten.
„Nehmen Sie das. Es kann sein, daß wir sie brauchen."
Spercamon wollte zum Ausgang gehen, doch Doynschto rief ihn zurück.
„Wir benutzen den Hinterausgang und verlassen die Klinik heimlich", kündigte er an.
Auf Spercamons hoher Stirn erschien eine steile Falte.
„Darf ich fragen, was das bedeutet?"
„Es ist eine Vorsichtsmaßnahme!"
„Und weshalb?"
Doynschto der Sanfte sah den Jüngeren nachdenklich an.
„Es kann sein, daß wir beobachtet werden. Ich vermute, daß ein besonderes Gehirn aufgetaucht ist. Vielleicht wartet jemand nur darauf, daß wir ihn zu diesem Gehirn führen - jemand, der keinen Einblick in die Datenkarten erhält."
Der junge Yaanztraner schüttelte ungläubig den Kopf.
„Niemand würde es wagen, Doynschto dem Sanften heimlich zu folgen und ihn zu beobachten."
Der Wissenschaftler mußte lachen.
„Diese Welt ist nicht so, wie sie sein sollte, Spercamon. Sie werden noch früh genug erfahren, welche abstoßenden Geschäfte oft mit Gehirnen und Organen betrieben werden.
Meine Vorsichtsmaßnahmen sind durchaus begründet. Mehr möchte ich dazu nicht sagen."
Sie begaben sich in die Kellerräume der Klinik und gingen durch einen langen Tunnel. Der Tunnel endete an einem Lift, mit dem man nach oben fahren konnte.
Wenig später standen sie in einer Lagerhalle, die ebenfalls zur Klinik gehörte. Doynschto ging zur Tür und blickte hinaus.
Er winkte Spercamon zu.
„Kommen Sie! Es ist alles in Ordnung. Percto hat bereits einen Gleiter bereitgestellt. Inzwischen fliegt Percto mit meinem Privatgleiter ein paar Runden über den Markt der Gehirne, um eventuelle Beobachter irrezuführen."
Spercamon biß sich auf die Unterlippe. Der Wissenschaftler sah ihn von der Seite her an und lächelte verständnisvoll.
„Das hört sich alles sehr abenteuerlich an, aber es gehört in diesem Fall zum Geschäft. Natürlich kann die Spur, der ich folge, falsch sein." Sein Gesicht verdüsterte sich. „Außerdem bin ich nicht der einzige Yaanztroner, der die Datenkarten erhält.
Vielleicht ist das von mir entdeckte Gehirn bereits von jemand als eine Besonderheit erkannt und gekauft worden."
„Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand vor Ihnen Besonderheiten eines Gehirnes entdecken kann."
„Danke!" sagte Doynschto trocken. Er war ein bißchen außer Atem, denn das letzte Stück zum Gleiter hatten sie schnell zurückgelegt.
Doynschto ließ sich in den Nebensitz sinken.
„Fliegen Sie!" befahl er Spercamon. „Ich bin
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