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0623 - Markt der Gehirne

Titel: 0623 - Markt der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht sehen konnte. Rhodan fragte sich, auf welche Weise der Unbekannte diesen Vorzug erlangt hatte. Er bereitete sich auf eine gewaltsame Auseinandersetzung vor, denn er mußte damit rechnen, daß dieses Wesen den Inhalt der Suchmeldung kannte.
    Der Fremde trat unter die Brücke. Sein Gesicht war nicht zu sehen.
    „Du kommst spät!" Die Stimme war fast nur ein Zischen und schwer zu verstehen. „Dem Poynko wird das nicht gefallen."
    Rhodan war sich darüber im klaren, daß er mit irgend jemand verwechselt wurde.
    „Es ging nicht früher", gab er zurück.
    Die Gestalt winkte mit einem Arm.
    „Folge mir!"
    Rhodan überlegte, was er tun sollte. Wenn er sich weigerte, würde der andere merken, daß er nicht mit dem erwarteten Besucher sprach. Wohin würde man ihn führen? überlegte Rhodan.
    Er folgte dem anderen hinter die Brücke. Dort gab es einen Durchgang zu einer steinernen Treppe.
    Rhodan blickte in den Vorraum eines Gewölbes, das nur schwach beleuchtet war.
    „Der Eingang zu den Katakomben", sagte der Unbekannte. „Du kannst hinabsteigen. Ich werde jetzt verschwinden. Du brauchst bei deiner Rückkehr nicht mehr nach mir zu suchen."
    Das Zischen verstummte. Als Rhodan sich umblickte, war das seltsame Wesen bereits nicht mehr zu sehen. Rhodan blickte die breite Treppe hinab.
    Von unten klang Stimmengewirr zu ihm herauf. Er hörte Gelächter, Schreie und Wehklagen. Der Lärm war gespenstisch.
    Rhodan stieg langsam hinab. Schließlich stand er tief genug, um unter dem Torbogen des Vorraums in die eigentlichen Katakomben blicken zu können.
    Der Raum, den er sah, war voller Behälter, in denen Gehirne schwammen. Ebenso wie auf dem Markt, waren auch hier überall Regale aufgestellt. Sie waren jedoch nicht geschmückt und standen in einer trostlosen Umgebung. Wände und Decke waren von einem schmutzigen Grau. Die Leuchtsäulen brannten nur schwach und erzeugten groteske Schatten zwischen den Regalen.
    Rhodan ahnte, daß er nur einen von vielen Räumen dieses Tempels sah.
    Hier also wurden die verunglückten und unheilbaren Gehirne aufbewahrt.
    Der Lärm, den Rhodan gehört hatte, kam aus den Lautsprechern der unzähligen Behälter. Das klagende Flüstern verzweifelter Individuen und das wahnsinnige Gekreisch übergeschnappter Gehirne vermischte sich zu einem auf- und abschwellenden Raunen.
    Rhodan blieb auf der Treppe stehen.
    Er war entsetzt.
    Dort unten war die Hölle. Er konnte nur hoffen, daß sich die meisten dieser kranken und abgestorbenen Gehirne ihrer Lage nicht bewußt waren.
    Hier würde er keine Ruhe finden. Der Lärm würde ihn begleiten.
    Aber er war zu müde, um jetzt noch einmal umzukehren und nach einem anderen Versteck zu suchen. Vielleicht gab es kleinere Räume, in denen es still war. Rhodan wußte, daß er nur einen kleinen Teil der Katakomben sah.
    Wie viel Gehirne mochten hier unten, auf ihr endgültiges Ende warten?
    Rhodan überwand seine Abneigung und stieg die letzten Stufen hinab. Er mußte diesen Raum durchqueren, um herauszufinden, wie es an anderen Stellen aussah.
    Vielleicht konnte er hier unten auch wichtige Informationen bekommen. Die armen Gehirne wußten bestimmt nichts von Suchmeldungen und Verfolgungsaktionen. Sie konnten ihm nicht gefährlich werden.
    Rhodan trat zwischen die vordere Regalreihe. Er schätzte, daß allein in diesem Raum fünftausend Glocken mit Gehirnen darin standen. Er sah, daß in verschiedenen Behältern nur Bruchstücke von Gehirnen schwammen. Hier wurde alles aufbewahrt, was auch nur annähernd eine Ähnlichkeit mit einem Gehirn besaß. Rhodan fragte sich, warum man solche verkrüppelte Gehirne nicht sterben ließ.
    In der dritten Reihe sah Rhodan eine schluchzende Yaanztronerin am Regal lehnen. Sie schien völlig verzweifelt zu sein. Rhodan vermutete, daß sie um eines dieser Gehirne trauerte.
    Er senkte den Kopf und ging weiter. Er durchquerte den Raum zwischen den mittleren Regalreihen.
    „Bordin!" rief eine Stimme. „Warte, Bordin!"
    Rhodan erschrak, begriff aber schnell, daß ihm keine Gefahr drohte.
    Eines der Gehirne hatte nach ihm gerufen.
    Er blickte sich um.
    Wie wollte er feststellen, wer mit ihm gesprochen hatte? In diesem Durcheinander von Stimmen war das nahezu unmöglich.
    „In der dritten Reihe, Bordin!" Die Stimme überschlug sich fast.
    Sie mußte sich anstrengen, um den allgemeinen Lärm zu übertönen. „Der vierte Behälter neben den Halterungen."
    Rhodans Blicke fanden den bezeichneten Behälter. Ein faustgroßes Gehirnfragment

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