0624 - Die Tränen der Baba Yaga
zu lassen. Zweitens würde er sich mit dir höchstwahrscheinlich erst gar nicht abgeben. Du bist kein Kandidat für ihn. Du ersehnst dir weder Geld noch Reichtum oder Macht, weil du alles, was du benötigst, schon längst besitzt. Er würde deiner Beschwörung also sicher nicht folgen.«
»Fertig?« fragte Zamorra.
»Womit?« Sid Amos hob erstaunt die Brauen.
»Mit deinem langen Vortrag. Kannst du den Eingang zu diesem Fuchsbau öffnen?«
Der Ex-Teufel seufzte. »Wenn ihr Menschen mal einmal nichts zu meckern habt, dann seid ihr sterbenskrank. Und selbst dann hadert ihr noch mit dem Schicksal. Na schön, probieren wir's aus. Sesam, öffne dich!«
Nichts geschah.
»Narr!« zischte der Lachende Tod. »Willst du uns für dumm verkaufen?«
Amos sah ihn prüfend an und schüttelte den Kopf. »Nein. An dir Klappergestell verdient man ja nichts. Dein Haltbarkeitsdatum ist deutlich sichtbar abgelaufen.«
»Ich gedenke dich doch noch zu meinem Begleiter zu erwählen«, drohte der Lachende.
»Jo nem davo«, grinste der Ex-Teufel. »Ich verstehe dich nicht.«
Er wandte einen anderen Zauberspruch an.
Nur Sekunden darauf wich das Unterholz zurück, als würde es von einem Unsichtbaren beiseitegeschoben. Zamorra sah einen großen Steinbrocken, den er zuvor nicht bemerkt hatte. Obgleich das Unterholz nicht gar so dicht wuchs, als daß er den grauen Stein nicht hätte sehen können.
»Voliâ«, sagte Amos. »Jetzt seid ihr dran.«
Zamorra sah ihn stirnrunzelnd an. Sein Blick forderte den Ex-Teufel auf, den großen Stein mittels seiner Magie zu bewegen. Aber Sid Amos verschränkte die Arme vor der Brust und fühlte sich ganz und gar nicht angesprochen.
Auch der Lachende Tod zeigte sich einer körperlichen Anstrengung herzlich abgeneigt.
Also blieb Zamorra nichts anderes übrig, als selbst zuzupacken und den schweren Felsbrocken zur Seite zu wuchten. Dahinter tat sich ein schmaler Höhleneingang auf, der sich aber gleich erheblich erweiterte und zu einem bequemen Stollen wurde, der in die Tiefe des Berges führte.
Zamorra nahm sich die Zeit, ein bräunliches Pulver zu verstreuen. Amos verzog mißbilligend das Gesicht. »Muß das sein?« rügte er.
»Es ist eine Magie, die dir nicht gefällt, wie?« schmunzelte Zamorra. »Aber sie wird verhindern, daß hinter uns jemand die Falle zumacht.« Er zeichnete noch einige weißmagische Symbole hinzu. »Und diese verhindern, daß Fricor sich an uns vorbei aus dieser Tür hinausschleicht.«
»Er hat genügend andere Ausgänge«, gab Amos zu bedenken.
Zamorra zuckte mit den Schultern und setzte sich in Bewegung, in den Stollen hinein. Sid Amos folgte ihm. Der Lachende Tod zögerte.
Dann aber schloß er sich den beiden doch an.
Die Dunkelheit nahm sie auf.
***
Sid Amos hatte mit einem Schnipsen seiner Finger ein Licht geschaffen, das ihnen nun vorausschwebte und den Teil des Stollens mäßig erhellte, durch den sie sich gerade bewegten.
Zamorra fragte sich, ob es wirklich so einfach war, in die Höhle Fricors einzudringen. Hatte der Dämon, der menschliche Herzen sammelte wie andere Leute Briefmarken, Bierdeckel oder Aufsichtsratsposten, keine Sicherungen geschaffen? Oder vertraute er darauf, daß sich niemand freiwillig zu ihm traute?
Oder daß in der heutigen Zeit niemand mehr von seiner Existenz wußte?
Vorsichtshalber markierte Zamorra den Weg mit ein par kleinen magischen Hilfsmittelchen, die er vorsorglich mitgebracht hatte, und er sorgte auch dafür, daß sie ihm bei der Rückkehr signalisierten, ob jemand hinter seinem Rücken Veränderungen daran vorgenommen haben würde. Die Unsicherheit, die Nicole und er erlebt hatten, als sie nach der Auseinandersetzung mit Stygia und der Eroberung des von ihr gestohlenen 6. Amuletts aus der Hölle flüchteten, wollte er sich künftig ersparen. Da hatte Stygia die Wegemarkierungen nämlich verändern lassen und wollte die beiden Menschen so in eine Falle tappen lassen.
Es war ihr vielleicht nur deshalb nicht gelungen, weil Zamorra sich den Weg auch ohne die Markierungen gemerkt hatte…
Je weiter sie in den Berg vordrangen, desto mehr rechnete Zamorra mit einem Angriff des Dämons.
Dieser Angriff kam in einer Weise, mit der sie alle nicht gerechnet hatten.
Weder Zamorra noch der Ex-Teufel waren das Ziel, sondern der Lachende Tod, der als letzter hinter ihnen ging. Wie gewohnt jonglierte er mit seinem Herzen - um plötzlich erschrocken aufzuschreien.
Zamorra fuhr herum.
Dem Tod war sein Lachen förmlich im faulenden
Weitere Kostenlose Bücher