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0628 - Die Geister vom Leichenbaum

0628 - Die Geister vom Leichenbaum

Titel: 0628 - Die Geister vom Leichenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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steckt die Fremde Magie, sie stammt vom Totenbaum.«
    »Du kennst ihn also?«
    »Klar, den kenne ich.«
    »Weißt du auch, wie ich ihn finden kann?«
    Er hatte etwas sagen wollen, bereits den Mund geöffnet, in dem seine bläulich schimmernde Zunge lag. »Du willst hin?« dehnte er, bevor er lachte. »Du willst da wirklich hin?«
    »Warum nicht?«
    »Nein, ich zeige dir nichts. Du wirst nichts sehen, die Geister stecken in mir.«
    »Und die Schädel? Die Totenköpfe, das Gebein?«
    »Was willst du damit?«
    »Sie mir ansehen.«
    Sein Grinsen wurde breit und wölfisch. »Nein, nicht ansehen, das glaube ich dir nicht. Du willst sie zerstören.« Er kroch von mir weg, als hätte er Furcht und schaffte es tatsächlich, beim ersten Versuch trotz seiner bewegungslosen Arme auf die Beine zu kommen. Mit dem Rücken kippte er gegen die Wand. »Ich kenne dich nicht, ich habe dich nie gesehen, aber du hast etwas an dir…«
    »Was denn?«
    »Ich… ich spüre das Brennen. Aber erst, seit du hier im Raum bist. Vorher war es nicht da. Du bist ein anderer…«
    »Ich habe dir meinen Namen gesagt.«
    »Das war nicht alles.«
    »Was meinst du damit, Halifax? Ich kann dich nicht begreifen, tut mir leid.«
    Er bewegte seinen Mund, sprach aber nicht. Dann schielte er zur Decke hoch, wo sich der Lüftungsschacht befand. Auch dort gab es keinen Ausweg für ihn.
    Mehr würde er nicht sagen, da konnte ich fragen, was ich wollte. Aber ich wollte mehr von ihm.
    Bisher hatte ich nur von den blauen Geistern etwas gehört, sie nicht gesehen. Wenn sie in ihn eingefahren waren, dann mußte es auch eine Chance geben, sie wieder aus seinem Körper vertreiben zu können.
    Sir Edgar hatte einen Exorzisten gesucht, das war ich zwar nicht. Wenn ich Halifax jedoch mit meinem Kreuz konfrontierte, konnte ich dazu werden.
    Er ließ mich nicht aus den Augen, als ich meinen rechten Armen bewegte und die Hand unter mein Hemd schob. Auch ich beobachtete ihn, weil ich damit rechnen mußte, daß er einen erneuten Angriff versuchte.
    Noch hielt er sich zurück.
    Seine Beine zitterten. Leicht trat er auf der Stelle. Wie ein Rennläufer kurz vor dem Start.
    »Ich möchte nur einen kleinen Test mit Ihnen machen«, sagte ich mit ruhiger Stimme. »Ich werde Ihnen etwas zeigen. Sind Sie damit einverstanden oder nicht?«
    Mit den Worten hatte ich ihn nur ablenken wollen, denn blitzschnell zog ich das Kreuz hervor, dessen Metall sich leicht erwärmt hatte.
    Ich hielt es ihm offen entgegen.
    Er starrte es an - und fing an zu schreien!
    ***
    Tausend und mehr Qualen schienen ihn zu foltern, prasselten auf ihn nieder. Halifax lief dabei blau an, als wären Hände an seinem Hals, die ihn würgten.
    Über sein Gesicht huschte tatsächlich der blaue Schatten und setzte sich in den Poren fest. Sein Mund stand offen, als ich mich ihm näherte, und aus ihm wischten sie hervor.
    Blaue, zuckende Geistwesen, feinstofflich, gedreht wie Spiralen, flink und mit den Augen kaum zu verfolgen. Sie huschten durch den Raum, erreichten Wände und die Decke, wo sie lautlos explodierten, auseinanderflogen, sich wieder zu den Gestalten vereinigten und abermals ihren Weg zwischen uns fanden.
    Beide standen wir im Zentrum. Ich hielt mein Kreuz noch fest und merkte jetzt, daß es sich erwärmt hatte. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, daß es die fünf blauen Geistwesen anziehen würde, was nicht geschah, denn sie huschten vorbei, umtosten seinen und meinen Kopf, wobei sich blitzschnell drehende Kreise bildeten, die über unseren Haaren einen Heiligenschein zu produzieren schienen.
    Er schrie noch immer. Sein Körper zuckte dabei. Selbst in der Zwangsjacke sah es so aus, als wollte er sie sprengen.
    Ich ging auf ihn zu.
    Halifax wich schreiend zurück. »Rühr mich nicht an!« brüllte er. »Rühr mich nicht an!«
    Da wurde hinter mir die Tür geöffnet. Wahrscheinlich alarmiert durch das Schreien, betraten Professor Canter und Sir Edgar die Zelle. Beim ersten Blick schon sahen sie, was geschehen war. Eine Erklärung konnten sie nicht geben. Sie standen nur da, hatten große Augen bekommen und spürten den Eishauch über ihre Gesichter gleiten.
    Ich schaute nicht zu ihnen hin, mein Augenmerk galt den blauen Geistern, die sich entschlossen hatten, eine neue Richtung einzuschlagen.
    Sie flohen!
    Ihren Gastkörper hatten sie vergessen. Sie huschten an ihm vorbei und jagten in Richtung Tür.
    Ich hörte Canter erstickt schreien, drehte mich um und sah, wie er zur Seite taumelte, beide Hände gegen

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