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0628 - Die Geister vom Leichenbaum

0628 - Die Geister vom Leichenbaum

Titel: 0628 - Die Geister vom Leichenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zwei Gärtner auf, einer sprach in ein Walkie-talkie, und ich war sicher, daß er mich angemeldet hatte.
    Natürlich mußte ich eine Freitreppe hochsteigen und brauchte mich nicht durch Klopfen oder Schellen bemerkbar zu machen, denn es stand schon jemand bereit, die Tür zu öffnen.
    Ein Lakai, ein Diener, ein Gorilla oder Schläger? Wahrscheinlich alles in einem. Ein messerscharfer Blick tastete mich ab, die Hände sahen mir ganz so aus, als wären sie besser dafür geeignet, um Steine durchzuschlagen, als Tabletts zu jonglieren.
    Ich grinste in das breite Gesicht mit den dicken, dunklen Augenbrauen. »Sir Edgar sind Sie nicht, Meister, sonst fresse ich meinen Ausweis samt Hülle.«
    »Nein, das ist er nicht!« Aus dem Hintergrund hörte ich die lachende Stimme. »Geh, Ernest, ich muß mit Mr. Sinclair allein reden, der nun endlich seinen Weg zu uns gefunden hat.«
    Ernest hieß der Knabe! Ich konnte einfach nicht mehr und schüttelte den Kopf.
    Ernest also - eine neue Generation der Butler - verschwand und schuf mir freie Sicht.
    Sir Edgar Brake stand in der Halle, schaute mich aus leuchtenden Augen an und erinnerte mich dabei an den Schauspieler und Regisseur Dennis deVito.
    Klein, rundlich, ein blankes Gesicht, schnelle, huschende Augen, etwas überelegant angezogen, dunkelhaarig, wobei von seinem Kopfschmuck nur mehr ein Rest vorhanden war, der sich auf der hinteren Hälfte des Schädels verteilte.
    Der Anzug besaß einen weiten Schnitt, eine violette Farbe, das Hemd glänzte weiß.
    Mit beiden Händen umfaßte er meine Rechte, als wollte er einen lange verschwundenen Freund begrüßen. Hätte nur noch ein Klimmzug gefehlt, um mich umarmen zu können.
    »Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, daß es doch geklappt hat.«
    »Manchmal dauert es eben etwas länger.«
    »Sie sagen es, Mr. Sinclair. Wußte doch, daß ich mich auf meinen alten Freund Sir James verlassen kann.«
    »Sie kennen sich gut?«
    Er wiegte den Kopf. »Aus früheren Tagen.« Mehr sagte er zu diesem Thema nicht, führte mich durch die Halle in einen Raum, der eine Mischung aus Arbeitszimmer und Bibliothek darstellte und mit sehr teuren Möbeln eingerichtet worden war.
    Ich durfte Platz nehmen und aus zahlreichen Getränken - ebenfalls sehr teuer - auswählen. Dieser Sir Edgar Brake schien nicht gerade zu den armen Menschen zu gehören. Wie er sein Geld verdiente, wußte ich nicht.
    Er trank einen trockenen Martini, ich nahm Wasser, das wenig Kohlensäure hatte. Der Sessel war mir etwas zu weich, ich saß tief. Sir Edgar hatte sich hinter seinen Schreibtisch auf einen höheren Stuhl gesetzt. Reine Psychologie, denn er wollte nicht, daß man auf ihn niederschaute.
    »Es scheint Ihnen nicht schlecht zu gehen«, begann ich das Gespräch. »Wenn man dies alles sieht.«
    »Ich beklage mich auch nicht.« Sein Gesichtsausdruck zeigte satte Zufriedenheit.
    »Womit verdienen Sie denn Ihre Brötchen?«
    »Ich bin Kaufmann.«
    »Aha. Sicherlich nicht für Dosensuppen.«
    »Nicht direkt, Mr. Sinclair. Aber das ist auch nicht unser Problem.« Damit hatte er mir klargemacht, daß er über seinen Job nicht sprechen wollte, und ich dachte an die Worte meines Chefs, der erklärt hatte, nur bei den wesentlichen Punkten zu bleiben und nicht abzuschweifen.
    »Wissen Sie, Mr. Sinclair, ich gehöre eigentlich zu den Realisten. Ich kann mir keine Träume leisten oder an irgendwelche Dinge glauben, die in den Bereich des Okkulten fallen.«
    »Weshalb sitze ich dann hier? Sie kennen meinen Job!«
    »Ja!« rief er laut aus. »Aber man kann sich irren. Kein Mensch ist perfekt.«
    »Das stimmt. Sie haben sich also geirrt.«
    »Richtig.«
    »Wie genau?«
    »Nicht ich persönlich, Mr. Sinclair, habe mich geirrt. Es geht um meinen Neffen.«
    »Wie heißt er?«
    »Halifax.«
    »Wie bitte?«
    »Ein komischer Name, ich weiß, aber das ist nun mal so, wir können es auch nicht ändern. Ich habe keinen Nachfolger, keine Erben für mein Geschäft und dachte daran, meinen Neffen allmählich aufzubauen. Er hat sich lange genug in der Welt herumgetrieben und seine Erfahrungen sammeln können.« Sir Edgar grinste jetzt. »Sie glauben gar nicht, wie schnell die Leute reagieren, wenn man sie mit Geld lockt.«
    »Das haben Sie getan?«
    »Ja, ich holte ihn her.« Er beugte sich jetzt vor und sah aus, als wollte er über den Schreibtisch kriechen. »Das heißt, er kam nicht bis zu mir. Er sitzt fest.«
    »Im Gefängnis?«
    »So ähnlich. Man hat ihn in eine

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