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0629 - Der Racheengel

0629 - Der Racheengel

Titel: 0629 - Der Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Edgar. »Verdammt noch mal, das packe ich nicht. Ich werde verschwinden, Sinclair.«
    »Sie bleiben!«, zischte ich durch die Zähne. »Sie bleiben hier, Mörder! Wenn nicht, werde ich Sie zurückholen und an Ihren eigenen Ohren bis vor die Theke schleifen.«
    Die Drohung hatte gereicht. Sir Edgar sagte nichts mehr. Er wurde sehr still, nur sein schnaufendes Atmen hörte ich.
    Wilma Lane hatte nicht gesprochen. Sie starrte uns nur an. Ich sah in ihre Augen und erkannte einen Ausdruck von Unbeugsamkeit in ihrem Blick.
    Diese Frau, so klein sie auch war, ließ sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen. Die wusste genau, worauf es ankam.
    »Kommen Sie, Brake, kommen Sie ruhig an meine Seite!«, zischte ich ihm zu.
    »Und - und dann?«
    »Gehen wir gemeinsam bis an die Theke. Klar?«
    »Aber ich…«
    »Kein Aber, Brake, kommen Sie?«
    Er schlich näher, blieb neben mir stehen. Mich quälten zahlreiche Fragen und nicht nur die, wie es möglich gewesen war, dass die fünf Schädel aus dem Wald so rasch ihren Platz gewechselt hatten und auf der Theke lagen.
    Welche Rolle spielte die Wirtin? War sie informiert? Wusste sie vielleicht, wessen sich der Mann neben mir schuldig gemacht hatte?
    Brake zitterte. Wahrscheinlich ahnte er, dass die Stunde der Abrechnung dicht bevorstand. Dass er nun für das zahlen musste, was er anderen angetan hatte.
    Auch ich fühlte mich wie in einem Vakuum. Da war alles anders. Ich hatte das Gefühl, eingeschlossen zu sein. Zahlreiche Arme umfingen mich, Stimmen lagen auf der Lauer, dieser Raum zeigte eine magische Veränderung, doch mein Kreuz rührte sich nicht. Es strahlte keine Warnung in Form von Wärme ab.
    Es waren seit unserem Eintritt vielleicht zwanzig Sekunden vergangen. Noch immer gab es einen ziemlich großen Zwischenraum zur Wirtin und damit auch zu den Totenschädeln.
    Ich ging als Erster vor. Mit der rechten Hand machte ich eine Bewegung, die auch Brake verstand.
    Mit einem Seufzen auf den Lippen setzte er sich in Bewegung und blieb sogar an meiner Seite, als ich mich dem neuen Ziel näherte, wo Wilma Lane unbeweglich stand und mir aus ihren starren Augen entgegenschaute.
    Ich versuchte den Blick zu deuten. Es gelang mir nicht. Er gab keinerlei Gefühle preis.
    Dicht vor dem Handlauf blieb ich stehen und nickte ihr zu. Sie nickte zurück. Eigentlich hatte ich etwas sagen wollen, aber die Person kam mir zuvor.
    »Es ist geschlossen.«
    »Auch für mich?«
    »Für jeden Gast eigentlich…«
    »Das hört sich an, als hätten Sie jemanden erwartet.«
    »Es kann sein.«
    »Ich suche jemanden. Einen Freund, einen sehr guten sogar, meinen besten Freund. Vielleicht kennen Sie ihn.«
    »Fremde kommen um diese Jahreszeit hier selten vorbei.«
    »Er muss hier gewesen sein. Sie werden sich bestimmt an einen Chinesen erinnern können, an Suko.«
    Ich hatte die Worte langsam ausgesprochen, sie sollte jedes hören und behalten. Und sie reagierte.
    Zum ersten Mal sah ich es in ihren Augen aufblitzen. Sie kannte Sukos Namen, wusste, was sie von ihm halten musste. Positiv oder negativ?
    »Sie kennen ihn?«
    Wilma Lane legte den Kopf zurück, dann beugte sie ihn vor und deutete ein Nicken an. »Ja, ich kenne ihn. Ich habe ihn schätzen gelernt, und ich weiß auch, dass er nicht allein gekommen ist, denn er sprach von einem Kollegen.«
    »Richtig. Das bin ich.«
    »Auch Polizist?«
    »Ja.«
    Sie holte tief Luft. »Dann wollen Sie bestimmt wissen, wo sich Ihr Freund befindet?«
    »Genau.«
    »Er ist nicht mehr hier. Er fuhr weg. Ich habe ihm meinen Wagen geliehen.«
    »Wollte er nach Trenton?«
    »Ja.«
    »Und was ist mit der Scheibe und den Kugellöchern in den Außenwänden? Was ist damit?«
    Wilma Lane senkte für einen Moment den Kopf, bevor sie uns erklärte, was vorgefallen war. Wir hörten von den drei Männern, die nach Halifax gefragt hatten und dann durchdrehen wollten, von Suko allerdings daran gehindert worden waren.
    »Ist er in den Ort gefahren, um diese drei Kerle zu verfolgen?«, hakte ich nach. »So ist es gewesen.«
    Das passte mir überhaupt nicht in den Kram. Ich hatte voll und ganz darauf gesetzt, Suko zu treffen.
    Doch er war nach Trenton gefahren, um diese drei Söldner zu stoppen, die einmal Halifax' Kumpane gewesen waren.
    Ich wandte mich an Sir Edgar. »Kennen Sie die Leute, von denen Wilma Lane geredet hat?«
    »Nein.«
    Ich glaubte es ihm. Jedenfalls passte es mir nicht, dass einiges schief gelaufen war und sich der Fall praktisch geteilt hatte, wobei ich mir nicht sicher

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