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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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jeden Fall hatte sie diese Heirat hintertrieben. Da sie seine Liebe zum Regiment kannte, zweifelte sie nicht, daß er bei der Wahl zwischen einem unbekannten Mädchen, von dem er sich betören ließ, und dem Verbleiben bei dem Regiment sich für seine Karriere entscheiden würde.
    Da kam ihr ein Gedanke. Sie setzte sich an den Tisch, schrieb einen kleinen Brief, adressierte ihn an Leutnant R. H. Longfellow und sandte ihn durch einen besonderen Boten zum Tower. Vielleicht würde Bobby nicht kommen, aber sie hatte ihn in seiner Schulzeit gekannt, und er war immer sehr nett zu ihr gewesen. Sie mußte mit jemand aus dem Tower sprechen, um zu erfahren, wie Dick über sie dachte. Als Dombret an diesem Nachmittag um vier Uhr hereinkam und den jungen Offizier meldete, begrüßte sie ihn mit einer Wärme, die Bobby Longfellow sehr bedenklich vorkam.
    Es war ihm nicht ganz leicht geworden zu kommen – sie sah das mit einem Blick und war nicht sehr erfreut darüber. Bobby stotterte etwas, daß er sie lange nicht gesehen habe, dann sagte er gleich, daß er sich für fünf Uhr verabredet hatte, was sie natürlich für vollständig aus der Luft gegriffen hielt.
    »Es ist ganz abscheulich von Ihnen, daß Sie nicht früher schon einmal gekommen sind. Wie geht es Dick?« Bobby räusperte sich.
    »Oh, dem geht es sehr gut«, sagte er unbeholfen. »Haben Sie ihm gesagt, daß Sie zu mir gehen?« Sie zwinkerte schalkhaft mit den Augen, als sie diese Frage stellte, und war nicht erstaunt, als er nickte.
    »Ich dachte, das müßte ich tun – meinen Sie nicht auch?«
    »Ich bin schrecklich neugierig, Bobby – wird sich Dick verheiraten?«
    Bobby schaute auf die Decke und gestand, daß er nichts Genaueres darüber wüßte. Es war gerade kein guter Anfang, aber allmählich kam sie doch auf das Thema, auf das es ihr ankam. Sie frage ihn über den Oberst aus, und das fiel ihr leicht, da sie ihn ja gerade am Abend vorher gesehen hatte. Und vom Oberst zu Lady Cynthia war ja nur ein kleiner Schritt.
    Bobby sah, daß sie sich nicht viel verändert hatte. »Ich wünschte, Cynthia würde nicht so sehr gegen mich sein«, sagte Diana mit einem Seufzer. »Sie war doch in früheren Tagen so lieb zu mir. In ihrer Jugend war sie eins der ausgelassensten Mädchen in London und hat auch wohl tolle Streiche verübt – meine Mutter erzählte mir, daß allerhand böse Gerüchte über sie in Umlauf waren.« Bobby machte ein dummes Gesicht.
    »Aber jetzt gibt es keine Skandalgeschichten, die sie betreffen«, entgegnete er. »Ganz im Gegenteil, Diana, sie ähnelt mehr einem netten, alten Eisberg als einem menschlichen Wesen. Mir läuft es schon kalt den Rücken hinunter, wenn ich sie nur ansehe.«
    »Haben Sie ihr gegenüber jemals meinen Namen erwähnt?« fragte Diana obenhin.
    Bobby war es nicht recht wohl bei der Frage.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er ein wenig lauter als notwendig. »Es mag sein – es ist sehr leicht möglich – «
    Und nun fing Diana an, ihn auszuhorchen.
    »Könnten Sie vielleicht zu einer kleinen Gesellschaft am Fünfundzwanzigsten zu mir kommen?«
    Bobby rechnete schnell nach.
    »Es tut mir furchtbar leid, aber am Fünfundzwanzigsten muß ich wieder diese verfluchte Wache kommandieren«, sagte er. (Man konnte die Erleichterung in seinem Ton hören.) »Dick hat am Sechsundzwanzigsten die Wache – wir haben zur Zeit sehr wenig Offiziere zur Verfügung, drei von unseren Leuten liegen an Grippe krank, Joynson und Billingham sind auf Urlaub. Tatsächlich habe ich noch nie einen Posten beim Militär gehabt, wo ich so viel Dienst tun mußte wie im Tower. Man muß mehr Schildwachen ausstellen in dieser ekelhaften Festung als in einem richtigen Feldlager.«
    Dann fragte er zu ihrer großen Überraschung: »Gefällt Ihnen Hope Joyner nicht?«
    »Hope Joyner, warum denn, Bobby? Sie ist ein süßes Geschöpf. Ich kenne sie zwar nur oberflächlich, aber – wer kennt sie denn überhaupt? Sie ist eine ganz geheimnisvolle Persönlichkeit.«
    »Das finde ich aber wirklich nicht«, verteidigte sie Bobby kräftig. »Sie ist nicht geheimnisvoller als irgendeine Frau und ist ein selten hübsches junges Mädchen.«
    »Sie wird gut zu Dick passen, wenn er sie heiratet«, sagte sie ruhig. »Aber er wird nicht gern den Dienst beim Regiment quittieren.«
    Das war eine Herausforderung, die er in seiner jugendlichen Begeisterung annahm. »Warum sollte er denn das Regiment verlassen?« fragte er. »Sie ist doch keine Balletteuse – oder – oder hm – eine

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